Washington – Die USA und der Iran legen im Streit über das Atomprogramm immer härtere Bandagen an. Während der Iran am Freitag ein Gesprächsangebot von US-Präsident Donald Trump ablehnte, warnten die USA ihre Handelsmarine vor möglichen Anschlägen Irans und verlegten Patriot-Raketen in den Mittleren Osten.

Es werde keine Unterredungen mit den Amerikanern geben, sagte ein Vertreter der einflussreichen Revolutionsgarden der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge. "Unsere Nation (...) betrachtet Amerika als unzuverlässig", führte der für politische Angelegenheiten der Elitetruppe zuständige Vize-Chef, Jadollah Dschawani, demnach aus. Die USA sollten es nicht wagen, militärisch gegen den Iran vorzugehen, warnte er.

Trump hatte am Donnerstag gesagt, dass ihn die Führung der Islamischen Republik zur Verabredung eines Treffens anrufen solle. Einen Militäreinsatz könne er jedoch angesichts der Spannungen nicht ausschließen. Auf einem US-Stützpunkt in Katar trafen inzwischen Langstreckenbomber des Typs B-52 ein, deren Verlegung das US-Militär vor einigen Tagen angekündigt hatte. Zudem ordnete der amtierende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan nach Angaben eines Regierungsmitarbeiters an, dass Patriot-Raketen in die Region verlegt werden sollten. Die USA haben auch einen Flugzeugträger-Verband in die Region entsandt.

Die US-Seefahrtsbehörde warnte Frachter und Öltanker vor Attacken des Iran beim Passieren der Seewege im Nahen Osten. Ziele könnten Schiffe der Handelsmarine oder US-Kriegsschiffe im Roten Meer, im Persischen Golf oder in der Meerenge von Bab al-Mandab sein.

Der Dauerstreit über das Atomprogramm des Iran hatte sich zuletzt wieder verschärft. Genau ein Jahr nach der einseitigen Aufkündigung des internationalen Atomabkommens durch Trump setzte die Teheraner Führung am Mittwoch einige Verpflichtungen der Vereinbarung aus. Trump ordnete neue Sanktionen gegen den Iran an. Die Revolutionsgarden spielen in dem Konflikt mit den USA eine zentrale Rolle: Nachdem Trump die Elite-Truppe des regulären iranischen Militärs als Terrororganisation eingestuft hatte, betrachtet der Iran nun alle US-Truppen im Nahen Osten offiziell als Terroristen. In den USA werden Angriffe auf die in der Region stationierten Soldaten befürchtet. (APA, 11.5.2019)