Die Untersuchung weist dem digitalen Musikkonsum keine gute Bilanz aus.

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Streamingdienste wie Spotify oder Apple Music haben Musik zugänglicher gemacht. Statt in Geschäften CDs zu kaufen, kommen die Songs unserer Wahl per Knopfdruck über das Internet zu uns.

Man müsste auch annehmen, dass diese neue Form des Musikkonsums besser für das Klima ist, als die Verbreitung physischer Tonträger. Dem scheint aber nicht so zu sein, wie nun eine Untersuchung von norwegischen und schottischen Forschern ergibt, berichtet Technology Review.

Größerer Fußabdruck trotz weniger Plastikmüll

Die Wissenschaftler der Universitäten in Oslo und Glasgow haben Berechnungen für die ökonomischen und ökologischen Kosten hinter der Produktion von Tonträgern und den Betrieb der Infrastruktur hinter Musikstreaming (Speicherung und Verbreitung) errechnet. Wirtschaftlich gesehen, so eine Erkenntnis, ist Musik für den Konsumenten dank Streaming günstiger geworden.

Sie kommen dabei auf eine schlechtere Umweltbilanz für diese Form der netzbasierten Verbreitung. Dies gilt nicht nur für den Vergleich mit CDs, sondern auch mit Schallplatten – trotz der Reduktion an Plastikmüll. Selbst zu deren Glanzzeiten hätten sie besser abgeschnitten, meint Forscher Kyle Devine.

Zum Vergleich hat man "Treibhausgas-Äquivalente" (GHG) errechnet. Im Jahr 2000, dem Höhepunkt der CD, kommt man auf 157 Millionen GHG für die weltweite Musikverbreitung. 2016 soll alleine digitaler Musikkonsum (Streaming und Download) in den USA zwischen 200 und 350 Millionen GHG erzeugt haben, heißt es in einer Aussendung der University of Glasgow.

Nur ein Teilvergleich

Allerdings bleiben in der Rechnung einige Faktoren nicht berücksichtigt. Verglichen wird ausschließlich der Energieaufwand für die digitale Infrastruktur und für die Herstellung des Kunststoff für analogen Musikkonsum.

Die notwendige Logistik oder der ökologische Fußabdruck von Endgeräten sind beispielsweise nicht enthalten. Bei Technology Review weist man weiters darauf hin, dass auch relevant ist, woher die Streaminganbieter ihren Strom beziehen. Apple etwa gibt an, seine Rechenzentren mittlerweile vollständig mit Energie aus nachhaltigen Quellen zu betreiben. (gpi, 27.05.2019)