Während heutzutage fast jeder ein Smartphone hat und die computerisierten Mobiltelefone immer noch fleißig gekauft werden, ist der Hype um Tablets längst vorbei. Hatten vor einigen Jahren viele Hersteller hier oft mehrere Geräte im Sortiment, ist die Auswahl nunmehr deutlich kleiner geworden. Wer sich in Onlineshops umsieht, findet neben den Angeboten von Samsung, Huawei und Amazon selbst fast nur noch Produkte obskurer, chinesischer Hersteller.

Ebenfalls aus China, allerdings schon lange im Tabletgeschäft und daher auch manchen Käufern im Westen bekannt, ist das Unternehmen Alldocube (in China als Cube firmierend). Dieses hat im vergangenen Jahr eine Finanzierungskampagne für sein neues Modell Alldocube X gestartet. Es handelt sich um ein Zehn-Zoll-Tablet, das vor allem mit einem 2K-AMOLED-Display und Fingerabdruckscanner punkten soll, wo Konkurrenz in der gleichen Preisklasse üblicherweise mit LCD-Panels Vorlieb nehmen. Mittlerweile gibt es das Gerät auch bei Amazon zu kaufen. Der STANDARD hat ausprobiert, was der Exot um 300 Euro kann.

Foto: STANDARD/Pichler

Design und Verarbeitung

Rund 370.000 Dollar konnte der Hersteller über Indiegogo einsammeln und damit die Produktion erfolgreich finanzieren. Mit etwas Verspätung wurde es schließlich noch im Winter an Unterstützer geliefert, ehe es seit einigen Wochen auch im regulären Handel ist.

In Sachen Design hebt sich das Alldocube X sogar ein bisschen ab. Schmale Seitenränder und eine dickere Ober- und Unterseite finden sich rund um den Bildschirm. Die Form des Tablets ist fast betont eckig gehalten, wo andere Firmen deutlich abgerundete Ecken bevorzugen. Die Rückseite ist in Aluminium eingefasst und etwas anfällig für Kratzer.

Die Verarbeitung des Gehäuses ist sonst insgesamt gut. Es gibt keine bedenklichen Spaltmaße oder andere Stellen, an denen offensichtliche Schwächen zu erkennen wären.

Hält man das Tablet in der Längsansicht ("Landscape"), so finden sich auf der linken Seite die Lautstärkewippe und der Ein-/Aus-Schalter, rechts der Fingerabdruckscanner, die 3,5mm-Kopfhörerklinke und der USB-C-Port für Datenübertragung und das Aufladen des Akkus. Die obere Seite zeigt zwei Lautsprecher und einen Einschub, in dem sich eine microSD-Karte zwecks Speichererweiterung unterbringen lässt.

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Bildschirm

Das Display kommt auf eine Diagonale von 10,5 Zoll und liefert eine Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel. AMOLED-Typisch sind die Farben knackig sowie Kontraste und Helligkeit gut ausgeprägt. Der Unterschied zu Tablets mit LCD fällt klar auf. Der Vorteil der sehr hohen Auflösung zeigt sich besonders bei manchen Fotodetails oder kleineren Schriften.

Wer besonders genau hinsieht, kann allerdings feststellen, dass die Kalibrierung des Bildschirms nicht ganz gelungen ist. Ist man darüber aber nicht schon vorab informiert – in diesem Falle verriet es uns ein Test von Notebookcheck noch vor Eintreffen unseres Testmodells – dürfte man es im Alltagsbetrieb wohl nicht wahrnehmen. Per App lässt sich etwas nachhelfen, so man das will.

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Performance

Unter der Haube hat Alldocube den MT8176 von Mediatek verbaut, der im Jahr 2016 vorgestellt wurde und heute der unteren Mittelklasse zuzurechnen ist. Der Sechskernprozessor greift auf vier GB RAM zu, der Onboardspeicher fasst 64 GB.

Performancetechnisch bedeutet die Wahl der Hardware natürlich, dass das Alldocube X nur eingeschränkt für grafisch anspruchsvolle Herausforderungen geeignet ist. Casual Games laufen ohne Probleme, alles was etwas komplexere 3D-Grafik bietet gerät aber tendenziell ins Stottern oder muss zumindest auf niedrigere Detailstufen geschalten werden. Mit etwa 104.000 Zählern im Allroundbenchmark Antutu und um die 830 bei 3D Mark ordnet es sich auch hier in der unteren Mittelklasse bzw. dem oberen Einsteigerbereich ein.

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Die Optimierung des Systems ist solide. Apps starten flott, die Systemoberfläche ruckelt gelegentich etwas, insbesondere wenn man zwischen mehreren Programmen Multitasking betreibt. Hier zeigt sich wiederum der Nachteil in der Kombination aus einer eher sparsamen Grafikeinheit und hoher Auflösung.

Sound und Video

Wer das Gerät primär für Kommunikation, Internetsurfen und Medienkonsum verwendet, sollte das verschmerzen können. Denn gerade in letzterem Bereich spielt das Alldocube X seine Stärken aus. Abseits des guten Display liefert es auch – für ein Tablet – sehr ordentlichen Stereosound. Ein Manko ist lediglich die Ausrichtung der Lautsprecher nach oben.

Videos in 2K und 4K (getestet mit 30 FPS) gibt das Gerät flüssig wieder. Eines muss man allerdings bedenken, wenn man Videostreaminginhalte ansehen möchte: Das Tablet unterstützt nur Widevine L3, daher können etwa auf Netflix Filme und Serien nicht in HD abgerufen werden.

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Konnektivität und Kameras

Konnektivitätsseitig gibt es keinen Grund zur Beschwerde. Der Empfang des ac-WLAN-Moduls war, auch verglichen mit anderen Geräten in derselben Wohnung, stets gut. Einzig der unterstützte Bluetoothstandard ist mit Version 4.0 nicht unbedingt der aktuellste. NFC sucht man ebenso vergeblich wie ein GPS-Modul oder einen SIM-Slot für mobiles Internet.

Wenig Grund zur Begeisterung geben die integrierten Kameras. Beide werden mit einer Auflösung von acht Megapixel ausgewiesen und liefern sehr mäßige Bildqualität, die unter Kunstlicht noch einmal deutlich nachlässt. Die Aufnahmequalität des integrierten Mikros reicht halbwegs für Sprachkommunikation.

Firmware

Auf dem Alldocube X ist Android 8.1 "Oreo" vorinstalliert mit fast unveränderter Oberfläche, Zugang zum Play Store und einige Google-Apps sind ab Werk vorhanden. Auf Bloatware wird dankenswerterweise verzichtet. Das Entsperren mit dem Fingerabdruckscanner funktioniert flott und zuverlässig.

Über dem langfristigen Softwaresupport baumelt ein Fragezeichen. Hersteller Cube lieferte bisher bei vielen seiner Android-Geräte für rund ein Jahr unregelmäßig Aktualisierungen, danach allerdings kaum mehr. Versionsupdates sind nur selten darunter.

Für dieses Tablet hat man ursprünglich ein "späteres" Upgrade auf Android 9 versprochen. Mittlerweile heißt es vom Hersteller allerdings, dass es "unklar" sei, ob man ein solches liefern wird – obwohl Android 10 bereits in wenigen Monaten erscheint. Das bislang einzige OTA-Update hat das Gerät im April erhalten, Stand der Sicherheitspatches war zum Zeitpunkt des Tests (Anfang Mai) März.

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Akkulaufzeit

Bei der Akkulaufzeit präsentiert sich das Tablet durchschnittlich. Wenn man den Bildschirm auf mittlerer Helligkeit betreibt, ist eine Verwendungszeit von sechs bis sieben Stunden realistisch. Der 8.000-mAh-Akku (Lithium-Polymer) beherrscht Fast Charing mit 18 Watt und kann in unter drei Stunden vollständig geladen werden. Wer das Tablet länger nicht verwendet, sollte es ganz abschalten. Im Standby neigt es manchmal dazu, überraschend viel Energie zu verbrauchen, wobei der Auslöser für dieses Phänomen sich nicht ergründen ließ.

Fazit

Für rund 300 Euro liefert Alldocube mit dem Alldocube X ein Multimediatablet mit AMOLED-Bildschirm und guter Soundqualität in einem leider auf der Rückseite kratzeranfälligen Gehäuse. Seine Stärken liegen klar beim Medienkonsum, wobei das Fehlen von Widevine L1 hier etwas schmerzt. Für Videochats lässt es sich auch nutzen, allerdings sind weder die Kameras, noch das Mikrofon sonderlich überzeugend.

Die vorinstallierte Android-Version ist überraschend "sauber", was Puristen freuen sollte. Der Fingerabdruckscanner ist eine nette Beigabe. Die durchschnittliche Akkulaufzeit kann man als verschmerzbar ansehen, zumal dieses Tablet in Ermangelung von einem 4G-Modem ohnehin mehr für die Verwendung daheim, denn unterwegs ausgelegt ist.

Als Gesamtpaket ist dieses Tablet als Entertainmentgerät durchaus attraktiv, zumal Geräte bekannter Hersteller in dieser Preiskategorie bei Sound und Display nicht mithalten können. Dennoch will ein Kauf wohlüberlegt sein, zumal die Abwicklung von Garantiefällen hier etwas komplizierter und langwieriger ausfallen dürfte und unklar ist, wie lange der Hersteller das Tablet mit Updates versorgen wird. (Georg Pichler, 11.05.2019)

Update, 13.05.: Alldocube hat erklärt, dass es mittlerweile "unklar" sei, ob man ein Update auf Android 9 liefern wird. Der Text wurde entsprechend aktualisiert.