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Fünf heimische Unternehmen bekommen im Herbst die Chance, zehn Wochen lang in Singapur in der Start-up-Schmiede der Universität NUS (National University of Singapore) mitzuarbeiten. Ausgewählt werden bis Ende Juni Start-ups oder KMU, die in den südostasiatischen Markt hineinwachsen wollen, wie WKÖ-Präsident Harald Mahrer am Freitag in Singapur sagte.

"Es geht wirklich darum, Geschäftsmöglichkeiten hier zu eröffnen, Wachstum zu generieren und im Idealfall mit einem konkreten Kooperationsprojekt rauszugehen", so Mahrer bei der Unterzeichnung des Vertrags mit der NUS Enterprise, die die Organisation in Singapur übernimmt.

Block 71

Die NUS ist stolz darauf, dass ihre Start-up-Einheit Block 71 in den vergangenen Jahren 600 Gründer hervorgebracht und einige sehr erfolgreiche Unternehmen ermöglicht hat, manche wurden schon mit einem Firmenwert über 500 Mio. Dollar bewertet. Das Programm wurde mit einer staatlichen Einmal-Förderung von nicht einmal 20 Mio. Singapur-Dollar (rund 14 Mio. Euro) in Gang gesetzt. Wenn die NUS Gründer unterstützt, nimmt sie im Gegenzug typischerweise eine Beteiligung von etwa 5 Prozent am Unternehmen, für die Nutzung von Patenten gibt es Lizenzgebühren. Obwohl es ein Ausbildungsprogramm ist und Studenten auch auf ersten Blick aussichtslose Projekte ausprobieren dürfen, die Ausfallsrate entsprechend hoch ist, habe man das Geld im Fonds seither vermehrt, sagte Direktor Wong Poh Kam.

Das Ziel sei eine global führende Rolle für die NUS. Gleichgestrickte "Block 71" gibt es inzwischen von San Francisco bis China, in Europa in München, Stockholm und Lausanne. Schwerpunkt ist aber Asien. Wenn ein österreichisches Start-up den Weg nach Indonesien oder China – aber auch ins Silicon Valley – suche, dann sei es bei ihnen genau richtig, warb Wong Poh Kam am Freitag vor einer großen österreichischen Wirtschaftsdelegation.

NUS ist aber nicht die einzige Zukunftswerkstatt in Singapur. Auch die NTU (National Technical University) mischt mit. Sie hat unter anderem eine Partnerschaft mit der ETH Zürich, die hier über die Stadt der Zukunft forscht. Heißestes Eisen in ihrem Forschungsofen ist die Stadterwärmung, genauer wie diese verhindert werden kann. Entsprechend heißt das Programm "Cooling Singapur", die Berechnungen seien aber für jede Stadt der Welt – individuell – möglich, sagte Direktor Gerhard Schmitt.

Für Singapur haben die Forscher inzwischen ein Temperaturmodell für den ganzen Tag erstellt und es zeigt deutlich: Die Wohnblocks und die schwarz geteerten Straßen sind der größte Hitzespeicher. Auch den Früh- und Abendverkehr bildet das Modell deutlich ab. Alleine die Berechnungen des Supercomputers tragen auch schon wieder zur Erwärmung der Stadt bei, machte Schmitt selber aufmerksam.

Auch mit Wissenschaftern in Österreich, etwa beim AIT in Niederösterreich, arbeitet das "ETH Smart City Lab" von Schmitt "auf individueller Ebene" zusammen, wobei Schmitt für Wien viel Lob übrig hat. Wien habe Vorbildcharakter. "Viele Dinge können wir als 'best practice' von Wien übernehmen", sagte er. Positiv sei etwa die dichte, gemischte Nutzung des Raumes. Denn die Trennung von Wohnen und Arbeiten sei für viele Städte ein Problem. Zugleich müsse sich Wien – wie auch Rom und Zürich – darauf gefasst machen, eine der Städte zu sein, die in den nächsten Jahrzehnten am stärksten unter der Aufheizung der Städte leiden.

Auch alte Städte kann man verbessern, ist Schmitt überzeugt. Dazu gehören Pflanzen. Der Stadtstaat Singapur bemühe sich nun, agrarische Produktion wiederzubeleben. Bei Neugeplanten Städten sei das einfacher. "Neue Städte in Afrika bauen wir um das Gemüse rum", so Schmitt. (APA, 17.5. 2019)