Dominic Thiem wartet auf ein Treffen mit Roger Federer.

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Madrid – Die French-Open-Vorbereitung läuft für Dominic Thiem weiter ausgezeichnet: Der 25-Jährige überwand am Donnerstag beim Masters-1000-Turnier in Madrid die erste richtig schwere Hürde nach starker Leistung und steht im Viertelfinale. Nach 89 Minuten besiegte er Monte-Carlo-Gewinner Fabio Fognini (ITA-10) 6:4, 7:5 und steuert weiter auf den Finalhattrick zu.

Der diesjährige Indian-Wells- und Barcelona-Sieger trifft nun am Freitag auf den als Nummer vier gesetzten Roger Federer (nicht vor 17 Uhr, live auf Sky und Servus TV).

"Ich glaube, ich habe einen der zurzeit besten Sandplatzspieler geschlagen, also bin ich überglücklich", meinte Thiem im Sky-Interview. Der für seine mitunter lebhafte Art bekannte Italiener ließ auch am Donnerstag einiges Feuer auf dem Platz.

Eine schwierige Situation

"Er ist ein super Kerl. Wir verstehen uns extrem gut abseits vom Platz, und auf dem Platz ist es zu erwarten. Er hat immer wieder seine kleinen Mätzchen, aber die hat er fast bei jedem Match, und die habe ich erwartet", so Thiem. "Ich habe versucht, dass ich ruhig bleibe. Einmal war es schwierig, wie er den Fußfehler bekommen hat, da war es wirklich laut. Aber generell habe ich das gut gemeistert und eine sehr schwierige Hürde genommen", freute sich der Weltranglisten-Fünfte.

Jedenfalls ist Thiem in ausgezeichneter Form, und sein erster 1000er-Titel auch auf Sand nach jenem auf Hardcourt in Indian Wells scheint nur noch eine Frage der Zeit. Nach zuletzt zwei Finalniederlagen gegen Rafael Nadal (2017) und Alexander Zverev (2018) könnte er in der spanischen Hauptstadt im dritten Anlauf zuschlagen, doch davor erwartet den Schützling von Nicolas Massu zunächst ein schweres Viertelfinale. "Das ist sehr schwer", meinte Thiem, auf den möglichen Coup angesprochen. "Morgen erwartet mich eine richtig schwere Partie. Das Turnier ist unglaublich besetzt, ab heute gibt es nur noch absolute Kracherpartien. Ich freue mich, dass ich im Viertelfinale stehe."

Das Ziel

Inwiefern er sich noch steigern wird müssen? "Heute war eine sehr gute Partie, wenn ich das Level halten kann, dann wäre ich glücklich, und das werde ich versuchen." Im vierten Duell mit Fognini feierte Thiem also seinen dritten Sieg und musste danach gleich noch einmal auf den Platz, denn im Doppelviertelfinale stand das Österreicher-Duell mit Oliver Marach (mit Mate Pavic/CRO) auf dem Programm. Doppelpartner und Freund Diego Schwartzman hatte das Einzel Thiems zuvor einige Zeit in der Spielerbox beobachtet.

Thiem machte von Beginn weg einen sehr soliden Eindruck, lediglich beim ersten Aufschlag steigerte er sich erst im Verlauf des Auftaktsatzes. Dem Lichtenwörther gelang bereits im dritten Game das erste Break des Spiels zum 2:1, Fognini hatte dann eine gute Chance zum Rebreak, als er bei 0:30 einen Rückhand longline nur knapp ins Aus setzte. Thiem bestätigte das Break dann zum 3:1 und war in der Folge beim Service ungefährdet. Bei 5:4, Aufschlag Fognini, vergab der French-Open-Finalist 2018 zunächst noch den ersten Satzball, doch sechs Minuten später servierte er nach 38 Minuten zum 6:4 aus.

Im zweiten Durchgang verlief die Partie offener und erreichte jenes Niveau, das man sich zuvor von ihr versprochen hatte. Beim Stand von 4:3 fand Fognini seinen ersten und auch einzigen Breakball gegen Thiem vor, den der Österreicher aber abwehren konnte. Bei 4:4 vergab Thiem seinerseits die Chance zum vorentscheidenden Break, das Match ging schon in Richtung Tiebreak. Doch dann gelang es Thiem nach einem perfekten Aufschlag-Game zum 5:5 doch noch, Fognini zum zweiten Mal den Aufschlag, diesmal zum 6:5, abzunehmen. Thiem servierte danach sicher aus.

Ein Treffen mit dem König

Nun kommt es zum großen Schlager gegen Roger Federer. Zum sechsten Mal trifft Thiem auf den Superstar, hat eine 3:2-Siegesbilanz. Zuletzt hat er im hochklassigen Endspiel von Indian Wells 3:6, 6:3, 7:5 gewonnen und seinen ersten Masters-1000-Titel geholt.

Der als Nummer vier gesetzte Federer musste allerdings im Madrid-Achtelfinale gegen Gael Monfils hart kämpfen und zwei Matchbälle abwehren, ehe er sich nach zwei Stunden mit 6:0, 4:6, 7:6 (3) durchsetzte. Monfils hatte ein rascheres Ende verhindert, indem er im zweiten Satz bei 4:4 und im dritten bei 5:5 Breakbälle abwehrte. Im Entscheidungssatz führte er schon 4:1 – Federer hatte eine Verwarnung kassiert, als er nach dem Break zum 0:2 einen Ball auf die Tribüne schlug –, doch Federer kämpfte sich zurück und verwertete im Tiebreak seinen dritten Matchball.

"Es hat eine Zeitlang nicht gut ausgeschaut, aber ich habe ein großartiges Tiebreak gespielt. Ich habe versucht, aggressiv zu bleiben, das hat sich ausgezahlt", erklärte Federer.

"Viele Leute unterschätzen ihn"

Thiem freute sich auf das Duell, das erste mit Federer auf Sand, seit er ihn vor drei Jahren in Rom besiegt hatte. Federer hatte seither nicht mehr auf diesem Belag gespielt. "Es ist immer sehr schön und eine Ehre gegen ihn zu spielen. Es ist immer auch eine Möglichkeit, viel zu lernen, aber trotzdem, ich möchte natürlich gewinnen. Da ist auch der Belag egal, viele Leute unterschätzen ihn auf Sand", sagte der ÖTV-Daviscupper.

Thiem war nach der Partie gegen Fognini überglücklich. "Das war ein sehr gutes Match von Anfang bis zum Ende. Wir sind beide in super Form. Er hat Monte Carlo gewonnen und spielt sehr gut zur Zeit, da ist er extrem gefährlich. Der einzige kleine Unterschied heute war, dass ich wirklich gut serviert habe", analysierte Thiem. "Das ist eine große Waffe in Madrid, weil es so schnell ist. Der Aufschlag hat mir das Leben im ganzen Match leichter gemacht."

Seit dem Trainerwechsel von Günter Bresnik zu Nicolas Massu läuft es jedenfalls ausgezeichnet. Was er seither geändert hat? "Ich habe ein paar neue Sachen in mein Spiel eingebaut. Ich habe in den letzten Jahren ein bisserl das Problem gehabt ... Meine Schläge sind wirklich gut und sehr schnell, die tun fast jedem Gegner weh, aber ich habe sie ein bisserl falsch eingesetzt. Die Gegner haben teilweise vorher schon gewusst, wo ich hinspielen werde, und ich habe in Relation zu wenige Winner gespielt", gestand Thiem. Das sei nun etwas anders. "Ich baue hin und wieder (andere) Schläge ein und spiele die Bälle mehr dorthin, wo sie hingehören. Das ist schon ein ziemlich großer Unterschied." (APA, 9.5.2019)