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Knapp 30 Millionen Euro kassierte PSG im Winter 2018 für Lucas Moura von den Spurs. Ein Schnäppchen für das, was der Brasilianer nun leistete.

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Brasilianer. Fußballer. Gottgläubig. Was sonst.

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Fußballprofis im 21. Jahrhundert haben es manchmal nicht leicht. Mitleid mit den laufenden, millionenschweren Aktien gibt es nicht, das Publikum kennt in der Kritik der modernen Laufmaschinen keine Gnade. Fußballspiele sind wie Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Und obwohl (fast) jegliche Romantik abgeschafft wurde, gibt es doch noch manchmal Helden.

Ein stiller ist Lucas Moura, der Tottenham gegen Ajax Amsterdam quasi im Alleingang zum Aufstieg ins Finale geschossen hat. Eine kurze Denkerpose, unbeachtet saß er nach dem Spiel auf dem Rasen, aus war die Inszenierung. "Das ist ein großes Geschenk von Gott, das ich mit meinen Mitspielern, Freunden und meiner Familie teile", sagte Moura, der sich abseits des Rasens nie in den Vordergrund drängt. Auf social media präsentiert sich der gläubige Christ (was sonst) als guter Familienvater – 2016 heiratete er Freundin Larissa Saad, im November 2017 kam Sohn Miguel zur Welt.

Opfer des Transferrauschs

Es ist schon eine besondere Geschichte, dass ausgerechnet Moura für Tottenhams Einzug ins Champions-League-Finale sorgt. Er ist der letzte Spieler, den die Spurs geholt haben – am 31. Januar 2018. Zuvor war der Brasilianer in Paris in Vergessenheit geraten. 2013 überwies PSG noch 40 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler aus Sao Paulo. In seiner vierten Saison war er noch zweitbester Torschütze hinter Edison Cavani, dann kamen Neymar und Mbappe und Moura stand im Abseits. Als er im ersten Halbjahr 2017/18 nur noch fünfmal von der Bank aus zum Einsatz kam, wollte der olympische Silbermedaillengewinner von 2012 nur mehr weg.

Bei Tottenham ist er mehr als der viel besagte Ergänzungsspieler, nicht umsonst machte Moura 31 von 35 Premier-League-Partien. Trotzdem war diese Saison für den Brasilianer ein Auf und Ab. In der Champions League bestritt der schnelle und technisch versierte Offensivspieler nur neun Partien über die volle Distanz, wurde auf den Positionen hin- und hergeschoben, füllte diverse Lücken.

Unfassbares zweites Tor

Nach Harry Kanes Verletzung wanderte er in die Schaltzentrale Tottenhams, wurde bereits für seine Leistungen gegen Manchester City viel gelobt. Er sorgte in höchster Unruhe im Mittelfeld dafür, Guardiolas Abwehr dauerhaft zu destabilisieren. Der Aufstieg gegen Manchester City kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Spricht man über die Spurs, fällt Mouras Name nur selten. Die Tottenham-Stars sind andere, Harry Kane, Heung-Min Son, Christian Eriksen, Dele Alli. Mit seinem Auftritt in Amsterdam hat sich Lucas Moura aber nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern gemeinsam mit Liverpool und all den anderen verrückten Ergebnissen dieser CL-Saison auch gezeigt, dass der Spitzenfußball doch nicht verloren ist und das Unberechenbare trotz Geldlawinen nicht zu ersticken ist. Sein erstes Tor erzielte der Brasilianer in atemberaubender Geschwindigkeit, bei Treffer Nummer zwei dilettierte Ajax-Goalie Onana zwar gewaltig, doch wie Lucas Moura der Ball am Fuß klebte und dann der Schnellschuss: unpackbar, ein Futsal-Tor. Der Höhepunkt war ein Kontakt mit seinem schwächeren linken Fuß, der Ajax zum Weinen brachte.

"Ich habe immer gesagt, dass meine Spieler Helden sind. Jetzt sind sie Superhelden", erklärte Teammanager Mauricio Pochettino: "Und Lucas Moura ein Super-Super-Superheld." Ein bisschen Restromantik darf doch sein. (Florian Vetter, 9.5.2019)