Im vergangenen Jahr erhielt Wiglaf Droste zusammen mit Pit Knorr den Satirikerpreis Göttinger Elch.

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Wiglaf Droste stellte sich mit Hingabe den kleinen Fragen des Lebens: "Geld oder Gelder?, zum Beispiel. In seinen Sprachglossen sezierte der polemische Satiriker mit satirischer Polemik Geistloses in unserer Sprache. Hat Geld einen legitimen Plural? Wenn ja, warum ruft kein Bankräuber je "Her mit den Geldern!", sondern verwendet immer die Einzahl, wenngleich anzunehmen wäre, dass er danach trachtet, so viel wie möglich davon zu erbeuten.

Mit derlei hat der am 27. Juni 1961 im deutschen Herford geborene Autor sein Publikum fast vier Jahrzehnte lang unterhalten. Auf Lesereisen, in Kolumnen, in Büchern. Damit ist jetzt Schluss. Wiglaf Droste ist am Mittwoch gestorben.

ifb / bfn

Seine sprachliche Brillanz sowie seine thematische Spitzfindigkeit machten ihn ab den 1980ern im deutschen Sprachraum zu einer Ausnahmefigur, die er nicht ohne Genuss darstellte. An die 40 Werke hat er hinterlassen, gerne arbeitete er sich darin an Reizthemen ab. Je schärfer der Gegenwind wurde, desto bestätigter sah er sich, wiewohl ihm das mehr als einen Job gekostet hat – etwa bei der "taz", die ihn wegen einer Illustration feuerte.

Vergleiche mit Kurt Tucholsky

Dennoch – die Qualität seiner Betrachtungen trugen ihm Vergleiche mit Kurt Tucholsky ein, entsprechende Preise bestätigten diese Einschätzungen. Droste war ein breit gebildeter Zeitgenosse. Er konnte deutsche Klassiker genauso zitieren wie Texte von Iggy Pop – und er konnte daraus einen lebensnotwendigen Zusammenhang herstellen.

Das machte ihn für das Satire-Magazin "Titanic" ebenso tauglich wie für die Herausgabe eines Fressensmagazin mit dem Titel "Häuptling Eigener Herd". Auf frühen Lesereisen begleitete ihn eine Punkband, nicht selten wurde diese von Feministen gestürmt, denen Droste ihrer Ansicht nach zu wenig gewogen war.

Sein Vortrag glänzte mit einem verführerisch dozierenden Tonfall, dass er sich damit manchmal des Vergehens der Besserwisserei aussetzte, nahm er in Kauf: Die Bürde der Bildung und ihrer praktischen Anwendung. Wiglaf Droste wurde 57 Jahre alt. (Karl Fluch, 16.5.2019)