Anderen Personen beim Essen zusehen klingt eigentlich nicht nach einer besonders befriedigenden Freizeitgestaltung. Und dennoch schauen sich Millionen Menschen solche Videos im Internet an. Das Ganze heißt Mukbang, kommt aus Südkorea und hat einige Youtuber bereits reich gemacht.

Trend aus Südkorea

Der Trend ist um 2010 herum entstanden. Muk- oder auch Mokbang ist eine Wortschöpfung aus den koreanischen Wörtern für essen und senden. User filmen sich dabei, wie sie besonders üppige Portionen verschlingen. Hauptsächlich passiert das in Livestreams, die mehrere Stunden dauern. Ursprünglich vor allem über die südkoreanische Seite Afreeca TV verbreitet, sind die Videos mittlerweile auch auf Youtube und Twitch zu finden und haben auch außerhalb von Südkorea ein großes Publikum.

Die 25-jährige Kim Thai betreibt einen Youtube-Channel mit über 500.000 Abonnenten und seit August 2018 einen mit über 200.000. Beim kleineren – "Eat with Kim" – kann man zusehen, wie die junge Frau vor allem Meeresfrüchte verdrückt. Ihre Videos werden Hunderttausende Male angesehen.

EAT WITH KIM

Auch Bethany Gaskin verschlingt Meeresfrüchte für ihre Youtube-Videos. Bloveslife, den Youtube-Kanal der 44-Jährigen, haben über 1,9 Millionen Menschen abonniert. Ihre Videos haben Millionen Klicks.

Bloveslife

Bei den Videos geht es im Allgemeinen nicht darum, besonders appetitliches Essen zu zeigen oder um Restaurant-Kritik. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Quantität. Die Mukbang-Youtuber – auch "Broadcast Jockeys" genannt – verschlingen enorme Portionen. Theorien, wie dieser Trend entstehen konnte, gibt es mehrere. So könnte es damit zu tun haben, dass die Leute mit diesen Videos aus traditionellen Tischmanieren und Essgewohnheiten in Südkorea ausbrechen wollten. Aber auch deutschsprachige Youtuber wie Janaklar machen bei dem Trend mit.

JANAklar

Die Popularität unter den Zusehern lässt sich mit der Beliebtheit von ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response )-Videos erklären. Diese sollen mit optischen und visuellen Reizen für Entspannung beim Betrachter sorgen. Das kann zum Beispiel auch das Schlürfen beim Verzehr einer riesigen Nudelportion sein. Darauf spezialisiert hat sich etwa Youtuber Zach Choi, der über 1,4 Millionen Abonnenten hat.

Zach Choi ASMR

Was auch immer die Motivation der ersten Nutzer war: heute sind es wohl auch Klickzahlen und Werbeeinnahmen, die einige Youtuber antreiben. Kim Thai hat inzwischen ihren bisherigen Job aufgegeben. Denn sie kann von ihren Videos gut leben. Laut "Cosmopolitan" verdient sie im Jahr einen sechsstelligen Dollar-Betrag mit Sponsoring und Werbung, die in ihren Videos geschaltet wird. Bethany Gaskin ist noch erfolgreicher. Laut "New York Times" ist die US-Amerikanerin mit ihren Fressvideos zur Millionärin geworden. (red, 23.6.2019)