Versteckte Kameras können unerfreuliche Konsequenzen haben.

Foto: Spiegel / SZ

Ob man die österreichische Demokratie verscherbeln oder einfach nur Urlaub machen will: Wer ein Appartement bei Airbnb und ähnlichen Plattformen mietet, sollte sich bewusst sein, dass damit auch ein gewisses Risiko einhergeht. Zahlreiche Geschichten dokumentieren, wie nicht gar so wohlmeinende – oder auch einfach nur zu einer überbordenden Kontrolle neigende – Vermieter ihre Besucher mittels Kameras überwachen. Wer sicher gehen will, in seinem Urlaub nicht ausspioniert zu werden, sollte also beim Beziehen des Feriendomizils einige simple Überprüfungen durchführen.

Manchmal steht es auch einfach da

Der erste beginnt schon vor der Reise: Airbnb verpflichte die Vermieter nämlich dazu, auf ihrem Anwesen vorhandene Kameras auszuweisen. Wer sich nicht an diese Regel hält, riskiert von der Plattform geworfen zu werden. Insofern lohnt es sich also hier genau hinzusehen, die entsprechenden Angaben finden sich in den Kategorien "Ausstattung" oder "Hausregeln".

Visueller Check

Bei der Ankunft folgt der nächste Schritt: Oft werden Kameras in Alltagsgegenständen versteckt, die ohnehin schon eine direkte Stromversorgung haben – also etwa in einem Stromstecker. Auch Wecker, Rauchmelder, Pflanzen oder Spiegel sind beliebte Verstecke. Oft sind hier Auffälligkeiten bereits mit freiem Auge zu erkennen. Ist dies nicht der Fall, helfen andere Mittel.

Blitzlicht

Der einfachste Trick ist die Nutzung eines Blitzlichts, also etwa jenes des eigenen Smartphones. Kameras weisen fast immer eine Glaslinse auf, ist diese in einem Alltagsobjekt versteckt, fällt sie bei direkter Lichteinstrahlung durch stärkere Reflektion als ihr Umfeld auf. Am besten ist es hierfür das LIcht auszuschalten und am Tag die Vorhänge zuzuziehen, um den Kontrast besser wahrnehmen zu können.

Funk

Das auffälligste Merkmal von versteckten Kameras ist aber meist ein anderes: Im Regelfall handelt es sich dabei um drahtlose Modelle, da eine fixe Verkabelung entweder sehr auffällig ist oder schon beim Bau mitgedacht werden muss. Und solche Kameras sind üblicherweise dazu gedacht, ihre Bilder laufend ins Internet zu übertragen. Also ist auch eine Funkverbindung vorhanden, die sich auf unterschiedliche Arten aufspüren lässt.

Oft reicht dabei schon ein Blick auf das WLAN des Gastgebers. Ist man mit diesem verbunden, lässt sich mit Tools wie der kostenlosen App Fing herausfinden, welche Geräte sonst noch im lokalen Netz hängen. Dabei hilft, dass solche Tools oft auch aufspüren können, um welche Hardware es sich bei den einzelnen Teilnehmern im lokalen Netzwerk handelt. Versagt dieser Abgleich lässt sich in vielen Fällen über die MAC-Adresse eines Geräts und deren Eingabe auf Seiten Macvendorlookup.com mehr erfahren.

Dieser Trick funktioniert natürlich nur, wenn der Gastgeber so leichtsinnig ist, seinen Besuchern vollständigen Zugriff auf das eigene WLAN zu bieten. Mittlerweile bieten viele Router aber die Möglichkeit eigene Gastnetzwerke aufzubauen, wo dann verschärfte Sicherheitsregeln angelegt werden. Und diese haben zur Folge, dass die Teilnehmer keinen Einblick auf andere Geräte im WLAN haben. Hier muss man dann also zu anderen Methoden greifen.

Wanzen aufspüren

In solchen Fällen hilft dann eigentlich nur mehr ein Wanzendetektor. Solche Geräte gibt es bereits ab rund 50 Euro zu kaufen, ihre Aufgabe ist es Funksignale zu entdecken. Das läuft dann üblicherweise so ab, dass der Wanzendetektor einen Ton von sich gibt, wenn er ein Signal aufspürt. Kommt man näher an das funkende Objekt heran, wird dieses zunehmend höher und lauter. Bei besseren Modellen wird auch gleich die Richtung geliefert, aus der das Signal kommt, was die Suche natürlich weiter erleichtert. Führen dann etwa Topfpflanze oder Rauchmelder zu einer solche Reaktion, ist klar: Hier versteckt sich etwas, das eigentlich nicht hingehört. Wobei es in dieser Hinsicht eine wichtige Anmerkung gibt: Teurere Rauchmelder sind heutzutage zum Teil vernetzt, sie funken also aus durchaus legitimen Gründen. Solche Modelle lassen sich aber meist schon von außen erkennen, eine Internetsuche nach Namen und Modell hilft hier weiter.

Die Anschaffung eines solchen Geräts mag zunächst übertrieben erscheinen. Die Kosten dafür wirken aber schnell sehr relativ, wenn man damit verhindern kann, dass intime Aufnahmen oder gar brisante Gespräche an die Öffentlichkeit geraten.

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Hat man tatsächlich eine versteckte Kamera im eigenen Appartement gefunden, ist der nächste Schritt sowohl den Vermieter als auch den Plattformbetreiber über diesen Fund zu informieren. Zudem lohnt es sich auch die lokale Gesetzeslage zu überprüfen, in vielen Ländern stellt eine solch versteckte Überwachung nämlich eine Straftat dar.

Ein Hinweis noch zum Schluss: All das hilft natürlich wenig, wenn man Bekannte einlädt, denen man nicht voll und ganz vertrauen kann. Bringen diese eigenes Überwachungsequipment mit, wird es schwierig, immerhin ist es nur in wenigen Kreisen sozial akzeptiert, das Gegenüber vor vertraulichen Gesprächen zu durchsuchen. (Andreas Proschofsky, 19.5.2019)