Was man in den letzten Tagen gut dokumentiert sehen konnte: einen verheerenden Mangel an Empathie, Verantwortung und Aufrichtigkeit. Dazu noch Egoismus und die ausgeprägte Bereitschaft, unüberquerbare Grenzen schwungvoll zu überqueren, sowie besonders deutlich: die Unfähigkeit, auf höherer, altruistischer Ebene zu denken.

Alles dieses Aufgezählte aber stellt nicht das Hauptproblem der so agierenden und überführten Personen dar. Weder der freiheitliche Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache noch der freiheitliche Ex-Klubobmann Johann Gudenus sind hier die Hauptleidtragenden ihrer Verfehlungen. Dieses Hauptproblem betrifft in erster Linie die Schwächsten, die Ungeschütztesten, exakt jene eben, die Empathie und Altruismus der Machthabenden dringend gebraucht hätten.

Diese Ungeschütztesten sind es auch, die unter dieser Koalition am meisten leiden mussten. Und nicht der Bundeskanzler Sebastian Kurz, der nun beklagt, so viel geschluckt zu haben. Das Kanzler'sche Schlucken hätte schon lange, lange vor dem Platzen der Ibiza-Bombe ein Ende haben müssen. Da sah er allerdings trotz des Rattengedichts und anderer Deftigkeiten aus diversen untersten Schubladen keinerlei Veranlassung dazu.

Die mangelnde Empathie ist ein Übel, das die gesamte Koalition erfasst hat und mehr Belastendes ergibt als die Summe ihrer einzelnen Teile. (rab, 20.5.2019)