Für Drohnen können sich für die Anwendung in Industrie und Logistik enorme Zukunftschancen ergeben.

Foto: Third Element Aviation GmbH

Wenn man Wolf-Henning Ohly zuhört, entschwebt man unwillkürlich in luftige Höhen: Er prophezeit Drohnen für die Anwendung in Industrie und Logistik nicht nur enorme Zukunftschancen, er will mit seinem Start-up Viafly mit Sitz in Paderborn auch gleich die zuverlässigsten und intelligentesten Drohnensysteme der Welt bauen.

KI mit an Bord

Ohly ist Geschäftsführer des Start-ups Viafly, das 2016 an den Start gegangen ist und frei navigierende autonome Drohnen für den Transport von 15 Kilogramm schweren Lasten auf Distanzen bis zu 25 Kilometer entwickelt.

Eingesetzt werden sie nicht nur in der Logistik, sondern etwa auch zur Überwachung weitläufiger Industrieanlagen. "Unsere Drohnen verfügen über leistungsstarke Recheneinheiten und zahlreiche Sensoren. Sie sind in der Lage, ohne Pilot in komplexen Umgebungen zu navigieren und Objekte und Situationen zu klassifizieren", verspricht Ohly.

Die Drohnen verfügen zudem über eine von Viafly entwickelte künstliche Intelligenz zur Auswertung von Videodaten in Echtzeit. Die Drohnen reagieren selbstständig auf Änderungen, können Hindernisse umfliegen und so das Frachtstück punktgenau zum Ziel fliegen. Drohnen könnten so Transportaufgaben viel effizienter und kostengünstiger erledigen.

Einfach und zuverlässig

Eine autonom navigierende Drohne zu entwickeln ist durchaus eine technische Herausforderung – das musste auch Ohly feststellen. Er dachte immer, Drohnen seien vollgestopft mit Technik, kam aber nach und nach zu der Erkenntnis, dass dem nicht so sei: "Daher haben wir uns entschlossen, die intelligentesten Drohnen zu bauen."

Hinter Viafly stehen Technologiepartner und Investoren, die das Start-up finanziell und mit Know-how unterstützen. Ohlys Vision: Drohnen sollen so einfach und zuverlässig wie Smartphones sein.

Mit Drohnen einiges am Hut hat auch das Start-up Third Element Aviation im deutschen Bielefeld. Dort haben die Gründer Benjamin Wiens und Marius Schröder eine Hexakopter-Drohne mit sechs Rotoren entwickelt.

Die Drohne namens ConVecDro ist flexibel einsetzbar: Von klassischen Anlageninspektionen bis zu ausgeklügelten Transportaufgaben sollen sie alles draufhaben. "Ein Hexakopter bietet eine größere Flugdynamik und Ausfallsicherheit als ein Quadrokopter und mehr Reichweite und Effizienz als ein Octokopter", sagt Schröder.

ConVecDro soll Lasten bis zu 3,5 Kilogramm transportieren können, seine maximale Flugzeit liegt bei rund 50 Minuten. Ist die Last schwerer, reicht der Akku für 25 Minuten Flugzeit. Die Drohne fliegt mit 15 Meter pro Sekunde, für besonders große Reichweiten steht eine komplette Steuerung über das 4G-Mobilfunknetzwerk zur Verfügung. Mit einem großen Automobilzulieferer wird die Verwendung der Drohne für den schnellen Transport von Ersatzteilen im innerbetrieblichen Bereich gerade getestet.

Komplexe Umgebungen

Schon im Geschäft ist Third Element Aviation mit dem Unternehmen ZF in Friedrichshafen. Drohnen unterstützen den weltweit zweitgrößten Automobilzulieferer bei der Ersatzteillogistik auf dem Betriebsgelände.

Die für die Produktion notwendigen Komponenten aus dem Zentrallager zur Produktionslinie zu bringen geht auf dem Luftweg wesentlich schneller: Dauert die Zulieferung am Boden 15 bis 45 Minuten bringt die Drohne das Teil in fünf Minuten.

Der Genehmigungsprozess für die Zulassung einer Drohne sei alles andere als einfach gewesen, schildert Marius Schröder, unterm Strich zahle sich dieser Aufwand aber aus. Deshalb sagt Schröder der Drohne eine große Zukunft voraus: "Vollautomatische und autonome Anwendungen werden kommen und sich durchsetzen. In den nächsten Jahren werden wir Drohnen überall dort sehen, wo Güter schnell und in komplexen Umgebungen transportiert werden müssen." (Markus Trostmann, 22.5.2019)