Besonders die Materialien für Sportbekleidung haben sich in den vergangenen Jahren stark geändert. "Aber niemand kann sagen, ob diese neuen Materialien uns mehr Chemikalien und Partikeln aussetzen als Naturfasern", sagt Dusan Licina von der ETH Lausanne.

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Lausanne – Kleidung kann eine Vielzahl chemischer Stoffe und Partikel enthalten, die sie an die Luft abgeben. So können sie auch in die Lunge gelangen. Vor allem der Effekt neuerer Materialien auf die Gesundheitsei noch viel zu wenig erforscht, warnen Schweizer Forscher.

Die Stoffe, aus der heutige Kleidungsstücke bestehen, haben sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Neue synthetische Materialien, die antibakteriell, UV-schützend, wasser- und schmutzabweisend sind, erfreuen sich vor allem bei Funktionskleidung großer Beliebtheit. "Aber niemand kann sagen, ob diese neuen Materialien uns mehr Chemikalien und Partikeln aussetzen als Naturfasern", sagt Dusan Licina von der ETH Lausanne (EPFL).

Auch normale Kleidung kann eine große Menge an Partikeln und Substanzen beinhalten, die die Träger einatmen. Darunter beispielsweise Nikotinreste aus Zigarettenrauch, Mikroben von Haustieren oder gefährliche Stoffe, die im landwirtschaftlichen, medizinischen oder industriellen Bereich zum Einsatz kommen, betonen die Forscher. Frühere Studien hatten gezeigt, dass Nichtraucher, die neben einem Raucher mit Nikotinresten auf der Kleidung sitzen, später Nikotinspuren in Blut und Urin haben, erklärt Licina.

Luftqualität messen

Das mögliche Risiko, das diese Vielzahl an Partikeln und Substanzen nach dem Einatmen für die Gesundheit darstellen, sei jedoch bisher zu wenig untersucht worden, mahnt Licina gemeinsam mit internationalen Kollegen in einem Übersichtsartikel, der im Fachblatt "Environmental Science and Technology" erschienen ist. Klar sei, dass Kleidung eine bedeutende Quelle von Partikeln und Chemikalien sein kann, die ihre Träger täglich einatmen. Was das konkret für die Gesundheit bedeute, könne allerdings größtenteils noch nicht gesagt werden.

In seiner früheren Forschungsarbeit in den USA hatte Licina unter anderem die Luftqualität in der Neugeborenen-Intensivstation eines Spitals untersucht. Dabei hat er gemessen, wie sich Luftpartikel in der Abteilung verteilten und in den Inkubatoren landeten, in denen die Babys versorgt wurden. Diese Partikeln könnten womöglich die Entwicklung des Immunsystems der Säuglinge beeinflussen.

Tatsächlich stellte der Forscher fest, dass sich die Konzentration an Luftpartikeln auf der Intensivstation mehr als verdoppelte, wenn Pflegepersonal die Abteilung betraten. Licina konnte die Partikel auf die Arbeitskleidung des medizinischen Fachpersonals zurückführen.

Auf Herstellungsbedingungen achten

Es bestehen noch große Wissenslücken, betont der Forscher und mahnt zu Untersuchungen der Gesundheitsrisiken, die von den Partikeln und Substanzen aus der Kleidung ausgehen. Er schlägt in seinem Artikel unter anderem neue gesetzliche Regelungen vor, damit Kleidung mit einer Liste mit Inhaltsstoffen versehen werden muss. Bis es neue Erkenntnisse und gesetzliche Regelungen gibt, empfiehlt er, beim Kleiderkauf auf die Herstellungsbedingungen zu achten und das Gewand regelmäßig mit natürlichen Waschmitteln zu waschen. (APA, 16.5.2019)