Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in der gesamten Smartphone-Welt: Ob zu Recht oder nicht – diese Erinnerung verbinden viele mit Googles Nexus-Reihe. Und tatsächlich lässt sich nur schwer leugnen, dass gerade Geräte wie das Nexus 5 einst eine ziemlich beeindruckende Leistung für ihr Geld boten. Zuletzt setzte Google hingegen ganz auf die Premiumkategorie, in der die Gewinnspanne pro verkauftem Gerät natürlich erheblich größer ist. Dort konnte man zwar – zumindest in den USA – relativ zum restlichen Markt durchaus Erfolge erzielen. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Marktsegment derzeit ganz generell deutlich nachgibt.

Pixel 3a

In dieser Situation erweitert Google nun seine Produktpalette: Mit dem Pixel 3a und dem Pixel 3a XL gibt es also zwei neue Smartphones, die in exakt jenen Preisregionen angesiedelt sind, die einst von der Nexus-Serie bedient wurden. Doch anstatt wie früher High-End-Komponenten einfach günstiger zu verkaufen, setzt Google auf eine etwas andere Strategie: Eine etwas abgespeckte Hardware wird mit diversen Features kombiniert, die man sonst nur von erheblich teureren Geräten kennt.

Ersteindruck

Doch zunächst zu den Basics: Äußerlich bleibt Google seiner bisherigen Designlinie treu, die Rückseite des Geräts lässt sich auf den ersten Blick kaum von jener des Pixel 3 unterscheiden. Bei näherer Betrachtung zeigen sich dann aber doch ein paar Eigenheiten. So sind beide Varianten eine Spur dicker als die vergleichbaren Premiummodelle. Vor allem aber ist die Rückseite hier nicht aus Glas, sondern aus Polykarbonat gehalten – also Kunststoff. Das mag vielen "billiger" anmuten, gleichzeitig heißt dies aber auch, dass die neuen Smartphones weniger bruchgefährdet sind. Rein subjektiv ist der Unterschied beim Halten in der Hand nicht sonderlich groß – aber das hängt natürlich auch stark von persönlichen Vorlieben ab.

Das Pixel 3a XL, gut bewacht.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die auffälligste Änderung zeigt sich an der Vorderseite: Einen Bildschirmausschnitt ("Notch") wie beim Pixel 3XL gibt es nicht. Stattdessen haben die beiden neuen Smartphones vergleichsweise große Ränder rund um den Bildschirm. Auch relativ gesehen sind die seitlichen und unteren "Bezels" etwas größer als bei den Topmodellen von Google. Für wen ein möglichst rahmenloses Display den entscheidenden Punkt in der Smartphone-Wahl darstellt, der ist hier also an der falschen Stelle.

Beide Modelle gibt es in den Farbvariante, Schwarz, Weiß und "Purple-ish" – die letzte Variante allerdings nur in den USA. Das ist betrüblich, da dieses sehr helle Violett durchaus gefällig ist: In vielen Situationen wirkt es wie ein weißes Modell, bei anderen Lichtverhältnissen ist die Tönung hingegen klar zu erkennen. Ebenfalls beibehalten hat Google das Farbhighlight am Power-Button bei den hellen Varianten des Geräts. Bei der weißen Ausführung ist der Einschaltknopf also in Orange gehalten.

Bildschirm

Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Modellen ist die Größe: Während das Pixel 3a einen 5,6 Zoll-Bildschirm (2.220 x 1.080 Pixel) aufweist, gibt es beim Pixel 3a XL ein 6-Zoll-Display (2.160 x 1.080 Pixel). Wer genau mitliest, dem wird auffallen, dass der Bildschirm des kleineren Modells damit interessanterweise ein leicht anderes Seitenverhältnis (18,5:9) als das größere (18:9) hat. Daraus ergibt sich auch, dass das Pixel 3a etwas länger als da Pixel 3 mit seinem 5,5-Zoll-Display ist – und zwar um exakt sechs Millimeter. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass das Pixel 3a auf 151,3 x 70,1 x 8,2 mm und das Pixel 3a XL auf 160,1 x 76,1 x 8,2 mm (Pixel 3a XL) kommen. Das Gewicht liegt bei 147 respektive 167 Gramm.

Doch zurück zum Bildschirm: Erfreulicherweise hat Google hier den Sparstift nur sehr zart angesetzt. Verwenden doch beide Modelle ein OLED-Display, und zwar noch dazu eines, das vom führenden Hersteller in diesem Bereich zugekauft wurde, also von Samsung. Im direkten Vergleich liefern zwar manche aktuelle Top-Smartphones eine bessere Helligkeit und Farbechtheit, auch ist die Auflösung beim XL nicht gar so hoch wie bei seinem Google-Pendant aus höheren Preisregionen. Für die Mittelklasse handelt es sich trotzdem um sehr gute Bildschirme. Auf zwei Dinge muss man allerdings verzichten: HDR-Support gibt es hier nicht, und das Display ist nicht nur das bekannte "Gorilla Glass" geschützt sondern durch ein anderes gehärtetes Material namens "Dragontrail Glass". Insofern sollte man auch etwas besser aufpassen, um ein Zerkratzen zu vermeiden.

Die Kamera ist das Highlight des Pixel 3a – vor allem für diesen Preis.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Kamera

Ein Punkt bei dem die Hersteller von Mittelklasse-Smartphones üblicherweise deutliche Abstriche gegenüber High-End-Geräte vornehmen, ist die Kamera. Diese Realität stellt Google auf den Kopf: Das Pixel 3a weist nämlich im Kern die exakt selbe Kamera wie das teure Pixel 3 auf – das für seine diesbezüglichen Fähigkeiten viel gelobt wurde. Es gibt also einen einzelnen 12,2 Megapixel Dual Pixel-Sensor (1.4μm, f/1.8), der sowohl mit optischer als auch elektronischer Bildstabilisierung kombiniert wird.

Und diese liefert im Test die gewohnt hervorragenden Bilder: Gerade beim Dynamikumfang und bei der Lichtwiedergabe bei abendlichen Verhältnissen trumpft die Pixel-Kamera auf. Der Autofokus ist ebenfalls äußerst flott, und smarte Software-Features wie die "Nachtsicht" oder auch der "SuperResZoom", der das Wackeln der Hand für eine verbesserten Digitalzoom nutzt, gibt es hier ebenfalls. Im direkten Vergleich sind die Bilder eines Pixel 3 und eines Pixel 3a denn auch praktisch nicht zu unterscheiden.

Details

Kleine Unterschiede gibt es dann aber doch, immerhin hängt die Leistung einer Kamera nicht nur vom Sensor ab. Da das Pixel 3a einen langsameren Prozessor verwendet, braucht auch das aufwendige HDR-Processing der Google-Kamera, bei dem mehrere Fotos in Echtzeit kombiniert werden, länger als beim Pixel 3. Wirklich bemerkbar ist dies allerdings nur, wenn man wirklich in schneller Abfolge zahlreiche Fotos aufnimmt. Google betont, dass die Software sehr gezielt auf die Hardware des 3a optimiert wurde, um diese Unterschiede möglichst gering zu halten. Interessanterweise verzichten die Mittelklassegeräte dabei auch auf den bei anderen Google-Smartphones zu findenden Pixel Visual Core. Stattdessen greift man zur Beschleunigung der Bildverarbeitung auf die entsprechenden Fähigkeiten des Prozessors selbst zurück.

Schwierige Verhältnisse, gut gemeistert: hoher Dynamikumfang und viele kleine Objekte und Details.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Einen optischen Zoom hat das Pixel 3a nicht, zumindest gibt es aber den Superzoom, der das Wackeln der Hand nutzt, um zusätzliche Details zu erfassen. Die Aufnahme wurde mit dem Vergrößerungsfaktor 2.0 erstellt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Apropos fehlende Hardware: Auf den Spektral-/Flimmersensor des Pixel 3 verzichtet Google bei den neuen Geräten ebenfalls, wobei allerdings ohnehin bis heute nicht ganz klar ist, wie viel dieser überhaupt gebracht hat. Die Videofähigkeiten sind dann wieder mit den Topmodellen ident, es gibt also 1080p bis 120 Bilder pro Sekunde und 4K bis 30 Bilder pro Sekunde. Die Bildstabilisierung ist dabei sehr gut, ansonsten gibt es aber zumindest im Premiumbereich einige Top-Smartphones, die in Videofragen deutlich besser abschneiden.

App

Die Kamera-App startet auf dem Testgerät sehr flott, ob das mit der Zeit auch so bleibt gilt es allerdings abzuwarten. Manche Pixel-3-Besitzer hatten hier eine deutliche Verlangsamung mit der Zeit beklagt. Von der Funktionalität her gefällt die besagte App durchaus, einzig mehr Möglichkeiten zur manuellen Einstellung vermisst man. Nett ist dafür der neue Zeitraffermodus, auch so Spielereien wie die "Playmojis" gibt es hier – also Augmented Reality-Objekte unterschiedlichster Provenienz, die mit dem Realbild kombiniert werden können. Aktuell werden dabei etwa einige Charakter aus "Avengers: Endgame" im Angebot.

Einen Unterschied zu den beiden teureren Modellen gibt es hingegen bei der Frontkamera: Hier kommt nämlich nur ein einzelner Sensor zum Einsatz, auf die Weitwinkelbilder des Pixel 3 (XL) muss man beim 3a also verzichten. Stattdessen liegt das Blickfeld mit 84 Grad irgendwo in der Mitte der beiden Kameras des Pixel 3. Wie dem auch sei: Der Sensor liefert mit 8 Megapixel (1,12μm) und f/2.0 sehr gute Bilder. Auch der Bokeh-Effekt für Porträtaufnahmen funktioniert tadellos.

Die "Nachtsicht" ist primär für fast komplette Dunkelheit gedacht, liefert aber auch sonst zum Teil sehr interessante Ergebnisse. Der Weißabgleich funktioniert hier übrigens mittels KI – und oft besser als bei anderen Kameras (das inkludiert den normalen Aufnahmemodus der Pixel-Kamera).
Foto: Proschofsky / STANDARD
Der ultimative Test für jede Kamera: die Katze.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Kernänderung

Der wichtigste Unterschied zu aktuellen High-End-Geräten ist beim verbauten SoC (System on a Chip) zu finden. Statt eines Snapdragon 855 wie bei den meisten aktuellen Topgeräten kommt hier ein Snapdragon 670 zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Achtkernprozessor von Qualcomm, der mit vier flinken (maximale Taktfrequenz: 2 GHz) und vier stromsparenden Kernen (1,7 GHz) ausgestattet ist. Der Chip wurde speziell für die Mittelklasse entwickelt, liefert dabei aber Werte, die für diese Kategorie etwas über dem zu Erwartenden liegt. Mit Werten von 1.602 Punkten im Single-Core- und 5.180 Punkten beim Multi-Core-Test von Geekbench liefert der Prozessor ein durchaus ansprechende Ergebnis. Zum Vergleich: Das ist nur leicht schwächer als jener Snapdragon 835, der noch im Pixel 2 verbaut wurde. Im auf realistische Arbeitslasten ausgelegten Benchmark von PCMark (Work 2.0) liegt das Pixel 3a mit 7.499 Punkten sogar leicht über dem Pixel 2 (7.415). Vor allem aber: Es liegt damit nicht sonderlich weit von einem aktuellen Samsung Galaxy S10 (7.913) entfernt. Hier zeigt sich gut, welch starken Einfluss Softwareoptimierungen auf die reale Performance eines Geräts haben.

Während die CPU-Performance also durchaus gut ist, zeigt sich sich der Unterschied des Snapdragon 670 zu Topchips dann bei der Grafikleistung. Ist die integrierte Grafikeinheit (Adreno 615) doch vergleichsweise langsam. Im Slingshot Extreme Benchmark von 3DMark kommt das Pixel 3a auf Werte von 1.626 bzw. 1.534 Punkte (Open GL ES / Vulkan). Zum Vergleich: Das Galaxy S10 erreicht hier 4.440 / 4.386 Punkte. Wer sich jetzt sorgen macht, dass damit Spiele nicht mehr gut laufen, sei beruhigt: Im Testverlauf wären uns keine solchen Probleme aufgefallen, selbst aufwändige 3D-Games wie Pubg laufen bei hohen Qualitätseinstellungen flüssig. Ob das mit Spielen, die in einem Jahr erscheinen werden auch noch so der Fall sein wird, ist natürlich eine andere Frage.

Einige Benchmark-Ergebnisse des Pixel 3a.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Eindruck > Benchmarks

Überhaupt gilt es bei all den Benchmarks eines nicht zu vergessen: Was entscheidet, ist der subjektive Eindruck über die Performance eines Geräts – und nicht synthetische Berechnungen. In dieser Hinsicht schlägt sich das Pixel 3a für seine Klasse sehr gut. Im Test reagierte es eigentlich immer flott auf alle Anforderungen, merkliche Hänger oder längere Verzögerungen gab es nicht. Erst im direkten Vergleich mit aktuellen Top-Smartphones zeigen sich dann Unterschiede – etwa bei der Ladezeit von Apps.

Für die Wahl des Snapdragon 670 dürfte aber noch ein anderer Faktor ausschlaggebend gewesen sein: Dieser inkludiert eine eigene Einheit zur Beschleunigung von KI-Aufgaben. Google nutzt solche Hardware mittlerweile für diverse smarte Features – von der Erkennung von in der Umgebung abgespielten Liedern bis zu diversen Kamera-Tricks. Und so funktioniert all das eben auch am Pixel 3a.

Dem Prozessor zur Seite gestellt sind 4 GB RAM – der gleiche Wert wie beim Pixel 3. Während Google bei den Topgeräten zurecht für diesen Wert kritisiert wurde, ist der Umfang des Arbeitsspeichers für diese Preisklasse durchaus angemessen. Vor allem aber hat Google jene Speichermanagementprobleme, die beim Pixel 3 anfänglich für Probleme gesorgt haben, mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Mit dem Update auf Android 10 sollte es in dieser Hinsicht übrigens noch einmal deutliche Verbesserungen geben

Langläufer

Das schönste Smartphone bereitet keine Freude, wenn der Akku dauernd leer ist. Glücklicherweise hat das Pixel 3a in dieser Hinsicht vorgesorgt: Im Akku-Benchmark von PCMark kommt das XL-Modell auf einen hervorragenden Wert von 13 Stunden und 3 Minuten. Damit übertrumpft man nicht nur deutlich das Pixel 3 XL (10:10 Stunden) sondern auch das Galaxy S10+ (12:05 Stunden). Im Vergleich zu Googles Premiummodell dürfte der entscheidende Unterschied vor allem bei der niedrigeren Bildschirmauflösung des 3a XL sowie dem sparsameren SoC liegen.

Äußerlich kaum zu unterscheiden: Pixel 3a und Pixel 3a XL (im Vordergrund).
Foto: Proschofsky / STANDARD

Doch der Akku ist auch nominell etwas größer ausgefallen: 3.000 bzw. 3.700 mAh sind die passenden Kennzahlen, bei Pixel 3 / XL waren es noch 2.915 bzw. 3.430 mAh. Im Gegenzug fehlt bei den MItteklassemodellen dafür die Möglichkeit des drahtlosen Aufladens. Via Kabel wird dafür schnell geladen, ein 18-Watt-USB-C-Ladegerät liegt bei.

Der lokale Speicherplatz liegt bei 64 GB. Dessen Performance ist zwar gut, bei zufälligen Schreibzugriffen kommt er trotzdem nur auf rund den halben Wert eines Pixel 3. Eine Erweiterungsmöglichkeit via MicroSD gibt es wie von Google gewohnt nicht. Und um gleich noch einen weiteren negativen Punkt zu erwähnen: Das Pixel 3a ist im Gegensatz zu den aktuellen Topgeräten von Google nicht wasserdicht. Für manche Nutzer könnte dies ein entscheidender Ausschlussgrund sein, enttäuschend ist es auf jeden Fall.

Comeback

Ein Downgrade gibt es zudem in Sound-Fragen: Zwar bietet das Pixel 3a Stereo-Sound, allerdings ist nur ein Lautsprecher an der Vorderseite angebracht, während der zweite neben dem USB-C-Anschluss zu finden ist. Auch ist die gelieferte Klangqualität eher mittelmäßig. Doch es gibt in dieser Hinsicht auch eine erfreuliche Entwicklung zu berichten: Das Pixel 3a hat nämlich ein Feature, das in den vergangenen Jahren zunehmend seltener geworden ist – und auch Google bei seinen aktuellen Topgeräten nicht mehr bietet. Einen klassischen 3,5mm-Kopfhöreranschluss. Eine Entscheidung, über die bei Google nach eigenen Angaben ausführlich diskutiert wurde – und die schlussendlich richtig ausfiel.

Für WLAN-Verbindungen wird 802.11ac (2x2 MIMO) unterstützt, auch mit Bluetooth 5.0, NFC, GPS, Glonass und Galileo ist das Pixel 3a sehr gut ausgestattet. Der LTE-Support ist mit Cat. 11 etwas langsamer als bei aktuellen Topgeräten – nicht dass das im Alltag derzeit irgendeinen realen Unterschied machen würde. Interessant ist aber noch ein anderer Punkt: Neben einem Nano-SIM-Slot beinhaltet das Pixel 3a auch noch eine fixe verbaute eSIM. Damit wäre theoretisch also auch ein Dual-SIM-Betrieb möglich. Mit der aktuellen Software kann aber derzeit nur eine der zwei SIMs aktiviert sein, erst mit dem Update auf Android 10 soll es dann "Dual SIM Dual Standby" geben, wie man es von anderen Geräten her gewohnt ist.

Vermischtes

Ebenfalls mit dabei ist ein Pixel-typisches Feature namens "Active Edge". Über ein Quetschen des Rahmens kann dabei der Google Assistant aufgerufen werden. Sehr erfreulich ist die Integration des Google-eigenen Sicherheitschips Titan M, der Pixel-Geräte zusätzlich absichert und zusätzlich Apps einen Hochsicherheitsbereich für eigene sensible Daten liefert. Es gibt einen klassischen kapazitiven Fingerprint-Reader an der Rückseite, der sehr zuverlässig arbeitet. Der Vibrationsmotor agiert gut, mit der Präzision jenes beim Pixel 3 verwendeten Modells kann er aber nicht mithalten.

Von links nach rechts: Der Default-Homescreen ist gewohnt aufgeräumt. Die Zahl der fix vorinstallierten Programme ist erfreulich gering. Der Update-Support ist an sich besser als bei allen anderen Android-Herstellern, umso seltsamer ist es, dass Google das Pixel 3a mit einem zwei Monate alten Sicherheits-Patch ausliefert.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Update-Stärken

An sich gilt für Android-Smartphones die simple Regel: Je günstiger, desto schlechter sieht es mit der Update-Versorgung aus. Dies wurde mit den Android-One-Geräten von Nokia und Co. zuletzt zwar besser, doch Google überbietet das noch einmal direkt. Für das Pixel 3a verspricht der Android-Hersteller nämlich sowohl drei Jahre an monatlichen Sicherheitsaktualisierungen als auch große Versionssprünge im selben Zeitraum. Zum Vergleich: Samsung verspricht selbst für sein aktuelles Topgerät, das S10, nur zwei große Versionssprünge.Vor allem aber gibt es all diese Softwareaktualisierungen bei Google umgehend, während es bei anderen Herstellern meist monatelang auf neue Android-Generationen zu Warten gilt. So wird es denn auch das Update auf Android 10 parallel zu Googles aktuellen Spitzenmodellen geben. Und wer nicht so lange warten will: Die nächste Beta für die kommende Betriebssystemgeneration wird es ebenfalls für das Pixel 3a geben.

Verblüffende Defizite

Einen negativen Punkt gilt es aber auch hier anzumerken: Das Pixel 3a wird nämlich mit einem veralteten Sicherheits-Patch ausgeliefert – und zwar jenem von März 2019. Die nächste Aktualisierung soll es erst Anfang Juni geben, gerade für ein Unternehmen, dass sich sonst mit seiner Update-Zuverlässigkeit brüstet, ist dies ein einigermaßen peinlicher Umstand. Zumal Google das nicht zum ersten Mal passiert, schon das Pixel 3 wurde mit nicht-aktueller Software ausgeliefert. Zumindest sind beim Pixel 3a keine gröberen Bugs zu bemerken, die dringend auszuräumen werden. Trotzdem ist offensichtlich, dass Google ein Problem damit hat zeitgerecht Updates zur Veröffentlichung eines Geräts zu schnüren, wie es viele andere Hersteller tun.

Generell zeichnen sich die Pixel-Geräte durch eine vergleichsweise schlanke und vor allem flinke Softwareausstattung aus. Im Gegenzug gibt es bei den Android-Varianten von Samsung oder Huawei das eine oder andere zusätzliche Feature. Welchen Ansatz man bevorzugt, ist mittlerweile größtenteils Geschmacksfrage. Etwas unglücklich ist, dass das Pixel 3a mit Googles erstem Versuch in Fragen Gestensteuerung ausgeliefert wird. Immerhin ist dieser schon wieder fast Geschichte, mit Android 10 kommt ein neues System. Dazu kommt, dass auch die alte Systemnavigation mit drei Knöpfen auf dem Pixel 3a nicht verfügbar ist. Diese Option wird ebenfalls erst mit der nächsten Android-Generation wieder verfügbar sein – eine leicht absurde Situation.

Was fehlt und was zu viel ist

An sich ist die Softwareausstattung des Pixel 3a sehr ähnlich zu jener des Pixel 3. Das beinhaltet auch so seltsame Entscheidungen wie die Android Auto-App vorzuinstallieren, obwohl Google gerade erst verkündet hat, dass diese App eingestellt und durch entsprechende Funktionalität im Google Assistant ersetzt wird. Was fehlt ist hingegen der Daydream-Support, also die Unterstützung von VR-Brillen. Ob dies jemandem wirklich abgeht, ist natürlich eine andere Frage. Und noch eine etwas zweifelhafte Entscheidung: Die Backup-Funktion von Google Photos bietet keine kostenlose Speichermöglichkeit für Bilder in Originalauflösung, wie es bei anderen Pixel-Geräten der Fall ist. Stattdessen sind die Nutzer auf den Upload in "hoher" (=reduzierter) Qualität angewiesen, wie es für all anderen Photos-Nutzer der Fall ist. Eine Wahl, die angesichts der Ressourcen von Google etwas gar geizig wirkt. Und noch eine Kleinigkeit: Die animierten "Live Wallpaper" der anderen Pixels fehlen hier.

An der Unterseite befinden sich der USB-C-Anschluss und die Öffnungen für Mikrofon und den zweiten Lautsprecher.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Verfügbarkeit

Bleibt die Frage nach Preis und Verfügbarkeit – und hier gibt es gute und schlechte Nachrichten. Die gute zuerst: Mit einem Listenpreis von 399 und 479 Euro fallen Pixel 3a und Pixel 3a XL deutlich günstiger aus, als im Vorfeld von vielen erwartet worden war. Die schlechte: Google ändert nichts an der regionalen Verfügbarkeit seiner Geräte. Das heißt: Auch das Pixel 3a wird in Österreich nicht offiziell von Google selbst vertrieben. Allerdings gibt es beide Modelle in Deutschland, womit der Eigenimport recht einfach ist. Außerdem werden erfahrungsgemäß schon bald diverse Händler die Geräte auch nach Österreich liefern oder direkt hier anbieten.

Fazit

Mit dem Pixel 3a stellt Google die Welt der Mittelklasse-Smartphones auf den Kopf. Eine Kamera mit einer solchen Qualität sucht man in diesem Preisrahmen sonst vergeblich. Mit dem Software-Support setzt man sich ebenfalls deutlich von der Konkurrenz ab. Die wirklich relevanten Abstriche im Vergleich zu aktuellen Topgeräten halten sich in überraschend engen Grenzen. Am ehesten schmerzt noch, dass die Geräte nicht wasserdicht sind, dafür erfreut der wiedergewonnene Kopfhörerstecker. In Summe hat Google hier ein absolutes Topgerät für diese Preiskategorie geliefert.

Genau hier könnte aber auch ein Problem für Google liegen: Während das Pixel 3a das Zeug dazu hat, sich sehr gut zu verkaufen, wirft das die Frage auf, was das für die Zukunft der Premiumsparte des Android-Herstellers bedeutet. Aktuell ist der Preisunterschied zum Pixel 3 eigentlich kaum mehr zu rechtfertigen, dessen Verkäufe dürften also angesichts des 3a noch weiter zurückgehen. Vor allem aber muss Google mit dem kommenden Pixel 4 wirklich überzeugende Gründe liefern, um einen doppelt so hohen Preis im Verhältnis zur Mittelklasse zu rechtfertigen. Und das könnte angesichts der Qualitäten des Pixel 3a schwierig werden. (Andreas Proschofsky, 19.5.2019)