Stochern, graben, schaufeln, bohren: Wenn es um Futter im Boden geht, zeigen Schimpansen ein großes Repertoire an Verhaltensweisen.

Fotos: Moto-Rodrigo et al.

Um essbare Wurzeln und Knollen auszugraben, nutzen Schimpansen nicht nur ihre Hände, sondern auch spontan Werkzeuge ‒ selbst dann, wenn sie diese Verhaltensweise nie erlernt haben. Das konnte ein internationales Forscherteam nun in einer im Zoo von Kristiansand durchgeführten Studie zeigen.

Dabei wurde auch erstmals gefilmt, wie Schimpansen Werkzeuge zum Graben benutzen, schreiben die Wissenschafter im Fachblatt "Plos One". In einem ersten Durchlauf des Experiments vergruben die Forscher Früchte und stellten Aststücke als mögliche Werkzeuge zur Verfügung.

Ausgewählte Werkzeuge

Die Schimpansen, die vorher noch nie nach Futter gegraben hatten, zeigten ein Repertoire verschiedener Verhaltensweisen, um an die Früchte zu kommen: Sie gruben, schaufelten und bohrten nach den Köstlichkeiten. Die Tiere wählten die Aststücke, die sie dafür zu Hilfe nahmen, sorgfältig aus ‒ und bevorzugten längere Werkzeuge. Sie fertigten auch eigene Hilfsmittel an, hauptsächlich aus der im Gehege vorkommenden Vegetation.

In einem zweiten Experiment wurde wieder Futter vergraben, die Schimpansen erhielten aber keine fertigen Werkzeuge. In diesem Fall nutzten die Tiere häufiger und länger ihre Hände. Aus früheren Studien ist bekannt, dass wilde Schimpansen Werkzeuge einsetzen, um nach Wurzeln, Knollen oder Ameisen zu graben. Die Studie hält dieses Verhalten nun aber erstmals auch bei Tieren in Gefangenschaft fest.

Entscheidende Strategie

Die Forscher gehen davon aus, dass der Einsatz von Werkzeugen bei der Suche nach Knollen und Wurzeln in der menschlichen Evolution entscheidend war. "Lebensmittel aus der Erde waren in der Nahrung der Frühmenschen, während des Übergangs von bewaldeten zu trockenen Lebensräumen, vermutlich reichlich vorhanden", sagte Erstautorin Alba Motes-Rodrigo von der Universität Tübingen.

Leider wisse man bisher wenig über Werkzeuge oder das Vorgehen der Frühmenschen, so die Forscherin. "Die Daten unserer Studie tragen zu einem besseren Verständnis des frühen menschlichen Verhaltens bei. Schimpansen dienen uns hier als Verhaltensmodelle." (red, 18.5.2019)