Vor sieben Jahren hat Apple damit begonnen, seinen Smartphones mit den Earpods eigens gestaltete Kopfhörer beizulegen. Vier Jahre später trennte man sich allerdings mit dem iPhone 7 vom 3,5mm-Klinkenanschluss, weil man die Zukunft in drahtloser Übertragung sieht. Und auch dafür hatte man ein Accessoire bereit: Die Airpods.

Obwohl den Funk-Ohrhörer nicht unbedingt der allerbeste Tragekomfort attestiert wird und ihre Gestaltung vor allem zu Beginn für allerlei Spott sorgte, sollen sie sich mittlerweile wie warme Semmeln verkaufen – was wohl auch der oft gelobten Klangqualität und der einfachen Verwendung mit einem iPhone geschuldet ist. Der Erfolg hat andere Hersteller sichtlich inspiriert. Von den zehn größten Handyherstellern der Welt (Apple mitgezählt) haben nur zwei keine Alternative zu den Airpods im Sortiment. Eine Auflistung:

Tecno Mobile

Mit etwa einem Prozent Marktanteil belegt Tecno Mobile aktuell Rang 10 in der von Counterpoint Research erstellten Liste der größten Handyhersteller. Der Name wird vielen Usern hierzulande nur wenig sagen. Etabliert ist die Marke des Unternehmens Transsion nämlich vorwiegend in Afrika. Eigene Drahtlos-Ohrhörer hat man bislang nicht im Katalog.

Nokia True Wireless Earbuds

Nokia/HMD

Den neunten Platz unter den Handyherstellern nimmt derzeit Nokia bzw. dessen ausführender Partner HMD ein. Im Frühjahr stellte man dort eigene Drahtlos-Hörer unter dem unspektakulären, aber zumindest leicht verständlichen Namen "True Wireless Earbuds" vor. Sie unterstützen Bluetooth 5.0 und sollen mit einer Ladung bis zu 3,5 Stunden Musikwiedergabe oder vier Stunden Sprechzeit bieten. Die Ladehülle erlaubt mehrfaches Aufladen, was die Gesamtnutzungszeit auf 14 bzw. 16 Stunden verlängern soll.

Verkauft werden die Nokia-Hörer um rund 110 Euro. Bei einer Rezension von NDTV zeigt man sich grundsätzlich vom Klangbild erfreut, vermisst aber aptX-Support. Zudem soll die Sprachqualität der eingebauten Mikrofone nur mäßig sein.

Motorola Verve Buds 500 Wireless
Foto: Motorola

Lenovo/Motorola

Auf Platz 8 findet sich Lenovo, das in westlichen Gefilden auf seine Tochterfirma Motorola setzt. Auch dort ist man seit diesem Frühjahr mit den Verve Buds 500 Wireless im Airpods-Territorium unterwegs. Und zwar fast wortwörtlich, denn am Design des Apple-Produkts – mit dem prägnanten "Stiel" – hat man offensichtlich Anleihe genommen. Im Gegensatz zu den Airpods gibt es hier aber Silikonstöpsel statt hartem Kunststoff. In den Spezifikationen werden drei Stunden Nutzungsdauer mit einer Ladung, bzw. neun Stunden mit Wiederaufladung per Gehäuse versprochen.

Die Hörer nutzen Bluetooth 5.0 und erlauben direkte Kommunikation mit Amazons Sprachassistentin Alexa. Rezensionen bekannterer Techmedien scheint es bislang keine zu geben, die wenigen Bewertungen in verschiedenen Amazon-Stores rangieren im Schnitt bei etwa 3,5 von 5 Sternen.

LG Tone Free
Foto: LG

LG

Bereits seit 2017 mit eigenen Hörern dabei ist LG, und zwar mit den Tone Free-Ohrhörern. Diese fallen unter anderem durch ihr Ladegehäuse auf. Dieses ist zwar nicht übermäßig kompakt, lässt sich dafür aber um den Hals tragen. Sie verfügen dementsprechend nicht über den neusten Bluetooth-Standard, sondern nutzen Version 4.2. Bei den Sound Guys zeigte man sich bei einer Rezension nur mäßig begeistert. Der Klang sei passabel, aber nicht überragend, die Akkulaufzeit zu gering und beim Telefonieren könne man den Gesprächspartner nur in einem der beiden Hörer hören.

In Europa sind sie nicht verfügbar, der Verkaufspreis in den USA pendelte zuletzt bei rund 70 Dollar. Allerdings stehen sie ohnehin vor der Ablöse. LG dürfte in den kommenden Monaten eine neue Generation vorstellen, die unter anderem eine neue Ladehülle mit integriertem UV-Licht für antibakterielle Reinigung mitbringen soll.

Vivo

In westlichen Gefilden noch kaum bekannt, in Asien aber ein Renner: Mit seinen Smartphones hat sich Vivo auf Platz 6 der globalen Rangliste gespielt. Mit dem Vivo Nex zeigte man einst das erste Handy mit randlosem Display ohne Notch und mit Popup-Kamera. Mit den Vivo XE160 hat man kabelgebundene Ohrhörer im Sortiment, die Apples Earpods erstaunlich ähnlich sehen, eine drahtlose Variante gibt es bisher noch nicht.

Oppo O-Free
Foto: Oppo

Oppo

Konkurrent Oppo selbst genießt in Europa wohl etwas mehr Bekanntheit, zumal man nach mehreren Jahren Absenz seit kurzem wieder in Großbritannien tätig ist. Eher kennt man aber trotzdem OnePlus, das praktisch eine Tochterfirma des Unternehmens ist. Mit den O-Free probiert man sich damit, eine "edle" Alternative im Segment drahtloser Ohrhörer anzubieten.

Angeboten werden sie für umgerechnet rund 90 Euro. Sie bieten Bluetooth 5.0 und sollen, Ladehülle eingerichtet, bis zu 16 Stunden lang laufen. Bisher werden sie nur in China verkauft, bei The Verge konnte man sie als Beilage des Oppo Find X-Smartphones in der "Lamborghini Edition" testen. Das Fazit: Gute Akkulaufzeit, aber mittelmäßiger Sound und gelegentliche Verbindungsprobleme.

Xiaomi Airdots Pro
Foto: Xiaomi

Xiaomi

Auf Platz 4 aufgerückt ist mittlerweile der ebenfalls chinesische Hersteller Xiaomi, dessen Handys mittlerweile auch offiziell in vielen Ländern Europas vertrieben werden. Hier hat man gleich zwei Varianten drahtloser Ohrhörer am Start. Für rund 25 Euro bekommt man die Airdots, die Bluetooth 5.0 und eine Touchoberfläche zur Steuerung bieten. Sie sind in einem eher generischen Design gehalten. Eine leicht veränderte Variante bietet man zudem auch über die Tochter Redmi an.

Es gibt die Airdots aber auch in einer "Pro"-Version (wiederum Bluetooth 4.2), die man ab circa 70 Euro bekommt. Sie liegen schon deutlich näher am Design von Apple – nicht nur wegen des "Stiels", sondern auch aufgrund der doch recht ähnlich gehaltenen Ladehülle. Xiaomi verspricht auch hier Touchsteuerung, dazu auch Anbindung an einen Sprachassistenten und außerdem bis zu drei Stunden Laufzeit am Stück und bis zu zehn Stunden insgesamt. Bei Techreviewer werden Soundqualität und Tragekomfort gelobt, allerdings entluden sich die Akkus der zwei Höre rungleichmäßig. Bemängelt wird auch fehlender Support für aptX oder LDAC.

Huawei Freebuds 2 Pro
Foto: Huawei

Huawei/Honor

Womit wir bei der Nummer 3 am Markt angelangt wären. Neben einem beachtlichen Sortiment an Handys hat Huawei schon vor längerer Zeit das Potenzial drahtloser Ohrhörer entdeckt. Mittlerweile gibt es die zweite Generation der Freebuds in Form der Freebuds 2 Pro. Die Designverwandtschaft zu Apples Airpods lässt sich dabei schon auf den ersten Blick nicht abstreiten. Sie sind ab rund 125 Euro zu haben, in Europa oder den USA werden sie aber noch nicht angeboten – dementsprechend fehlt es noch an Rezensionen bekannterer Medien. Die Vorgänger, Freebuds, erhielten eher gemischtes Feedback.

Auch die auf jugendliches Publikum ausgerichtete "Diskonttochter" Honor hat ein eigenes Produkt im Sortiment. Sie heißen Flypods und sind in der "Lite"-Variante auch in mehreren europäischen Ländern zu haben. Auch hier ist eine gewisse Airpods-Verwandtschaft unverkennbar.

Foto: Samsung

Samsung

Last but not least ist natürlich auch Marktführer Samsung im Rennen. Verkabelte Kopfhörer stellt man schon lange her, mit den Gear IconX begann man im Vorjahr, auch das kabellose Segment zu bedienen. Ihnen folgten im vergangenen Februar nun die Galaxy Buds. Sie verzichten auf ästhetische Anlehnung auf Apple und versprechen Bluetooth 5.0-Anbindung und eine lange Spielzeit von bis zu sechs Stunden, ehe man sie wieder ins Ladegehäuse stecken muss.

Die Meinungen über die ab rund 120 Euro erhältlichen Hörer gehen auseinander. Während man bei The Verge enttäuscht ist von fehlendem LDAC- und aptX-Support und den Galaxy Buds auch nur durchschnittliche Soundqualität bescheinigt, sieht man bei CNet einen würdigen Konkurrenten für die Airpods. Bei Tom’s Guide erklärt man sie sogar zu den neuen Königen ihrer Geräteklasse. Und auch bei einer Auflistung des "Guardian" wurden sie zu den besten Bluetooth-Ohrhörern erkoren. (gpi, 28.0572019)