Die Präsentation in Washington war in passendes Licht getaucht.
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Washington – Amazon-Chef Jeff Bezos hat in seiner Funktion als Gründer des Raumfahrtunternehmens Blue Origin einen neuen Mondlander vorgestellt. Die Lander der Blue Moon benannten Baureihe sollen je nach Modell 3,6 bis 6,5 Tonnen Ausrüstung zum Erdtrabanten transportieren können. Blue Origin habe seit drei Jahren am Design von Blue Moon gearbeitet.

"Es ist ein unglaubliches Gefährt, und es wird zum Mond fliegen", gab sich der Multimilliardär bei der Präsentation in Washington zuversichtlich. Einen Termin für den ersten Start von Blue Moon nannte Bezos zwar noch nicht, aber: "Es ist an der Zeit, zum Mond zurückzukehren – diesmal, um zu bleiben."

Das offizielle Präsentationsvideo zum Projekt.
Blue Origin

Bereits vor gut einem Jahr hatte Bezos gesagt, Blue Origin sei "das Wichtigste, was ich mache". Er denke, dass die Erschließung des Sonnensystems unter anderem nötig sei, um künftige Energiekrisen zu verhindern. Attraktiv sei der Mond vor allem aufgrund seiner Ressourcen – dazu gehört unter anderem das auf der Erde seltene Isotop Helium-3.

"Eines der wichtigsten Dinge, die wir heute über den Mond wissen, ist, dass es dort Wasser gibt", so Bezos. Die Wasservorräte befänden sich in Form von Eis in Kratern an den Polen des Mondes, die dauerhaft im Schatten liegen. Das ist zwar keine Ressource, die auf der Erde gebraucht würde – doch könnte sie eine wichtige Rolle beim Aufbau einer lunaren Infrastruktur spielen. Die neue Mondlandefähre könne diese Vorräte anzapfen, so die Idee des Amazon-Gründers. "Wir können flüssigen Wasserstoff aus dem Wasser auf dem Mond gewinnen und damit die Fahrzeuge auf der Mondoberfläche betanken."

Schnellschuss

Laut Blue Origin könnte Blue Moon dazu beitragen, das von US-Präsident Donald Trump ausgegebene Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2024 wieder Menschen zum Mond zu bringen. Mit seiner Terminvorgabe hatte Trump die US-Raumfahrtbehörde NASA in Hektik versetzt. Ursprünglich wollte die NASA 2028 wieder zum Mond zurückkehren, nun hat sie vier Jahre weniger Zeit – zumindest wenn Trump als Präsident oder zumindest seine Aussage Bestand hat.

Und bisher ist noch nichts bereit – weder das Raketensystem SLS zum Transport von Astronauten und Geräten, noch die Komponenten für eine geplante Mini-Station in der Mondumlaufbahn, die als eine Art Raststätte auf dem Weg von der Erde zum Mond dienen soll. Auch die von den Raumfahrern benötigten Mondlander und -fahrzeuge sind noch nicht entwickelt.

Private Mitbewerber

In diese Lücke könnte Blue Moon stoßen. Neben Bezos' Unternehmen dürften sich voraussichtlich noch weitere Luftfahrtfirmen um den Bau eines Mondlandegeräts für die NASA bewerben. So hatte Lockheed Martin vor einigen Monaten ein eigenes Mondlanderkonzept vorgelegt.

Der als reichster Mensch der Welt geltende Bezos hatte Blue Origin im Jahr 2000 gegründet. Er finanziert das Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Dollar im Jahr. Neben der Landefähre arbeitet Blue Origin an zwei weiteren Großprojekten: einer Rakete, die bereits ab diesem Jahr Touristen ins All fliegen soll, und einer teilweise wiederverwertbaren Trägerrakete. (APA, red, 10. 5. 2019)