Die Fotos von Menschen mit Hoodies waren wieder aus.

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Die Vorarlberger AK betreut derzeit zehn Kleinanleger, die durch betrügerische Onlinetrading-Plattformen insgesamt mehr als eine Million Euro verloren haben. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein. "Wir appellieren dringend, von solchen Geschäften die Finger zu lassen", sagte AK-Konsumentenschützer Paul Rusching, der ein Hilfsangebot an weitere Opfer richtete.

Option888", "XtraderFX", "SafeMarkets", "GetFinancial"

Es beginne harmlos: Aus Neugier registrierten sich Nutzer auf Tradingplattformen wie "Option888", "XtraderFX", "SafeMarkets", "GetFinancial" oder "OptionStarsGlobal". Binnen fünf Minuten erhalte man einen Anruf von einem Callcenter und werde animiert, mit einem Einsatz von 250 Euro einige Trades zu probieren. Diese verliefen durch hervorragende Softwaresysteme im Hintergrund sehr erfolgreich. Das verleitete zu weiteren Investitionen, noch unterstützt durch einen professionell auftretenden Broker.

Erst mit zunehmenden Investitionserfolgen stellten sich plötzlich auch Verluste ein, die Kontostände fielen von Hunderttausenden Euro ins Bodenlose, schilderte Rusching. Die Erklärung des Call-Centers: Der Broker habe Fehler gemacht und sei entlassen worden. Man werde nun von einem "Senior Broker" betreut, der einem garantiere, binnen vier Monaten wieder auf dem alten Kontostand zu kommen – eine neuerliche Einzahlung vorausgesetzt.

Kredit aufgenommen

Viele der Nutzer verschuldeten sich und nähmen einen Kredit auf. Erst wenn dann offensichtlich werde, dass das Opfer über keine Mittel mehr verfüge, falle der Kontostand auf Null und der Betreuer sei nicht mehr erreichbar. "Wie hoch der Verzweiflungsgrad bei den Geschädigten zu dem Zeitpunkt ist, ist kaum vorstellbar", berichtete Rusching. Die Betrüger verkauften darüber hinaus die Daten der Opfer weiter, etwa an andere betrügerische Firmen, die perfiderweise behaupteten, helfen zu wollen, verlorenes Geld zurückzuerhalten.

In Wien verhaftet

Ein Deutscher, der solche Systeme betrieb, sei vor einigen Wochen in Wien verhaftet worden, sein Geschäftspartner, ein Israeli, sei in Sofia in Hausarrest genommen worden, so die AK. Ihnen würden neben schweren Betrugs, auch Geldwäsche und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Die Ermittlungen würden wegen der Anzeige der AK Vorarlberg von der Staatsanwaltschaft Feldkirch, dem LKA Niederösterreich und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geführt. Zudem sei in Deutschland die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit dem Fall befasst. Die Plattformen seien weiter aktiv, warnte Rusching. Ein Totalverlust des eingesetzten Geldes sei programmiert. Wenn es Auszahlungen gebe, dann nur in geringer Höhe und nur, um Kunden bei Laune zu halten.

Elfriede Sixt, die über die Wiener Initiative EFRI (www.efri.com) Opfern Hilfe anbietet, sagte, der Geldfluss sei derzeit noch nachvollziehbar. Das Geld versickere in Serbien, Bulgarien und Offshore. Man könne derzeit noch über die involvierten Zahlungsdienste versuchen, eine Refundierung der Gelder zu erreichen. Die Betrüger seien aber damit beschäftigt, das System auf Kryptowährungen umzustellen, damit werde eine Nachvollziehbarkeit viel schwieriger. Gerieten die Plattformen in Verruf, würden diese durch neue ersetzt. "Die europäischen Staaten sind nicht gut auf diese grenzenlose Internet-Ökonomie vorbereitet", lautet ihre Kritik. Europa sei wegen der mangelnden Zusammenarbeit der Behörden ein Paradies für die international agierenden Betrüger. (APA, 17.5. 2019)