Der EQC ist vom konventionellen GLC abgeleitet, der Korpus ist also weitgehend identisch, bis auf die Front in EQ-Optik – auf die werden wir in den nächsten Jahren häufig stoßen. Unterm Blech sieht es anders aus: 85 Prozent aller Teile sind neu. Im Fahrbetrieb macht sich besonders angenehm diese Ruhe bemerkbar.

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Grafik: der Standard

An den Ladesäulen wird es bald eng. Ergattert der EQC eine, ist er mit 110 kW Gleichstrom-Laden in 40 Minuten zu 80 Prozent voll.


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Eine "besondere Elektro-Ästhetik" attestiert der Hersteller dem Innenraum – der aber vor allem ganz klar eines ist: Mercedes.

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Was fällt bei einem Elektroauto meist zuerst auf? Der U-Bahn-Effekt. Dieses mehr oder weniger lästige Surren des E-Motors beim Beschleunigen und Verzögern, je nach Lautstärke. Das gibt es beim EQC: nicht. Die Akustikexperten haben ganze Arbeit geleistet, koppeln, dämmen, das volle Programm, selbst das Körperschallniveau der Batterie wurde gesenkt, die Folge: Dieser Benz fährt sich völlig ruhig und entspannt. Dies war jedenfalls einer der markantesten Eindrücke, die sich bei der Fahrpräsentation im gelobten Land der E-Mobilität, Norwegen, einstellten.

Regenwetter-Test

Für den ersten Tag galt: Es hatte aufgehört zu regnen. Jetzt schüttete es. Am zweiten, hauptsächlich in der pittoresken Umgebung von Oslo, ein Bullerbü-Idyll, hatte die Flut sich verausgabt, und da stellte sich heraus, dass nicht etwa der Regenteppich die Motorgeräusche überlagert hatte, sie waren tatsächlich: nicht vorhanden. Bloß Wind- und Abrollgeräusche, und auch die nur dezent.

Dabei sind im EQC zwei E-Motoren verbaut, zusammen 300 kW stark, in PS liest sich das noch imposanter: 408. Jener vorn, erläuterten die Techniker, sei fürs Hochdrehen optimiert, der hinten für den Dauerlauf, die 760 Nm Drehmoment werden für die jeweilige Fahrsituation passend auf alle vier Räder verteilt. Das heißt wiederum konkret, dass der EQC sich trotz der Masse eines Breitmaulnashorns, wir reden von knapp 2,5 Tonnen, Herrschaften, halbwegs agil durch die Lande schupfen lässt. Klar, ein Jaguar I-Pace fährt sich sportlicher, aber mal sehen, was der Wagen auf trockenem Grunde wirklich zu bieten hat.

Gelände, nein danke

Eines stellte Mercedes bei der Pressekonferenz demgegenüber aber gleich einmal fest: Das. Ist. Kein. Geländewagen. Jaguar hingegen hatte darauf Wert gelegt, zu zeigen, was dieser Teufelskerl von I-Pace auch offroad draufhat.

Und was ist mit der Reichweite? Laut NEFZ kommt man auf maximal 471 km, laut WLTP auf 395, im Realbetrieb laut Mercedes sommers auf 360, 370 km, winters auf 260, 270 km. Das liegt auf Konkurrenzniveau und auf dem eines Benziner-Supersportwagens.

Über die Wippen am Lenkrad lässt sich übrigens blitzartig die Rekuperationsintensität regeln, vom Einpedalgefühl bis zum Segeln. Wir haben die freundlich angebotene Bandbreite gern genutzt, man will schließlich nix verkommen lassen an wertvoller Energie.

Sonst noch aufgefallen? Der EQC ist so komfortabel und so nobel, wie man sich das von Mercedes erwarten darf. Er steht für Entspannung unter Hochspannung. 1800 Kilo Anhängelast sind möglich. Nur der Kofferraum ist nicht berühmt. 500 Liter. Da hat nicht nur der größere Audi E-Tron (660 l) mehr zu bieten, sondern auch der kleinere Jaguar (656). Ansonsten: Überzeugender erster E-Wurf. (Andreas Stockinger, 20.5.2019)