Forscher Oberon in Puppenform.

Foto: Werner Kmetitsch

Titania gibt sich nicht geschlagen. Beim Experiment mit der bedingungslosen Zuneigung, an die sie nicht glaubt, läuft es allerdings nicht gut für Oberons Gemahlin. Herr Hüon hat Frau Rezia, des Kalifen Tochter, betört. Fatime, deren Vertraute, hegt für Hüons Knappen Scherasmin Zuneigung. Und: Das noble Paar verzichtet auf Glitzer und Status, nur um verbunden zu bleiben. Ein Happy End aber kann Titania nicht ertragen. Sie schickt Sturm, Wind und die zwei Paare auf Abenteuer, droht mit Elektroschocks. Echte Todesangst soll Treue brechen.

Titania singt im Theater an der Wien auch Pucks Töne, was nur zu logisch ist, wenn es darum geht, das Spiel zu ihren pessimistischen Gunsten zu entscheiden. Regisseur Nikolaus Habjan macht sie sichtbar als Furie der Wissenschaft, die ihrem Gatten und Forscher Oberon entgegentritt.

Labor des Menschenversuchs

Die Feenwelt ist denn auch ein Labor des Menschenversuchs: Es blinken Einrichtungen, als wären sie aus den 1950ern; die Atmosphäre ist dennoch eisig in diesem Kühlraum der Manipulation. Per Spritze jedoch in eine Fantasiewelt versetzt, mutieren die zwei Versuchspaare zu Märchenfiguren, wobei Habjan natürlich auch puppenhafte Charmeure dazumixt. Puck aber hat er verdreifacht. Zusammen ist das Trio nicht nur Assistent eines experimentell streitenden Ehepaars. Alle drei sind Puppenspieler, die den Sängern hölzerne Fantasiegeschöpfe entgegenhalten.

Oberon, der angespannte Wissenschafter, steigt ein als Riesenpuppe. Auch gönnt er sich (glänzend Mauro Peter) nach dem Streit mit der Gattin (markant Juliette Mars) einen Glücksschuss und träumt sich die Unterwasserszene herbei. Süß. Das Ganze hat verspielt-kindlichen Charakter; trotz der Thematik Menschenmanipulation dominiert eher das Ulkige. Die Klappmaulgeschöpfe entfalten dabei zielsicher ihren Charme, sind der verlässliche Running Gag einer Inszenierung, die sich allerdings nicht vollends auf die hölzernen Diven verlässt.

Präzise und mit Kontur

Da wurde mit den Sängern präzise gearbeitet, die Figuren haben Kontur. Und wenn das Experiment am Ende aus dem Ruder läuft, haben die Puppen ausgedient. Annette Dasch (vokal mit schönen Momenten der Lyrik) irrt herum als Rezia. Selbiges tut Hüon (kraftvoll heldisch Vincent Wolfsteiner). Und im Chaos gehen auch Fatime (solide Natalia Kawalek) und Scherasmin (verspielt Daniel Schmutzhard) irgendwie verloren. Das Kammerorchester unter Thomas Guggeis versteht es, Druck zu erzeugen, es klingt kompakt. Mitunter sprengt es ein bisschen den akustischen Rahmen und darf bei klangsüffigen Passagen atmosphärisch zulegen. (Ljubisa Tosic, 14.5.2019)