Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, und wenn man ihm genug Zeit gibt, dann kann sich der ganz schön türmen. Drei Meter hoch war eine Schicht aus Fledermauskot, die australische Forscher in einer Höhle auf Borneo vorfanden. Schätzungsweise 40.000 Jahre haben die Fledermäuse gebraucht, um sich in der Saleh-Höhle auf diese Weise zu verewigen.

Das versunkene Sundaland

Für das Team um Chris Wurster von der James Cook University waren diese Ablagerungen eine ideale Möglichkeit, um einen Blick zurück ins Zeitalter des Pleistozäns zu werfen – und vielleicht sogar ein Rätsel zu lösen, das Biologen schon lange beschäftigt: Nämlich warum im Raum der Inseln Borneo, Sumatra und Java eine so extrem hohe Biodiversität herrscht, obwohl sie doch bis vor relativ kurzer Zeit noch einen gemeinsamen Lebensraum bildeten.

Während der letzen Kaltzeit waren diese und andere Inseln noch mit der Halbinsel Hinterindien verbunden. Erst als es vor etwa 12.000 Jahren wieder deutlich wärmer wurde, stieg der Meeresspiegel so weit an, dass die Sundaland genannte Landmasse in ihre heutigen Teile zerfiel. Trotz dieser kurzen Zeit gibt es zwischen den heutigen Inselfaunen aber deutliche Unterschiede – Borneo und Sumatra haben sogar jeweils eigene Orang-Utan-Arten.

Der Savannenkorridor

Der Fledermauskot aus der Saleh-Höhle dürfte darauf nun die Antwort geben. Er enthält nämlich immer noch die chemischen Signaturen der Insekten, die die Fledermäuse einst gefressen haben – und die von grasfressenden Insekten unterscheiden sich von denen, die ihre Nahrung von Bäumen und Waldpflanzen bezogen haben. Es zeigte sich, dass die Saleh-Höhle, die heute von üppigem Regenwald umgeben ist, einst in einer Savannenlandschaft lag.

Damit konnte Wursters Team eine Hypothese zur seltsamen Artenvielfalt in Ex-Sundaland bestätigen: Es gab dort im Pleistozän zwar eine durchgehende Landmasse, aber kein durchgehendes Ökosystem. Durch die Regenwälder, die die Region noch heute prägen, schnitt im Pleistozän ein Savannenkorridor, der die Populationen von Waldtieren schon lange vor der Überflutung trennte.

Dieser Korridor könnte laut den Forschern aber noch eine weitere Bedeutung gehabt haben: Grasland ist wesentlich einfacher zu durchwandern als dichter Regenwald. Die längst versunkene Savanne war möglicherweise die Einfallstraße, auf der Menschen schon recht früh – vor über 50.000 Jahren – von Südasien nach Neuguinea und Australien gelangen konnten. (jdo, 21. 6. 2019)