Borkenkäfer und Stürme hinterlassen Narben in den Wäldern. Der Schadholzanteil soll heuer weiter wachsen.

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Ein herrliches Wetter. Ginge es nach uns, könnte es lang so bleiben", sinniert Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste, und blickt in den wolkenverhangenen, grauen Himmel über Wien. Je mehr Regen in den kommenden Monaten, desto besser aus Sicht der Forstwirte. Denn trockene Hitze macht Fichten anfällig für Borkenkäfer, und die vermehren sich ihrerseits bei warmen Temperaturen rasant.

Der Konjunkturaufschwung ist am Holzmarkt spurlos vorübergegangen, sagt Freidhager. Der Klimawandel jedoch schlug voll ein. Rundum zerbrechen sich Experten nun die Köpfe, wie sich Österreichs Nadelwälder klimafit trimmen lassen. Freidhager zieht das Beispiel Waldviertel heran: Rund 42 Prozent des dortigen Baumbestandes stellen Fichten, der Rest sind meist Buchen und Lärchen.

Weniger Fichte

Was passiert, wenn die Temperaturen um zwei Grad steigen? Der Bestand an Fichten werde sich in der Region dann wohl halbieren – denn diese ziehen sich in kühlere, feuchtere und folglich höhere Gefilde zurück, meint Freidhager, und er warnt davor, die Augen vor der Realität zu verschließen.

Dass es damit künftig mehr ausländisches Gehölz in Österreich brauche – ein unter Biologen und Patrioten hitzig diskutiertes Thema -, glaubt der Forstwirt nicht. An mehr Mischwäldern und Laubhölzern führt für ihn jedoch kein Weg vorbei. Die Bundesforste stellen sich daher auf einen jahrzehntelangen Umbau ihrer Wälder ein. In den kommenden sechs Jahren sind dafür in Summe 100 Millionen Euro reserviert, das ist gut ein Drittel der Gesamtinvestitionen.

Überhaupt zeichnen sich Waldgeschäfte zunehmend durch starke Volatilität und hohe Fixkosten aus. Allein der Klimawandel verschlang im Vorjahr Mehrausgaben von fast 24 Millionen Euro, rechnen die Staatsforste vor. Darin enthalten sind Mindererlöse im Holzpreis von zwölf Euro pro Festmeter, teurere Ernte und Logistik.

Den Kampf gegen den Käfer ließ sich der Konzern an die 3,4 Millionen Euro mehr kosten, unterm Strich 4,6 Millionen. "Wir rennen jedem einzelnen befallenen Baum nach", versichert Freidhager, und die Waldpflege zahle sich aus: Der Käferanteil am Schadholz sei auf 24 Prozent gesunken.

"Lockstoffe statt Pestizide"

Anders als Österreichs private Forstbesitzer, die eine Zulassung von mehr Pestiziden fordern, um der Schädlinge Herr zu werden, lehnen die Bundesforste Pflanzenschutzmittel ab. "Wir verwenden keine Pestizide", versichert Freidhager. Zum Einsatz kämen lediglich Sexuallockstoffe und mechanische Barrieren.

Trotz aller Widrigkeiten durch Käfer, Schneebruch und Stürme, die heuer noch weit mehr Schadholz erwarten ließen, blieb die Bilanz des Unternehmens solide. So sank das Ergebnis vor Steuern geringfügig auf 26 Millionen Euro, war jedoch das drittbeste der Konzerngeschichte. Mit einem Schadholzanteil von 66 Prozent wurde 2018 nicht mehr Holz geerntet, als nachwächst. Dem Fiskus floss eine Dividende von 21 Millionen zu.

Wohnbauten auf eigener Fläche

Genährt werden die Erlöse von Geschäften abseits der staatlichen Wälder wie Dienstleistungen, Immobilien und erneuerbare Energien. Österreichs Forste wollen so künftig etwa vermehrt Wohnbauten auf eigener Fläche entwickeln. Wachsen soll auch das Energiegeschäft, in das in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro gesteckt werden. Zehn Kraftwerke sind aktuell im Betrieb. Wind- und Kleinwasserkraft werden erweitert.

Guter Dinge ist Freidhager, was die Zukunft des Simmeringer Biomasseheizwerks betrifft, an dem die Forste zu einem Drittel beteiligt sind. Ganz klar sei noch nicht, wie es weitergehe, aber man habe die Zusage der Stadt Wien für den Weiterbetrieb – zumal es dafür ja mittlerweile auch eine rechtliche Grundlage gebe, wie er erläutert.

Ohne diese hätte man das Werk Ende Juli, wenn die bisherige Förderung ausläuft, zusperren müssen. Das Werk Simmering versorgt 48.000 Haushalte mit Strom und 12.000 mit Fernwärme. "Ohne Förderung schalten wir ab." (Verena Kainrath, 17.5.2019)