Erik Prince will eine afghanische Luftwaffe aufbauen.

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"Wenn Sie eine andere Frage stellen, gehe ich raus" – Erik Prince, der als Gründer der umstrittenen US-Sicherheitsfirma Blackwater bekannt wurde, will nur über das Thema seines Vortrags an der Wiener Webster University sprechen. Nicht aber über die Vorwürfe gegen ihn, er habe sich an Russlands Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 beteiligt, und auch nicht über Berichte, denen zufolge er mehr als 4000 kolumbianische Söldner für einen Einsatz in Venezuela rekrutiert habe.

Der Ex-Angehörige der US-Spezialeinheit Navy Seals_ referierte über die Rolle privater Dienstleister in der modernen Kriegsführung und präsentierte seinen Vorschlag zur Lösung des Afghanistan-Konflikts: Der Großteil der dort stationierten 14.000 US-Soldaten, die von 25.000 Zivilisten unterstützt werden, sei entbehrlich. Sie könnten um einen Bruchteil der aktuellen Kosten von 62 Milliarden Dollar (55 Mrd. Euro) durch Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen ersetzt werden, die Afghanistans Armee beim Kampf gegen die Taliban helfen sollen.

Die bisherige Taktik der US-geführten Koalition, die seit 2001 mit wechselndem Erfolg gegen die Taliban kämpft, hält Prince für gescheitert: "Die USA haben beim Aufbau einer afghanischen Luftwaffe versagt: Es tut mir weh zu hören, dass abgelegene Militärstützpunkte von den Aufständischen umzingelt und eingenommen werden; dass die Soldaten dort ohne Luftunterstützung und medizinische Evakuierungsflüge kämpfen müssen."

Sein Vorschlag wäre, kleine, leichte Flugzeuge mit Waffen auszurüsten. Diese sollten von gemischten Besatzungen geflogen werden, sodass ein gut ausgebildeter ausländischer Pilot die Maschine steuert, während der afghanische Kopilot sich mit seinen Kollegen am Boden abspricht, Ziele festlegt und die Waffen abfeuert, wodurch das Risiko von Fehlabwürfen verringert werde.

"Keine Chemiewaffen"

"Die US-Truppen waren darauf trainiert, Europa gegen eine Invasion der Sowjetunion zu verteidigen, und standen im Irak und Afghanistan dann völlig anderen Herausforderungen gegenüber", erklärte Prince. Dort habe es aber keine Bedrohungen durch Atomraketen oder Chemiewaffen gegeben; dafür seien aber Polizisten, Leibwächter, Übersetzer und Ausbildner benötigt worden, und diese könne der private Sektor "viel einfacher und günstiger" zur Verfügung stellen, indem man Personal kurzfristig rekrutiere, ohne dieses für die nächsten zehn oder 20 Jahre entlohnen und den Kämpfern dann noch eine Pension bezahlen zu müssen.

Die immer wieder auftauchenden Probleme bei der Zusammenarbeit zwischen Militär und privaten Sicherheitsfirmen hält Prince für lösbar: "Die Luftwaffe tut sich schon schwer, sich mit der Armee abzustimmen, genauso wie die Marine mit der Marineinfanterie; und der private Sektor ist natürlich genauso anfällig für Missverständnisse. Dieses Problem haben auch multinationale Unternehmen oder Institutionen wie die Uno oder große Hilfsorganisationen."

Handykommunikation statt Verschlüsselung

Statt verschlüsselter Kommunikationssysteme, zu denen private Dienstleister keinen Zugang haben, würde es ausreichen, wenn die Beteiligten einfach ihre Mobiltelefonnummern austauschen würden, um Nachrichten wie "Wir kommen morgen mit zehn Lastwagen durch euer Gebiet" zu übermitteln.

Aus der Debatte über die Strafverfolgung von Sicherheitsleuten, die im Gastland Übergriffe begingen und sich dem Zugriff der dortigen Justiz entzogen, hat Prince gelernt: Während er früher erklärte, seine Männer seien "Leibwächter und keine Ermittler", könnte er sich heute vorstellen, solche Fälle Teams von Militärjuristen der westlichen Koalition und erfahrenen afghanischen Offizieren vorzulegen. Es sei nämlich "nicht besonders effizient, einen Prozess zehntausend Kilometer entfernt abzuhalten, wo die armen Geschworenen keine Ahnung davon haben, wie es in einem Kampfgebiet zugeht". (Bert Eder, 10.5.2019)