Ralf Rangnick teilt aus gegen 1860 München oder KFC Uerdingen.

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München – Ralf Rangnicks Urteil fiel drastisch aus. Wenn man sich Klubs wie 1860 München oder KFC Uerdingen schaue, "sind diese Vereine trotz 50+1 in den Händen von Leuten gelandet, die keine Ahnung haben. Die führen die Vereine wie einen Karnickelzüchterverein", sagte der Trainer von RB Leipzig laut "Bild" bei einer Diskussion mit Schülern. Vereine müssten dagegen geführt werden "wie richtig gute Wirtschaftsunternehmen".

Davon sind die Münchner Löwen und auch Uerdingen meilenweit entfernt. Die beiden Ex-Bundesligisten, die in der 3. Liga spielen, haben sich in die Hände von Investoren begeben und sorgen seitdem für reichlich negative Schlagzeilen. Nur eins gelang mit Hasan Ismaik bzw. Michail Ponomarew nicht: dass sich der gewünschte sportliche Erfolg einstellt.

Es sind nicht die einzigen Beispiele im deutschen Profifußball: Beim Hamburger SV versucht Klaus-Michael Kühne (81) seit Jahren, dem Verein mit seinem Geld wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Doch auch rund 100 Millionen Euro, die der Milliardär bislang ausgab, verhinderten nicht, dass der glorreiche HSV noch ein weiteres Jahr in der 2. Liga spielt.

Unruhe

Vielmehr sorgt der Anteilseigner (20,57 Prozent) mit seinen ständigen Einmischungen für reichlich Unruhe. Dennoch bleibt den klammen Hanseaten keine andere Möglichkeit, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

"Neben der Tatsache, dass Herr Kühne sich wirtschaftlich massiv für den HSV engagiert, ist er auch ein Riesenfan. Da steht ihm jede Meinung zu", sagte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann erst am Dienstag. Der HSV sei "unabhängig und eigenständig". Unabhängig?

Verhärtet sind die Fronten auch bei Absteiger Hannover 96, wo Klubchef Martin Kind (75) mit seinem Ausnahmeantrag von der 50+1-Regel bislang keinen Erfolg hat. Kind, bis zum März dieses Jahres mehr als 20 Jahre lang auch Präsident des e.V., ist inzwischen das erklärte Feindbild bei vielen 96-Fans. In der Führung des e.V. haben sich Gegner des mächtigen Unternehmers postiert.

Auch Ismaik hat bei 1860 nur noch wenig Freunde. Angeblich rund 70 Millionen Euro hat der Jordanier (42) bisher investiert. Bei seinem Einstieg 2011 träumte er von Spielen gegen Barcelona und den FC Bayern. Inzwischen müssen die Löwen froh sein, wenn sie nicht aus der 3. Liga absteigen.

Der Mehrheitsgesellschafter und der e.V. pflegen schon länger eine Nicht-Kommunikation – mit der Folge, dass der Etat für kommende Saison drastisch gekürzt werden muss. Er hoffe, "dass alle in diesem Verein mal aufwachen", moserte Trainer Daniel Bierofka.

Präsident und Investor

Der Verein weigert sich schon länger, versteckte Darlehen von Ismaik anzunehmen. Man schließe "nur eines definitiv aus: neue Risikokredite aus der Hand unseres Mitgesellschafters", betonte Präsident Robert Reisinger. Deshalb sei ein "harter Schnitt" unumgänglich.

In Uerdingen ist Ponomarew, ein russischer Unternehmer, gleich selbst Präsident und Investor. Seit 2015 unterstützt er den KFC – und agiert nach Gutsherrenart. Beim Arbeitsgericht Krefeld sind angeblich einige Verfahren anhängig wegen ausstehender Zahlungen. Unter anderem sollen die Ex-Trainer Norbert Meier und Michael Wiesinger klagen.

Ponomarew hatte sich zuletzt auch dem 1. FC Kaiserslautern angedient. Bei den Pfälzern hat inzwischen aber eine regionale Investorengruppe das Sagen, nachdem auch der umstrittene Flavio Becca durchgefallen war. Der verband sein Invest mit dem sofortigen Rücktritt einer Beiratsmitglieds. Von Erpressung war die Rede.

Dass es auch anders geht, zeigen etwa Dietmar Hopp (79) bei der TSG Hoffenheim und Dietrich Mateschitz (74) mit Red Bull in Leipzig. Da stecke, lobte unlängst Bayern-Trainer Niko Kovac, "ein Konzept und eine Idee" dahinter. (sid, 15.5.2019)