Graz – Wovon hat man sich dort, wo heute die Steiermark liegt, im Verlauf der Jahrtausende ernährt? Dieser Frage widmet das Grazer Archäologiemuseum eine Ausstellung mit dem Titel "Erde – Wasser – Feuer. Lebensquellen und Wissensspeicher". Ausgehend von einigen archäologischen Funden, dreht sich die Schau um die Landwirtschaft und die Gewinnung von Wasser in der Region – aber auch um alte Pflanzensorten, die zum Teil nachgezüchtet wurden, wie Museumsleiter Karl Peitler bei einer Presseführung erklärte.

Aufschlussreiche Funde

Im Mittelpunkt der Schau stehen zwei Brunnenkästen aus Holz. Einer stammt aus der Bronzezeit und wurde in Wohlsdorf bei Wettmannstätten im Bezirk Deutschlandsberg gefunden. Der andere stammt aus der Römerzeit und wurde in Slowenien entdeckt.

Doch nicht nur die Bauweise der Brunnen ist interessant, sondern auch die Dinge, die darin lagerten, da die Wasserspeicher später als Abfallgrube genutzt wurden. Diese Reste sind regelrechte "Wissensspeicher, um die Vergangenheit zu rekonstruieren", betonte Sarah Kiszter, die zusammen mit Daniel Modl und Marko Mele die Ausstellung im Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg kuratiert hat.

So fanden sich in den Brunnen unter anderem Tierknochen, aber auch Dachziegel und Töpfe. Daraus lässt sich schließen, dass die Menschen Schweine und Rinder aßen. Hundeknochen wurden ebenfalls gefunden, dürften mit der Ernährung aber nichts zu tun haben, mutmaßt die Kuratorin. Sie tippt eher auf eine Begräbnisstätte für das Haustier.

Römischer Einfluss

In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends wanderten Kelten in der heutigen Steiermark ein, die Region wurde Teil des weit über die Grenzen des heutigen Österreich hinausreichenden Königreichs Noricum. 15 Jahre vor der Zeitenwende wurde dieses dem Römischen Reich einverleibt, womit sich ein neuer bedeutender Einfluss bemerkbar machte, auch auf Landwirtschaft und Kulinarik.

Eine Tafel in der Ausstellung zeigt den Wasserverbrauch im Laufe der Zeiten an: "Die Römer haben viel mehr Wasser verbraucht als wir, weil es ständig geflossen ist", erklärte Kiszter. Bei einer aktiven Schautafel können Besucher Getreide- und Samensorten der jeweiligen Zeit zuordnen. Auch hier wird der Einfluss der Römer deutlich. Ihnen verdankt die Steiermark beispielsweise schwarze Senfkörner und Hafer. "Unsere Küche wäre ohne die Römer extrem langweilig", meinte die Kuratorin.

Wiederbelebung alter Sorten und Rezepte

Im Zusammenhang mit der Ausstellung steht auch die eigens entwickelte Marke "Heriterra", bei der Experten aus Landwirtschaft, Gastronomie und Handwerk alte Pflanzensorten und Rezepte wieder aufleben lassen. Vor dem Archäologiemuseum stehen schon Kästen mit alten Pflanzen, die dann auch von den Besuchern als Kostproben mitgenommen werden können. Damit solle eine Verbindung zwischen den Menschen und dem archäologischen Erbe ihres Lebensraumes hergestellt werden. (APA, red, 10. 5. 2019)