Dass Google jede Menge Daten sammelt, und davon auch einiges problematisch ist, ist unumstritten. Das bedeutet aber nicht, dass jede Aufregung auch inhaltlich nachvollziehbar ist.

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Einen schweren Vorwurf erhebt der Nachrichtensender CNBC gegenüber Google. Dessen Mail-Service Gmail spioniere seine Nutzer nämlich aus, um deren Einkäufe zentral zu erfassen – und zwar nicht nur jene, die bei Google selbst vorgenommen wurden. Auf einer – wie man meint sehr gut versteckten – Liste könnten die Nutzer Jahre an Einkäufen rückverfolgen, heißt es in dem Bericht.

Nachgeprüft

Und tatsächlich: Zumindest ein Teil dieser Behauptung ist richtig. Wer in der Kontoübersicht auf den Bereich "Abonnements und Dienste" geht, findet dort auch eine Liste mit zahlreichen Einkäufen der Vergangenheit. Je nach Nutzer finden sich darin Einträge, die viele Jahre zurückliegen, und tatsächlich auch viele, die nicht bei Google stattgefunden haben.

Doch wie kommt Google zu dieser Liste? Wer auf die Detailansicht zu diesen Einkäufen geht, findet schnell des Rätsels Lösung: All diese Informationen stammen aus dem eigenen Gmail-Konto. Sämtliche dort eingegangenen Bestellungen sind auch hier zu finden nur eben fein säuberlich aufbereitet. Insofern handelt es sich hier genau genommen nur um eine spezialisierte Ansicht für die eigenen Gmail-Daten. Wer aus dieser Liste einen Eintrag entfernt, löscht logischerweise auch direkt das zugehörige Mail – umgekehrt gilt das natürlich auch.

Feature

Die Aufregung verblüfft auch deswegen, da seit Jahren bekannt ist, dass Google solche thematischen Auswertungen des Mail-Eingangs macht. So ist es etwa auch möglich sämtliche Flug- oder Hotelbuchungen in einer eigenen Übersicht zu betrachten – auch hier ist die Basis die eigene Inbox. Genaugenommen wirbt Google schon seit langem mit exakt solchen Features für seinen Service, da sie den Nutzern den Überblick erleichtern sollen. All das basiert auf der gleichen Auswertung, die auch bei entsprechenden Mails direkt oberhalb des eigentlichen Inhalts angezeigt werden.

Google betont, dass all diese Daten lediglich für die Nutzer privat zusammengefasst werden, sie also weder für Werbung analysiert noch irgendwie weitergegeben werden. So wie auch auf die restlichen Kontoinformationen nur die Nutzer selbst Zugriff haben.

Mühsame Löschung

Bei CNBC beklagt man angesichts dessen vor allem, dass diese Liste nicht einfach genug zu löschen sei. Immerhin sei es sehr mühsam, jedes entsprechende Mail einzeln zu löschen. Google beantwortet dies damit, dass man bemüht sei, die Einstellungen weiter zu vereinfachen, und den Nutzern noch mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben. (apo, 19.5.2019)