Australien, Kate Miller-Heidke – "Zero Gravity"

(1. Halbfinale)

Für Australien ist eine ambitionierte Opernsängerin im Rennen. Die inszeniert sich selbstverständlich mit großer Geste: Kate Miller-Heidke gibt in luftiger Höhe auf Stelzen die weiße, schulterbepolsterte Madonna mit Strahlenkranz. Das hat Frau Ciccone schon besser hinbekommen! Fürs Finale reichte es jedenfalls.

Foto: Andres Putting

Österreich, Paenda – "Limits"

(2. Halbfinale)

Was für ein Glück, dass die Steirerin Gabriela Horn alias Pænda blaue Haare hat, sonst würde sie in ihrer Rock-über-Hose-Kombination wohl neben all den wallenden Roben und goldenen Engelsflügeln untergehen. Man kann das Bekenntnis der Sängerin zum bewährten Wuk-Kulturzentrum-Look aber auch als Ansage verstehen: Ich lasse mich für den ESC nicht verbiegen. Stilistisch bleibt Paenda dem schlichten Programm des Vorjahresteilnehmers César Sampson treu. Kann ja nicht schaden. Wir erinnern uns: Der belegte in seinen tiefergelegten Lederhosen immerhin Platz drei.

Foto: Andreas Putting

Frankreich, Bilal Hassani – "Roi"

(Finale)

Auch der Franzose Bilal Hassani will sich nicht verbiegen lassen. In Frankreich ist der 19-Jährige mit den 518.000 Instagram-Followern über die LGBT-Community hinaus bekannt. Hassani wechselt regelmäßig die Haarfarbe, mit Blau ist er glücklicherweise schon durch. Paenda darf also aufatmen: Die blonde Wallemähne wird ihr nicht die Show stehlen. Dann doch eher Hassanis aufgepolstertes "Star Wars"-Outfit – oder die elegante Plus-Size-Ballerina an seiner Seite.

Foto: Andreas Putting

Deutschland, S!sters – "Sister"

(Finale)

Diese Deutschen! Wäre ja zu schön gewesen, wenn die S!sters echte Schwestern gewesen wären. Doch Carlotta Truman (links, in Lederhosen) und Laurita Spinelli (eigentlich Kästel, 2010 Backgroundstimme von Lena Meyer-Landrut, hier im geblümten Overall) wurden für den ESC zusammengecastet. Wer da jetzt an das legendäre Frauenduo t.A.T.u. denkt, das 2003 für Russland auftrat, sei beruhigt: Von Carlotta und Laurita in ihren geschnürten Boots werden keine erotischen Provokationen zu erwarten sein. Sind ja schließlich, ähem, Schwestern.

Foto: ESC

Kroatien, Roko – "The Dream"

(2. Halbfinale)

Der Junge, der auf die ESC-Bühne fiel: Roko Blažević lässt selbst Bruno Ganz' gefiederten Aufputz in ''Der Himmel über Berlin'' verblassen. Der 19-jährige Kroate vertritt seine Heimat ganz in Weiß – und mit mit zwei umgeschnallten goldenen Engelsflügeln. Um Himmels Willen!

Foto: Thomas Hanses

Portugal, Conan Osíris – "Telemóveis"

(1. Halbfinale)

Der Portugiese Conan Osíris darf schon im Vorfeld zum wohl exaltiertesten Kostüm des diesjährigen ESC beglückwünscht werden. Verantwortlich für das grüne Plissee-Ungeheuer (und den Bart zum Umschnallen) ist sein persönlicher Stylist Ruben Osório. Das Daumendrücken hat leider nicht geholfen, er muss nach der ersten Runde heimfahren.

Foto: Andreas Putting

Großbritannien, Michael Rice – "Bigger Than Us"

(Finale)

Michael Rice ist ein klarer Fall von "Schwiegermutters Liebling". Die Strategie des 21-jährigen Briten: Ich lasse die Musik für mich sprechen. Während seine ESC-Ballade "Bigger Than Us" die Gehörgänge verklebt, sind die knackig eng sitzenden Skinny Jeans längst vergessen.

Foto: Andreas Putting

Italien, Mahmood – "Soldi"

(Finale)

Ein mit Fasanenmuster bedrucktes Hemd überm Rollkragenpullover, dazu klobige Ugly Sneaker: Der gebürtige Mailänder Alessandro Mahmoud sieht aus, als habe er ein Streetcasting während der Milano Fashion Week gewonnen. Der Italiener mit ägyptischen Wurzeln wird verkraften können, dass Innenminister Matteo Salvini kein Fan von ihm ist. Er gilt als einer der Favoriten des Wettbewerbs.

Foto: Thomas Hanses

Malta, Michaela – "Chameleon"

(2. Halbfinale)

Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider: Michaela Pace, bis vor kurzem noch eine unbekannte Studentin und zuletzt "X-Faktor"-Gewinnerin aus Malta, setzt ebenfalls ganz auf die Farbe der Unschuld. Ob das fürs Finale reichen wird?

Foto: Andreas Putting

Aserbaidschan, Chingiz – "Truth"

(2. Halbfinale)

Es gab einmal einen Modedesigner namens Alexander McQueen, der 1999 auf dem Laufsteg einen Roboter ein Kleid bemalen ließ. Der in Moskau geborene, für Aserbaidschan startende Musiker Chingiz hat sich davon offenbar inspirieren lassen. An seiner Seite: zwei Roboter, die sich zu Chingiz' Song (über einen Seitensprung!) bewegen. Währenddessen lässt Çingiz Mustafayev unterm hochgerollten Baumwollleiberl die Muskeln spielen. Der verstrubbelte Auftritt von Monsieur Chingiz soll wohl die Fantasie der Gay-Community ankurbeln.

Foto: Thomas Hanses

Griechenland, Katerine Duska – "Better Love"

(1. Halbfinale)

Ein Auftritt wie ein Botticelli-Gemälde! Die kanadisch-griechische Sängerin Katerine Duska betrat mit einem Elfenchor die Bühne. Hat sicherlich all jenen gefallen, die den guten alten Zeiten des ESC nachtrauern. Sie schaffte es ins Finale.

Foto: Andreas Putting

Island, Hatari – "Hatrið mun sigra"

(1. Halbfinale)

Da will wohl jemand provozieren: Die isländische Formation Hatari trat mit dem Song "Hatrið mun sigra" auf, was so viel wie "Der Hass muss siegen" bedeutet. Damit die Message ("Nieder mit dem Kapitalismus!") der diesjährigen Bad Boys des ESC nicht untergeht, lassen Klemens Hannigan, Matthías Haraldsson und Einar Stefánsson auf der Bühne Feuersäulen aufsteigen, dazu tragen sie Lederhosen, Plateauschuhe und darauf abgestimmte Harnische, was auch sonst! Die dürfen sie auch im Finale tragen.

(feld, 14.5.2019)

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Foto: Thomas Hanses