Zerbröselte Kunststoffteilchen finden sich mittlerweile praktisch überall. Ihre Konzentration variiert jedoch und hängt unter anderem von der Verteilung und Effizienz der lokalen Kläranlagen ab.

Foto: Bernd Nowack / Empa

St. Gallen – Dass Kunststoffe, die in die Umwelt gelangen, schwere ökologische Folgen haben können, wird mittlerweile nicht mehr angezweifelt. Wie viel Plastik insgesamt in die Ozeane gespült wird, ist jedoch unklar. In den vergangenen Jahren war von rund 30 Millionen Tonnen Plastikmüll die Rede, die jährlich in den Weltmeeren landen. Bis zu 6 Millionen Tonnen kommen dabei allein aus Europa. Für viele Tiere bedeutet dieser Kunststoffmüll den Tod, wenn sie ihn irrtümlich fressen oder sich in ihm verfangen.

Zwar sind Kläranlagen recht effizient darin, die Kunststoffteile von weniger als fünf Millimetern Größe zurückzuhalten. Jedoch gelangt trotzdem auch immer mehr davon in Seen, Flüsse und Böden. Welches Risiko vom Mikroplastik für die Tier- und Pflanzenwelt abseits der Ozeane ausgeht, war bisher nur wenig erforscht. Eine aktuelle Studie zeigt, dass im Süßwasser die Umweltgefahr offenbar noch nicht so groß ist.

Mikroplastik-Konzentration unter dem Schwellenwert

Bernd Nowack und Veronique Adam von Empa, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, haben erstmals die Risiken abgeschätzt, die von diesen winzigen Partikeln für im Süßwasser lebende Fische und andere Organismen ausgehen. Demnach besteht in europäischen Flüssen und Seen noch keine akute Gefahr, da die Konzentrationen an Mikroplastik in den bisher untersuchten Gewässern unter den Schwellenwerten für mögliche Schäden an verschiedenen Wasserorganismen liegen, wie die Empa am Montag mitteilte.

Die Forscher verwendeten eine Methode, die für die Abschätzung von Umweltrisiken durch Chemikalien etabliert ist. Dabei verglichen sie real gemessene Mikroplastik-Belastungen mit Schwellenwerten für mögliche toxische Effekte bei verschiedenen Organismen. Von ihren Ergebnissen berichteten sie unlängst im Fachblatt "Environmental Toxicology and Chemistry".

Asien kämpft mit höheren Belastungen

Anders als in Europa liegt die Mikroplastikbelastung in Gewässern in Asien teils über den besagten Schwellenwerten, hieß es weiter. Dies zeige, dass sich die Weltregionen bezüglich Verschmutzung durch Mikroplastik und des daraus resultierenden Umweltrisikos unterscheiden. Zentral ist dabei die Abwasserreinigung: Wo Kläranlagen fehlen oder nur begrenzt funktionieren, können größere Konzentrationen an Mikroplastik in der Umwelt auftreten.

Trotz der derzeitigen Entwarnung für Europa betonte Nowack, dass weitere Untersuchungen nötig seien, um negative Folgen auszuschließen. Die Datengrundlage sei insgesamt noch spärlich, vor allem was lokale "Hotspots" von Mikroplastik in der Umwelt angehe.

Mit seinem Team plant der Forscher weitere Risikobewertungen zu Mikroplastik in Böden und den Weltmeeren. Zudem untersuchen die Empa-Wissenschafter die Bildung von Mikroplastik beim Waschen und bei Verwitterung, und versuchen die Mikroplastikflüsse in der Umwelt zu quantifizieren. (red, APA, 13.5.2019)