Typisches Beispiel für ein Fertiggericht, das den Probanden in der experimentellen Studie vorgesetzt wurde.
Foto: Hall et al./Cell Metabolism

Bethesda/Wien – Die Weltbevölkerung wird immer dicker – und das ziemlich schnell: Von 1975 bis heute hat sich die Zahl der adipösen Personen weltweit verdreifacht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht deshalb auch längst von einer Pandemie. Doch was sind die Gründe für diese Entwicklung? Ein Hauptfaktor sind natürlich unsere sich wandelnden Ernährungsgewohnheiten wie kohlenhydratreiches Essen oder stark zuckerhaltige Getränke.

Ernährungswissenschafter in den USA haben nun speziell den Konsum von Fertiggerichten einer detaillierten experimentellen Studie unterzogen und dabei eine nicht ganz überraschende Beobachtung gemacht: Stark verarbeitete Speisen veranlassen Menschen offenbar dazu, mehr zu essen.

Verarbeitet versus unverarbeitet

Für die im Fachblatt "Cell Metabolism" erschienene Untersuchung ließ Studienleiter Kevin Hall von den US-National Institutes of Health in Bethesda 20 Probanden vier Wochen lang in einem Labor leben und essen.

Eine Hälfte der Personen aß in den ersten zwei Wochen stark verarbeitete Fertiggerichte, in den zweiten 14 Tagen dann frisch zubereitetes Essen ohne viel Verarbeitung. Bei der anderen Hälfte war es genau umgekehrt.

Beispiel für wenig verarbeitetes Essen, das die Versuchspersonen konsumierten.
Foto: Hall et al./Cell Metabolism

508 Kilokalorien pro Tag mehr

Die Mahlzeiten, deren Effekt verglichen wurde, waren in Sachen Kaloriengehalt, Fett, Zucker, Salz, Ballaststoffe und Makronährstoffe gleich, lösten dennoch unterschiedlichen Appetit aus: Probanden der Fertiggerichtgruppe nahmen im Schnitt täglich 508 Kilokalorien mehr zu sich und hatten nach zwei Fertiggerichtwochen ein Kilo zugenommen.

Die Ergebnisse der Studie in einer Grafik zusammengefasst: Oben die durchschnittlich konsumierte Kalorienmenge, unten das Gewicht der Testpersonen über die Studiendauer.
Foto: Hall et al./Cell Metabolism

Was genau für diesen Unterschied verantwortlich ist, können die Forscher nur vermuten: Infrage komme die Essgeschwindigkeit, die Menge der Getränke oder der leicht unterschiedliche Proteingehalt der Speisen. (tasch, 16.5.2019)