In Teheran zeigt ein Demonstrant, was er von Trumps Politik hält.

Foto: Imago / Rouzbeh Fouladi

Das Telefon in der Schweizer Botschaft in Teheran wird vermutlich nicht so bald klingeln. US-Präsident Donald Tump hatte dort am Donnerstag Medienberichten zufolge eine Nummer hinterlegt, über die ihn Irans Präsident Hassan Rohani jederzeit erreichen könnte. "Call me first", ließ der Spott der sozialen Netzwerke nicht lange auf sich warten. Die Schweizer vertreten im Iran auch die diplomatischen Interessen der USA, die ja im Dauerclinch mit dem Iran liegen.

Am Sonntag machte Rohani deutlich, dass er nicht gedenkt, auf das Gesprächsangebot einzugehen. "Kapitulation ist mit unserer Mentalität und Religion nicht vereinbar, und wir werden daher nicht kapitulieren", ließ er wissen. Allerdings schloss er Verhandlungen mit Trump nicht gänzlich aus. Seine Bedingung: Trump müsse den Ausstieg aus dem Atomabkommen und die Sanktionen zurücknehmen.

Selten zeigten sich die unterschiedlichen Auffassungen im Iran über das Abkommen so stark wie nach Rohanis Ankündigung vom Mittwoch, dass der Iran seine freiwilligen Verpflichtungen für zwei Monate aussetzen würde und Europa auffordert, Wege zu finden, um die US-Sanktionen zu umgehen. Konservative Zeitungen ermuntern die Regierung, aus dem Atomabkommen auszutreten, das von Anfang an gegen die Interessen des Irans gewesen wäre. Gemäßigte Medien meinen, der richtige Schritt wäre, Europa zu ermutigen, endlich aus dem Schatten der USA herauszutreten und seine Versprechen gegenüber dem Iran zu erfüllen.

Inflation von 50 Prozent steht bevor

Die Vereinbarung war 2015 von den Uno-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und dem Iran in Wien getroffen worden. Doch der US-Austritt von vergangenem Jahr änderte alles. Mit neuen Sanktionen versuchten die USA, den iranischen Ölexport zu unterbinden. Dazu kamen am Mittwoch neue Sanktionen, die auch den Export von Schwermetallen betreffen.

Im Iran gefährdet das viele Arbeitsplätze. Der Rial verliert stetig an Wert, dem Land steht eine Inflation von fünfzig Prozent bevor. Die Kaufhäuser sind zwar voll mit Waren, aber es gibt immer weniger Käufer. Die Unzufriedenheit der Massen zeigt sich immer wieder in Demonstrationen.

Je stärker die Sanktionen die Menschen treffen, desto mehr setzen die Hardliner die Regierung unter Druck und versuchen, sich als Alternative anzubieten. Der frühere Chef des staatlichen Rundfunks hat vergangene Woche behauptet, die USA würden den Iran just nach dem Fastenmonat Ramadan angreifen – was eine Welle des Spotts auslöste. "Manchmal hat man den Eindruck, dass Trump und die Ultrakonservativen an einem Strang ziehen", schrieb ein Journalist in den sozialen Medien. (Amir Loghmany aus Teheran, Mitarbeit: Anna Sawerthal, 13.5.2019)