"Rage 2"
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Als id softwares Rage 2011 erschien, war es eine schwere Geburt: Fünf Jahre hatten die mit Doom und Quake zu Legenden gehypten Texaner gebraucht, um mit ins Uferlose wachsender Überambition den potenziell nächsten, großen Shooter-Hit zu schaffen. Das Resultat ließ dennoch zu wünschen übrig: In seinem Anspruch, mehr sein zu wollen als "nur" ein puristischer Shooter, wurde der Rausch aus Bewegung und Gewalt, der stets id softwares Trademark war, unter letztlich zweitrangigem Beiwerk begraben.

Der nun erschienene zweite Teil, geschaffen von id gemeinsam mit den schwedischen Open-World-Spezialisten Avalanche und veröffentlicht von Bethesda, versucht dennoch, diesen Weg unbeirrt fortzusetzen: Auch Rage 2 spielt in einer an Mad Max erinnernden Postapokalypse, auch hier wird die riesige, offene Spielewelt mit diversen Fahrzeugen durchquert und auch diesmal ist der rasante Kampf mit diversen Schusswaffen der unbestreitbare Höhepunkt eines Spiels, das ansonsten letztlich belanglos bleibt.

Als mit Beinahe-Superkräften ausgestatteter Soldat (nach Wahl auch Soldatin) bereist man in einer Vielzahl von Gefährten – vom Bike über Panzer bis hin zu kleineren Fluggeräten – ein von Banditen und Mutanten bevölkertes Ödland und erledigt Haupt- und Nebenmissionen, sammelt Erfahrungspunkte und Rohstoffe und baut damit Charakterskills, aber auch Gegenstände und Waffen immer weiter aus – alles genau wie immer im Genre Open-World-Shooter mit RPG-Elementen.

Die etwa 15 Stunden lange Kampagne führt von Kampf zu Kampf und Schauplatz zu Schauplatz, mit Nebenmissionen und der freien Erkundung der Welt ist man länger beschäftigt. Insgesamt acht Waffen mit verschiedenen Schussmodi sorgen gemeinsam mit zahlreichen Skills für interessante Feuergefechte. Autorennen sind – bis auf ein einziges – optional; die Gefechte mit gepanzerten Konvois bringen ein wenig Abwechslung ins ansonsten eher uninspirierte Herumfahren.

Bethesda Softworks

Was ist gelungen?

id software steht seit jeher für rasantes, aber zugleich atemberaubend wuchtiges Shooter-Gameplay, und das ist auch die große Stärke von Rage 2. Wie im Remake von Doom sind Kämpfe hektisch und brutal, aber dank einer größeren Anzahl an optionalen Upgrades lässt sich der eigene Spielstil hier außerdem (in Maßen) variieren. Wie im Vorgänger zeigt sich – ausgerechnet – in den Missionen in begrenzten, ganz und gar nicht offenen Umgebungen die nach wie vor größte Stärke von id software, explosive Action in dramaturgisch kontrollierter Linearität zu bieten.

Auch die Gestaltung der Spielewelt überzeugt durch Liebe zum Detail, teils großartige Atmosphäre und Abwechslung, die das Braun in Braun vieler anderer Mad Max-Epigonen übertrifft. Ein umfangreicher Fotomodus verführt dazu, diese Schönheit in Bildern festzuhalten.

BethesdaSoftworksDE

Was ist weniger gelungen?

Die Story bleibt kaum im Gedächtnis, die Charaktere sind flache Abziehbilder und die Dialoge dementsprechend. Dass ein Open-World-Shooter nicht hohe Erzählkunst bietet, wiegt allerdings weniger schwer als die Langeweile, die diese Open World auch sonst heimsucht. Allzu bald wiederholen sich Missionen und Monster, die zentrale Kampagne schleppt sich uninspiriert voran und auch die Nebenmissionen bleiben farblos und uninteressant. Während Days Gone vor kurzem noch bewiesen hat, dass man am 0815-Rezept des Open-World-Standards nicht unbedingt radikal schrauben muss, um gut zu unterhalten, demonstriert Rage 2, dass es nicht genug ist, alle Must-haves des Genres abzuhaken.

BethesdaSoftworksDE

Fazit

Es ist ein wenig traurig, dass der großartige Kern von Rage 2, das unnachahmliche Shooter-Gameplay der Marke id software, von Open-World-Allerlei ausgebremst und letztlich mühsam in eine Breite gezogen wird, die den Spaß daran letztlich verwässert. Shooter-Freunden fehlt es hier an Konzentration, Open-World-Fans an Inspiration: Rage 2 ist leider nur Durchschnitt. (Rainer Sigl, 15.5.2019)