Rom – Die Crew des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3" beklagt eine schwierige Lage an Bord für die 65 geretteten Migranten. Die medizinische Situation an Bord sei angespannt. Eine Frau mit Verätzungen brauche eine Behandlung an Land, berichtete die Crew per Twitter. Viele der geretteten Menschen litten unter Erschöpfung, Dehydrierung und Seekrankheit.

An Bord befänden sich elf Frauen, ein Behinderter, zwei Babys, fünf Kinder und acht unbegleitete Jugendliche, teilte die Organisation per Twitter mit. An Bord seien auch 22 Crewmitglieder, darunter vier Ärzte.

Das Rettungsschiff der deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch, das am Mittwoch die 65 Migranten von einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet hatte, sucht weiterhin nach einem Hafen. Das Schiff befinde sich 15 Seemeilen von der süditalienischen Insel Lampedusa unweit italienischer Hoheitsgewässer entfernt, berichtete Schiffskapitän Arturo Centore.

Salvini: Komplizen der Schlepper"

Innenminister Matteo Salvini drohte mit der Konfiszierung des Schiffes, sollte es nach Italien gelangen. Er bezeichnete die Crew als "Komplizen der Schlepper". "Unsere Häfen sind und bleiben geschlossen", bekräftige er. Der italienische Chef der rechten Lega verbietet seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr privaten Hilfsorganisationen, mit ihren Schiffen in Italien anzulegen.

Der italienische Premier Giuseppe Conte verteidigte die Einwanderungspolitik seines Kabinetts. "Wir werden weiterhin den Fall der 'Sea Watch 3' verfolgen. Wir haben in der Vergangenheit mehrere Notstandssituationen gelöst", betonte Conte. Ziel der Regierung sei der Kampf gegen die Schlepperei. "Wir denken, dass wir dies tun können, indem wir auch die fundamentalen Rechte der Personen respektieren. Wir haben nie zugelassen, dass jemand im Mittelmeer stirbt", so Conte. (APA, 17.5.2019)