Ein schöner, aber etwas teurer Geheimtipp, laut Christina Faller: Collioure.

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Sara Toth in Toulouse.

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Maximilian Bauer beim Reise-Tagebuch schreiben.

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Maximilian Bauer war verwundert, dass die EU-Institutionen so unauffällig sind. Dafür stach ihm dieses Graffiti sofort ins Auge.

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Wer in Barcelona an den Strand will, sollte morgens kommen, rät Christina Faller.
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CHRISTINA FALLER, 27 Jahre

  • Reisedauer: 1 Monat
  • Reiseroute: Paris – Wuppertal – Scheveningen – Paris – Nizza – Marseille – Collioure – Barcelona
Gleich am Anfang ging alles schief. Ich wollte von meiner Heimat, nahe Klagenfurt, nach London. Doch ich bin in Paris gestrandet. Ich habe die Reservierungen in den französischen Zügen zu locker genommen und bekam keine mehr, 200 Euro hätte es nach London gekostet. Ich plante um, was nicht schlimm war, denn ich hatte einen Monat Zeit und war allein unterwegs – ich war flexibel. Also fuhr ich eine Schleife über Deutschland und die Niederlande nach Paris auf meine ursprüngliche Route. Ab da war es weniger turbulent, ich hatte die Unterkünfte schon im Winter gebucht, dann sind sie auch billiger. Ein weiterer Tipp: ausgemistete Kleidung mitnehmen, die man auf der Reise entsorgen kann, falls der Rucksack zu schwer wird.
Von Paris ging es über acht Tage die gesamte Côte d'Azur entlang nach Collioure, ein kleiner, etwas teurer Geheimtipp nahe der spanischen Grenze. Mein letzter Stopp war Barcelona, das hat mir super gefallen – obwohl der Strand überfüllter ist als in Lignano (Foto unten). Dort habe ich einen Lehrer aus der Türkei kennengelernt, mit dem ich noch in Kontakt bin.
Allein als Frau unterwegs zu sein ist nicht üblich. Viele haben mich gefragt, ob ich nicht Angst hätte. Doch das war unberechtigt, ich hatte keine unangenehme Situation und mich auch nicht einsam gefühlt, im Gegenteil: Ich habe gelernt, still zu sein und wie ich reagiere, wenn ich auf mich allein gestellt bin. Ich hatte auch viel Zeit zum Nachdenken und konnte daher eine Entscheidung, mit der ich vor meiner Reise gehadert habe, leichter treffen. Und: Ich bin jeden Abend in ein Lokal und habe so viele Leute kennengelernt.
Auch beim Couchsurfen kann man sein Reisenetzwerk erweitern. Darauf will ich diesen Sommer zurückgreifen. Da mache ich wieder Interrail, wieder allein – aber diesmal zwei Monate. Vielleicht schaffe ich es dann auch nach London.


Kein seltenes Erlebnis auf Interrail: Sara Toth auf dem Bahnsteig.
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SARA TOTH, 19 Jahre

  • Reisedauer: 2 Wochen
  • Reiseroute: Barcelona – Toulouse – Paris – Kopenhagen – Hamburg
Egal, wo ich war: Ich war beeindruckt, wie offen die Leute waren. Und dass wir alle so ähnliche Persönlichkeiten hatten, egal woher wir kamen.
Ich war mit meinem besten Freund unterwegs. Das hat super gepasst, weil ich recht impulsiv bin und er mehr der Planer. Meistens haben wir in Hostels übernachtet. Dort gab es Mehrbettzimmer und Aufenthaltsräume. So hat es sich ergeben, dass wir echt coole Leute kennengelernt haben. In Toulouse zum Beispiel eine Gruppe Niederländer. Wir haben uns sehr gut verstanden, und sie haben mir auch geholfen, als mir meine Geldbörse gestohlen wurde. Sie sind mit mir zur Polizei und haben mir Geld geborgt. Mit einem von ihnen haben wir sogar immer noch Kontakt. Meistens über Instagram, aber regelmäßig kommt er auch nach Wien, weil seine Freundin hier lebt und da treffen wir uns.
In Hamburg, unserem letzten Stop, haben wir auch ein paar ältere Leute kennengelernt. Die waren extrem cool drauf. Einer war 40 und eigentlich Investmentbanker in Australien. Er hat sich frei gekommen und trampt jetzt durch Europa. Ich finde es super, dass man sich in dem Alter noch auf so etwas einlässt.

Das waren die positiven Erlebnisse. Natürlich gab es auch einiges, das nicht gepasst hat. Leider haben wir uns eine Zeit ausgesucht, in der es extrem heiß war. In einigen Zügen ging die Klimaanlage nicht und das war kaum auszuhalten. In Kopenhagen gab es Bettwanzen im Hostel, das war auch echt scheiße. Aber das gehört zu so einem Abenteuer wohl dazu.


Maximilian Brockhaus und sein Mitbewohner in Amsterdam – dem letzten Stop ihrer Reise.
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MAXIMILIAN BROCKHAUS, 24 Jahre

  • Reisedauer: 3 Wochen
  • Reiseroute: Paris – Niort – La Rochelle – Biarritz – San Sebastian – Porto – Lissabon – Lagos – Sagres – Aljezur – Faro – Amsterdam
Mein Mitbewohner und ich wollten vergangenen Sommer verreisen. Doch wir hatten keine Lust auf langes Planen. Zwei Wochen vor der Reise sind wir zum Schalter und kauften ein Interrail-Ticket. Wir wussten nur, dass es in den Süden gehen soll. Diese Flexibilität hat mir gefallen, auch spontan die Unterkünfte zu buchen hat super funktioniert, obwohl Airbnb schon teurer ist als Couchsurfing und Zelten. Drei Tage im Vorhinein haben wir in der Regel Schlafplatz und die nächste Zugverbindung gebucht. Alles verlief reibungslos, sogar jeder Zug war pünktlich.
Von Wien sind wir nach Paris und von dort an die französische Westküste. Wir versuchten, die großen Städte zu meiden. Darin lag auch der Charme unserer Reise, dass wir innerhalb von acht Stunden von Paris in einem kleinen Fischerdorf waren. In Frankreich waren wir mit Englisch tatsächlich aufgeschmissen – auch mit Jugendlichen. Wenn wir Glück hatten, konnte einer aus einer Gruppe, die wir kennengelernt haben, gut genug Netflix-Englisch.
Über Spanien ging es dann nach Portugal, wo wir ein Mädchen kennengelernt haben, das mit uns weitergereist ist. Dort hatten wir auch ein Auto und sind die Küstenstädte entlang und haben an den Stränden übernachtet. Aljezur hat mir besonders gut gefallen. Einmal sind wir um vier Uhr morgens nach Sagres, das Ende der europäischen Welt und haben auf einer Klippe den Sonnenaufgang beobachtet. Das war sehr beeindruckend. Solche Erlebnisse habe ich in mein Reise-Tagebuch geschrieben. Auch, wie selbstverständlich für uns die Privilegien der EU sind, dass wir uns in einen Zug setzen und innerhalb einer Woche ohne Einschränkungen über drei Ländergrenzen gefahren sind.

Erst zum Ende der Reise wurde uns das wieder bewusst. Die letzte Strecke nach Amsterdam sind wir nämlich geflogen und mussten durch die mühsamen Kontrollen. In meinem Alter machen nicht mehr so viele Interrail, aber Zugfahren ist bei meinen Freunden beliebt: Es ist die nachhaltigere Alternative.


Patricia Burgstaller (links) besuchte mit ihrer Freundin das EU-Parlament.
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PATRICIA BURGSTALLER, 19 Jahre

  • Reisedauer: 1,5 Wochen
  • Reiseroute: Brüssel – Amsterdam – Hamburg
Feuerwerke, Musik, Essensstände und Straßen voll mit Menschen: Als ich vergangenen Sommer mit einer Freundin auf Interrail war, sind wir in Brüssel zufällig in die Festivitäten rund um den belgischen Nationalfeiertag reingeraten. Das war eine schöne Erfahrung.
Insgesamt war ich eineinhalb Wochen unterwegs. Viel zu wenig. Aber ich habe mein Ticket gewonnen und das sehr spontan erfahren. Länger konnte ich leider nicht einrichten.
In Brüssel waren wir zwei Tage. Wir haben dort das EU-Parlament besucht. Gewohnt haben wir bei zwei Studenten, mit denen wir über das Internetportal "Couchsurfing" in Kontakt gekommen sind. Sie haben uns die Stadt gezeigt und wir haben gekocht. Sie haben uns viel über ihr Leben, das Land und die Politik erzählt.
Dann sind wir weitergefahren nach Amsterdam. Dort haben wir eine Grachtentour gemacht und uns den Blumenmarkt angeschaut. Eigentlich wollten wir ins Van Gogh Museum und ins Anne Frank Museum, aber beide waren ausverkauft. Ich würde jedem raten, die Tickets im Voraus online zu kaufen.

Der letzte Stop war Hamburg, wo wir durch die Stadt spaziert sind und uns den großen Fischmarkt am Hafen angeschaut haben. Am Abend sind wir noch fortgegangen, bis drei Uhr in der Früh. Am nächsten Tag bin ich um sechs Uhr aufgestanden und heim gefahren, in einem komplett überfüllten Zug. Das war echt hart, aber es hat sich ausgezahlt.


Maximilian Bauer reiste alleine, zeitweise auch mit seiner Freundin.
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MAXIMILIAN BAUER, 18 Jahre

  • Reisedauer: 2 Wochen
  • Reiseroute: Prag – Berlin – Hamburg – Amsterdam – Brüssel – Frankfurt
Für mich war es schon mein zweites Mal auf Interrail. Beim ersten Mal hat mir so gut gefallen, dass ich es unbedingt wieder machen wollte. Man fühlt sich frei, kann jeden Zug nehmen, alles scheint möglich.
Eigentlich wollte ich wieder mit meinem Cousin fahren, der dann leider krank geworden ist. Glücklichweise konnte ich meine Eltern dazu überreden, dass sie mich auch alleine fahren lassen. In Berlin ist meine Freundin für ein paar Tage nachgekommen. Wir hatten eine super Zeit, sind viel ausgegangen. Berlin hat mich am meisten fasziniert. Es ist eine offene Stadt mit einem ganz speziellen Flair. Eine Stadt zum Jungfühlen. Man fällt dort auf, wenn man normal ist.
Ein zweites Highlight war das Europäische Parlament in Brüssel. Dort habe ich an einer Gratisführung teilgenommen. Was mich überrascht hat, war, dass die EU-Institutionen so verbaut sind. Rund herum sind fast nur Hochhäuser. Auch ihr Standort ist recht unspektakulär – bis auf ein riesiges Graffiti gegenüber der Kommission. Der Schriftzug sticht einem sofort ins Auge: "The future is Europe". Davon hab ich gleich ein Foto gemacht.

Wenn man mit dem Zug unterwegs ist, merkt man gar nicht, dass man über eine Grenze fährt. Man denkt viel mehr in Städten als in Ländern. Darum: Europa sind für mich Städte.

(aufgezeichnet von: Lisa Breit, Selina Thaler, 19.5.2019)