Foto: Guido Gluschitsch

Es gibt kein sinnloseres Fahrzeug als einen Pick-up. Stimmt. Wenn man im Dritten wohnt, im Ersten arbeitet und die Freizeit damit verbringt, Briefmarken zu sammeln. Dann ist so ein Auto zum Haareraufen. So man noch welche hat.

Wenn man aber auf dem Land lebt, rund ums Haus ein bisserl Grund hat und sich am Wochenende auch noch ins Freie wagt, kann so ein Pick-up schon ein Segen sein. So geschehen erst unlängst, als der Frühling ein kurzes Stelldichein feierte.

Wer in der Stadt lebt, braucht vermutlich nicht unbedingt einen Pick-up. Wenn man am Land lebt, schaut die Sache schon anders aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Es war die ideale Zeit, den Garten anzulegen und endlich den schiefen Baum umzuschneiden, bevor ihm der Wind endgültig den Rest gibt.

Pick-up Convention

Der Navara schaffte es zuletzt nicht bis ganz nach oben, im Ranking um den härtesten Pick-up am Markt. Übrigens: Einen schönen Überblick des kompletten derzeitigen Pick-up-Angebots kann man sich am 17. Mai machen, bei der Pick-up Convention in der Speedworld in Pachfurth.

Eine Tonne sei kein Problem, haben sie gesagt. Doch wir hatten nur eine, und die brauchten wir für den Regen. Aber wir hatten einen Baum, der wegmusste.
Foto: Guido Gluschitsch

Jedenfalls der Navara: Er fährt sich ein wenig zu komfortabel für einen bösen Pick-up, selbst wenn er leer ist. Nissan hat der groben Pritsche sanft die Tugenden eines Pkws nähergebracht. Da darf man dann schon sagen: Das ist mir jetzt zu rosa-flauschig, ich mag ihn hart und grau wie Stein. Was aber bei näherer Betrachtung ein ziemlicher Holler ist. Denn die Aufgabe eines Pick-ups ist es nicht, im unbeladenen Zustand Bocksprünge mit der Ladefläche zu machen. Aber man hat Angst, dass Hinz und Kunz jetzt so einen Wagen derfahren könnten. Und so ist es ja auch. Natürlich darf man sich fragen, welchen Sinn so ein Wagen im Ballungsgebiet hat, wenn dann seine Ladefläche nur dazu dient, den Minderwertigkeitskomplex seines Besitzers aufzunehmen. Aber in der Realität sind Pick-ups, die nur aus Imponiergehabe gefahren werden, doch sehr selten. Da darf man ihnen das Image des Randsteinabenteuers, wie wir es von SUVs kennen, nicht gleich dazu draufheften.

Das Cockpit des Nobel-Navara.
Foto: Guido Gluschitsch

Vor diesem Hintergrund ist es dann sogar ganz gut, dass der Navara mit dem Fahrwerk auf der kommoden Seite ist. Zudem bringt ihm das ja nicht einmal Abstriche in der B-Wertung. Denn mit der Tonne Zuladung nimmt er es auch ohne Blattfedern auf. Und jetzt rechnen Sie einmal nach, wie oft Sie mit ihrem Anhänger, den sie um ein paar Hunderter beim Baumarkt erstanden haben, fahren müssen, um diese Tonne von A nach B zu bringen.

Der Feine fürs Grobe

In unserem Fall war es halt ein Baum, keine Tonne, der mit einem Mal auf der Ladefläche Platz fand. Oder die Fuhre Rindenmulch und Blumenerde, für das neue Rabattl. Die ging auch auf einmal auf den Navara. Ah ja: Haben Sie gewusst, dass es für jede Staude, jedes Blümel inzwischen eine eigene Erde gibt? Na gut, es gibt auch für jeden Anlass das richtige Auto. So gesehen ...

Werfen Sie gerne einen Blick auf die Nähte der Ledersitze.
Foto: Guido Gluschitsch

Ja, so gesehen passt dieser Navara perfekt zu der Herausforderung, vor die wir ihn im Test stellten. Er hatte natürlich nicht nur die Freude, sperriges und dreckiges Klumpert herumzuführen, er musste auch im Alltag bestehen. Da kam die Ausstattung des Testwagens, N-Guard, gerade recht.

Außen schaut er noch robuster aus mit seinen schwarzen Griffen, Spiegelkappen und Felgen. Innen dagegen glaubt man sich gar nicht in einem Nutzi zu befinden. Leder mit Kontrastnähten, Infotainment-Tatsch-Dings mit jedem Klimbim und Rückfahrkamera, dann noch die Sieben-Gang-Automatik. Und ohne Aufpreis die Gelassenheit dazu, die einen in so einem riesigen Auto ereilt. Da muss man nicht immer der Erste sein und rodelt mitunter mit weniger als sieben Litern Verbrauch herum. (Guido Gluschitsch, 13.5.2019)

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