"A Plague Tale: Innocence"
"A Plague Tale: Innocence"
"A Plague Tale: Innocence"
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"A Plague Tale: Innocence"

Dem Markt für Einzelspieler-Titel geht es nicht so schlecht. Mit A Plague Tale: Innocence folgt ein weiteres Highlight für all jene, die gern auf moderne angebliche Must-haves wie Multiplayer-Modi, In-Game-Transaktionen und Open-World-Zwang verzichten können und sich dafür tief in einer atmosphärischen, packend inszenierten Geschichte verlieren möchten.

In der Gestalt der jungen französischen Adeligen Amicia ist man Mitte des 14. Jahrhunderts auf sich allein gestellt: Die Eltern von einem finsteren Inquisitor ermordet, die Dörfer verwüstet von der Schwarzen Pest und gefangen zwischen den Fronten des hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich, ist sie mit ihrem kleinen, etwa fünfjährigen Bruder Hugo auf der Flucht. Der direkte Kampf gegen schwer gepanzerte Ritter ist ebenso unmöglich wie jener gegen die grauenerregenden Rattenschwärme, die alles infizieren und fressen; aus der Third-Person-Ansicht sind somit hauptsächlich vorsichtiges Schleichen, Ablenkungsmanöver und das Lösen von Umgebungspuzzles angesagt, um den tödlichen Ratten und Rittern geschickt aus dem Weg zu gehen.

Weil die beeindruckend als ekelerregende Flut dargestellten Rattenmassen Angst vor Licht haben, ergeben sich logische Rätsel mit Fackeln und anderen Lichtquellen. Immer wieder ist man auch in Begleitung des kleinen Bruders oder anderer Kinder in Action-Sequenzen Hals über Kopf auf der Flucht. Zur Verteidigung dient nur Amicias Schleuder; durch eher simples Crafting lassen sich Gegenstände wie Feuerpulver, Säurebomben oder Rattenköder herstellen, mit deren Hilfe auch menschliche Feinde überwältigt werden können.

Erzählt wird die düstere, mit grausigen Momenten nicht sparende Geschichte in 17 Kapiteln, Dialogen und Cutscenes; die hervorragende Vertonung lässt einem die jugendlichen Helden und ihre durchaus differenzierte Geschwisterbeziehung ans Herz wachsen. Nach etwa zwölf Stunden findet das Abenteuer ein Ende.

Focus Home Interactive

Was ist gelungen?

Atmosphäre ist Trumpf in A Plague Tale: Innocence: Wie sich liebliche Naturszenen in französischen Wäldern mit dem klaustrophobischen Gassengewirr mittelalterlicher Städte und dem Schrecken leichenübersäter Schlachtfelder abwechseln, ist höchst beeindruckend. Die spannende Handlung weiß bis zum Ende zu fesseln, und auch die Figuren wirken lebendig und lebensnah; immer wieder sorgen die nebenher gezeigten Dialoge und Interaktionen der Kinder dafür, dass man eine emotionale Verbindung zu ihnen aufbaut.

Was ist weniger gelungen?

Rein spielmechanisch gewinnen vor allem die Stealth-Einlagen von A Plague Tale keine Innovationspreise, und auch die Umgebungsrätsel lassen bis zum Ende merklich an Abwechslung vermissen. Manche nur durch Versuche und Irrtum korrekt lösbaren Schleich- oder Fluchtpassagen enden wiederholt mit recht brutalen Exekutionen der Heldin und auch die seltenen Kämpfe gegen spezielle Gegner sind irgendwo zwischen uninspiriert und mühsam einzuordnen. Dass durch das nötige Crafting jede Ecke abgesucht werden muss, nimmt man seufzend als kleineres Ärgernis zur Kenntnis.

Was überdies inhaltlich hin und wieder für hochgezogene Augenbrauen sorgt, ist der bisweilen fast komische Hang zur makabren Übertreibung: Das reicht von den surrealen Rattenmassen bis hin zu nur mehr absurd zu nennenden gewaltigen Leichenbergen.

Fazit

A Plague Tale: Innocence ist ein atmosphärisch und erzählerisch überdurchschnittlich gelungenes Abenteuer, das spielerisch etwas hinter seiner außergewöhnlichen Präsentation und spannenden Geschichte zurückbleibt. An die Qualität großer Kulttitel wie The Last of Us kommt das Spiel französischer Entwickler deshalb zwar nicht heran, doch Freunde gut erzählter, linearer Action-Abenteuer mit einer gewissen Ekeltoleranz finden hier perfekte Popcorn-Unterhaltung im düsteren Mittelalter-Setting. (Rainer Sigl, 18.5.2019)