Barcelona – Vor zwei bis drei Milliarden Jahren war die Erde schon längst mit Leben erfüllt. Das hatte aber noch keine Augen, um den Himmel zu beobachten, wo sich laut Forschern der Universität Barcelona zu dieser Zeit eine Menge getan haben müsste. Damals soll es eine massive Welle von Sterngeburten gegeben haben, mehr als die Hälfte der Sterne in der Milchstraßenscheibe könnten in diesem Zeitraum entstanden sein.

Möglich wurde dies laut dem Team um den Astronomen Roger Mor durch einen Prozess, der für den Großteil des Milchstraßenwachstums verantwortlich ist: die Einverleibung kleinerer Galaxien aus dem Umfeld der Milchstraße. Die brachten nicht nur ihre eigenen Sterne mit, sondern vor allem große Mengen von Gas und Staub, das Rohmaterial für neue Sterne. Wenn eine Galaxie altert, geht ihr dieses Material allmählich aus, und die Rate an Sterngeburten geht kontinuierlich zurück. So war es laut Mor auch in der Scheibe der Ur-Milchstraße während ihrer ersten Jahrmilliarden. Dann jedoch sei diese mit Material von außen "geimpft" worden, was schließlich in einer gewaltigen Welle neuer Sterne mündete.

Die Erkenntnisse der Astronomen basieren auf Messungen des Gaia-Satelliten der ESA, der seit 2013 die Positionen, Spektren, Bewegungen und Entfernungen von Sternen in der näheren galaktischen Umgebung so genau wie nie zuvor bestimmt. Für über drei Millionen Sterne ist dies bereits gelungen, bilanziert Mor – genug, um einige Prozesse in der Vergangenheit der Milchstraße rekonstruieren zu können. (red, 19. 5. 2019)