Im ersten Quartal haben in Österreich so viele Stromverbraucher wie noch nie ihren Lieferanten gewechselt.

Foto: Imago Stock & People

Wien – Das Wechselkarussell in Österreichs Energielandschaft dreht sich schneller. Von Jänner bis März dieses Jahres haben 128.147 Strom- und Gaskunden einen neuen, günstigeren Lieferanten gewählt, so viele wie in noch keinem ersten Quartal seit der Liberalisierung der Märkte im Herbst 2001. Wolfgang Urbantschitsch, Chef der Regulierungsbehörde E-Control, führt das unter anderem auf die Preiserhöhungen seit vergangenem Herbst zurück. Aufgrund der erst zu Wochenbeginn angekündigten Preiserhöhungen im Versorgungsgebiet der Energie Allianz (Wien, Niederösterreich, Burgenland) rechnet Urbantschitsch mit einer weiteren Zunahme der Wechselfreudigkeit, wie er am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten sagte.

Am häufigsten wurde in der Berichtsperiode einmal mehr der Stromanbieter getauscht. Von Jänner bis inklusive März sind 99.142 Kunden, darunter 70.101 Haushalte, zu einem anderen Versorger gewechselt. Im Vergleichsquartal 2018 taten das 65.409 Haushalte. Einen neuen Gaslieferanten suchten heuer bereits 29.005 Kunden, darunter 26.526 Haushalte. Im ersten Quartal 2018 wechselten fast 2.000 Haushalte weniger ihren Gaslieferanten. Die Wechselrate betrug im ersten Quartal 2019 bei Strom 1,6 Prozent und bei Gas 2,2 Prozent.

Oberösterreicher am wechselfreudigsten

Am häufigsten wechselten Haushalte in Oberösterreich von ihrem angestammten Versorger zu einem neuen Anbieter. Bei Strom waren das 2,2 Prozent, bei Gas 3,2 Prozent. Dahinter folgten die Steirer und die Wiener.

Die Preiserhöhungen der letzten Monate seien nur zu einem geringen Teil auf die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone seit 1. Oktober 2018 zurückzuführen, sagte Urbantschitsch. Seit 2017, als beispielsweise bei Strom lange nicht gesehene Niedrigstpreise im Großhandel registriert wurden, hab sich das Preisniveau kontinuierlich um insgesamt rund 40 Prozent erhöht – Folge gestiegener Beschaffungskosten für Kohle und Gas sowie teurerer CO2-Zertifikate. Dabei seien unterschiedliche Strategieansätze zu beobachten, wie diese Preiserhöhungen an die Endkunden weitergegeben werden.

Unterschiedliche Strategien

Unternehmen wie die Energie AG Oberösterreich beispielsweise achteten weniger auf die Preisentwicklung am Großhandelsmarkt, sondern verlangten über längere Zeit höhere Preise als die Konkurrenz und verlieren damit im Österreich-Vergleich auch die meisten Kunden an andere Anbieter. "Die eingeschlagene Strategie scheint sich für das Unternehmen aber dennoch zu lohnen, weil immerhin noch mehr als 97 Prozent der Stammkunden bereit sind, den höheren Preis zu zahlen", sagte Urbantschitsch. Andere Unternehmen wie die in der Energieallianz zusammengeschlossenen Anbieter im Osten Österreichs würden dagegen in ihren Endkundenpreisen deutlich stärker die Kursbewegungen am Großhandelsmarkt nachvollziehen, was oftmalige Preisänderungen zur Folge habe.

"Preisänderungen sind immer ein Anlass, über einen Lieferantenwechsel nachzudenken", sagte Urbantschitsch. Abhängig vom Wohnort und Versorger lassen sich derzeit bei einem Wechsel des Strom- und Gaslieferanten in Österreich mehr als 600 Euro pro Jahr einsparen. (Günther Strobl, 14.5.2019)