Die neue Jö Bonuskarte kommt mit viel Kleingedrucktem.

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Vor kurzem flatterte Kundenkartenbesitzern von Billa, Merkur und Bipa Post ins Haus. Die bisherigen Bonuskarten werden aufgelassen, stattdessen gibt es den neuen Jö Bonus Club. Damit können Kunden händler- und branchenübergreifend Bonuspunkte sammeln. In den Geschäften wird fleißig Werbung dafür gemacht, im Fernsehen gibt sich "Kaiser Robert Heinrich I" (Robert Palfrader) als prominentes Testimonial. Doch an dem neuen Programm gibt es Kritik. Denn damit werden umfassend Kundendaten gesammelt, wie Konsumentenschützer warnen.

Große Pläne

Jö löst nicht nur die bisherigen Bonuskarten ab, der Club erweitert die Kundenbindungsprogramme auch. Neben den Rewe-Handelsketten Billa, Bipa und Merkur nehmen auch OMV-Tankstellen, Libro, Pagro Diskont, Interio, Bawag PSK, Penny und ADEG teil. Das macht Jö nach eigenen Angaben zum größten Kundenclub Österreichs – und vor allem Payback Konkurrenz, das bei DM, BP-Tankstellen und Fressnapf zum Einsatz kommt. Seit 2. Mai sollen sich bereits über eine Million Kunden dafür angemeldet haben. Bis Jahresende will man 3,7 Millionen Kunden an Bord holen.

Wie alle Kundenbindungsprogramme ist aber auch Jö kein Wohltätigkeitsverein. Rabatte werden nicht einfach so verschenkt. Im Gegenzug werden Daten der Kunden gesammelt. Und das ist im Fall des neuen Clubs sehr umfangreich, wie der Verein für Konsumenteninformation (VKI) anmerkt. "Wir sind skeptisch gegenüber solchen Angeboten", sagt VKI-Finanzdienstleistungsexperte Walter Hager auf Konsument.at.

Mit und ohne Profiling

Jö wirbt mit "exklusiven Vorteilen und Aktionen", sofern man dem sogenannten "Profiling" zustimmt. Dabei werden "Teilnahmedaten und Einkaufsdaten" zusammengeführt und analysiert, um auf das Einkaufsverhalten des jeweiligen Kunden abgestimmte Angebote bzw. personalisierte Werbung zu erstellen. Auch ob Werbung ihren Zweck erfüllt hat und erfolgreich war, wird so ermittelt. "Grundsätzlich erheben wir Daten zu Ihrem Einkaufsverhalten, Ihre Präferenzen und Dingen, die Sie interessieren oder interessieren könnten", heißt es auf der Jö-Website. Für Mitglieder werden also Profile des Einkaufverhaltens angelegt, von dem aus man auf zukünftige Einkäufe schließen kann. Wer oft Katzenfutter kauft, bekommt dann Rabatte für Katzenfutter angeboten.

Um den Bonusclub nutzen zu können, ist die Einwilligung in das Profiling nicht zwingend notwendig. Dann kann man trotzdem Bonuspunkte für Rabatte sammeln, diese werden dann aber nicht am Einkaufsverhalten ausgerichtet. Gesammelt werden die Daten bei Verwendung der Bonuskarte aber in jedem Fall, ob mit oder ohne Profiling – der Unterschied besteht nur in der Verwendung der Daten. In einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD heißt es seitens Jö, dass die Kundendaten anonymisiert ausgewertet werden. Endet die Mitgliedschaft, werden die Daten gelöscht.

Nach Angaben des Jö Bonus Clubs werden die Daten zudem weder unter den Partnerunternehmen getauscht noch an Dritte weiterverkauft. Für Fragen verweist man Kunden auf den eigenen Datenschutzbeauftragten. "Der jö Bonus Club nimmt das Thema Datenschutz sehr ernst und möchte dem Wunsch der Kunden nach Datensicherheit nachkommen. Es widerstrebt uns zutiefst den Kunden hier zu verunsichern", so Geschäftsführerin Ulrike Kittinger.

Präzise Kundenprofile

Für den VKI ist das jedoch nicht ausreichend. Mit jeder Transaktion würden Kunden persönliche Informationen für das Profiling preisgeben. Diese reichen von Präferenzen beim Brotkauf über Alkoholkauf an Tankstellen bis zu Aktivitäten des Girokontos. Daraus ließe sich ein sehr präzises Kundenprofil erstellen, das mehr Rückschlüsse zulasse, als es den meisten Konsumenten bewusst sein dürfte, so Hager. "Der Kunde zahlt mit seinen Daten für das Bonusprogramm, sie werden nicht zufällig gesammelt. Fest steht, dass sie bei einer übergeordneten Stelle zusammenlaufen und man nicht genau weiß, was mit ihnen passiert", sagt der Experte. (Birgit Riegler, 12.5.2019)