Warschau – Die polnische Regierung hat eine israelische Delegation kurzfristig ausgeladen, um nicht über Forderungen nach einer Rückgabe während des Holocausts beschlagnahmten Eigentums sprechen zu müssen. In einer Erklärung des Außenministeriums hieß es am Montagmorgen, Polen habe sich zu dem Schritt entschieden, nachdem Israel die Zusammensetzung seiner Delegation geändert habe.

Aus für Restitution

Sie sollte eigentlich im Laufe des Tages in Warschau landen. Die neue Besetzung der Besuchergruppe habe "darauf hingedeutet, dass die Gespräche sich vor allem auf die Frage der Rückgabe von Eigentum konzentrieren würden", erklärte das Ministerium. Der Generaldirektor des israelischen Ministeriums für soziale Gerechtigkeit, Avi Cohen-Scali, hätte die Delegation leiten sollen. Polen betrachtet die Diskussion über die Rückgabe des Eigentums von Holocaust-Opfern als beendet.

Tausende Nationalisten hatten am Samstag in Warschau gegen ein neues Gesetz in den USA protestiert. Es verpflichtet das US-Außenministerium zu regelmäßigen Berichten über die Fortschritte einer Reihe von Ländern bei der Rückgabe jüdischen Eigentums, das während und nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt worden war. Zu diesen Ländern gehört auch Polen.

Vor dem Krieg hatte Polen eine große jüdische Gemeinde gehabt. Mit etwa 3,2 Millionen Menschen machte sie rund zehn Prozent der Bevölkerung aus. Heute gibt es zunehmend Sorgen über ein Erstarken des Antisemitismus in Polen. Zuletzt hatte der Jüdische Weltkongress im April eine Aktion verurteilt, bei der in einem polnischen Ort zu Ostern eine Puppe aufgehängt und verbrannt wurde, die "wie ein stereotyper Jude" ausgesehen haben soll. (APA, 13.5.2019)