Sie gelten als Mulis unter den Fahrrädern. Doch der schwerfällige Ruf, der Lastenrädern anheftet, ist ungerechtfertigt. Denn es gibt sie in zahlreichen Ausführungen und neuerdings auch mit Elektroantrieb.

Je nach Verwendungszweck empfiehlt es sich, das dafür am besten geeignete Modell zu wählen. Im Folgenden die gängigsten Versionen, also ein- und zweispurige sowie zwei-, drei- und vierrädrige Lastenräder, im Überblick.

Kraftlackel auf zwei Rädern

Yuba Mundo Lux – Das lange Heck hat es in sich. Bis zu drei Kinder oder 200 Kilogramm Zuladung können mit diesem Lastenrad transportiert werden. Auf Wunsch auch mit E-Antrieb erhältlich.
Foto: Yuba Bikes

Lastenräder sind im Grunde bloß erweiterte Fahrräder. Das ist bei sogenannten Langheckmodellen wie dem Yuba Mundo Lux recht deutlich zu erkennen. Basierend auf einer herkömmlichen Radkonstruktion wurde ein verlängertes Heck hinzugefügt. Und das bringt den Mehrwert in Sachen Transportkapazität.

200 Kilogramm Zuladung oder bis zu drei Kinder als Passagiere vermag das Yuba Mundo Lux zu stemmen und wiegt dabei selbst nur etwas über 26 Kilogramm. Trotz des längeren Radstandes und einer Gesamtlänge von 2,10 Meter fährt sich das sogenannte Longtail im Grunde wie ein herkömmliches Fahrrad.

Angetrieben wird das Basismodell von einer Shimano-Schaltung mit drei mal acht Gängen, somit sind auch Steigungen kein Problem. Auf Abfahrten sorgen hydraulische Scheibenbremsen der Marke Tektro, vorn und hinten sind 180er-Scheiben verbaut, für die nötige Bremskraft. Auf Wunsch ist das Rad auch mit einem 250-Watt-Alber/Neodrives-Elektroantrieb zu haben.

Preis: ab 1999 Euro

mit E-Antrieb: ab 3999 Euro

Link www.yubaeurope.com

Der schnelle Däne

Bullit – das Long John aus dänischer Herstellung gilt als wendiges und agiles Lastenfahrrad für den Einsatz im urbanen Raum. Es eignet sich für Güter- sowie Personentransport gleichermaßen.
Foto: Larry vs Harry / Bullit

Einspurige Lastenräder mit tiefer Ladefläche vor dem Lenker nennt man Long John. Der dänische Hersteller Bullit setzt seit 20 Jahren auf diese Bauform, weil diese Räder trotz ihrer Transportkapazität wendig und flott zu fahren sind. Vor allem im urbanen Bereich sind diese Modelle sehr beliebt.

Das Unterrohr wird bei Long-John-Transporträdern auf der Höhe des Tretlagers nach vorn verlängert. Das hat den Vorteil, dass der Schwerpunkt der Ladefläche tief liegt und man sie als Fahrer immer im Blick hat. Bis zu zwei Kinder können auf Bullits mit entsprechender Zusatzausrüstung transportiert werden.

In der Grundausstattung wiegt das Rad rund 24 Kilogramm, ist 2,43 Meter lang und kann inklusive Fahrer mit bis zu 180 Kilogramm beladen werden. Typisch ist das kleine Vorderrad, das über eine Stange mit der Lenkung verbunden ist. Hydraulische Scheibenbremsen – vorn mit 203er-Rotoren, hinten mit 180ern – sorgen für Sicherheit. Angetrieben wird das Bullit mittels Nexus-7-Gang-Schaltung.

Preis: ab 2100 Euro

mit E-Antrieb: ab 4400 Euro

Link: www.larryvsharry.com

In Wien bei Heavy Pedals erhältlich.

Klassiker für Familien

Bakfiets – der Klassiker aus den Niederlanden gilt als die Familienkutsche schlechthin. Bis zu sechs Kinder passen in die Kiste, die nach Belieben mit Sitzpölstern und Regendach aufgemotzt werden kann.
Foto: Azor Bikes / Bakfiets.nl

Das niederländische Wort "Bakfiets" ist zwar ein Firmenname, gilt aber gleichsam als Überbegriff für dreirädrige Transportfahrräder. "Bak" heißt so viel wie Kiste, und "fiets" ist das Fahrrad. Beim klassischen Bakfiets Cargo Trike wird eine Transportkiste aus Multiplex-Schichtholz über der Vorderradachse montiert. Der Schwerpunkt liegt dabei so tief wie möglich, um Stabilität zu gewährleisten. Das Bakfiets Cargo Trike dient vor allem der Beförderung von Kindern. Dazu sind Sitzbänke mit Gurten und Pölstern verbaut, gegen Aufpreis ist auch ein Faltdach für Regentage erhältlich.

Das klassische niederländische Modell verfügt über eine Drehschemellenkung. Das heißt, der Fahrer lenkt das Rad, indem er die Kiste nach links oder rechts schwenkt. Anders als bei einspurigen Lastenrädern muss bei Dreirädern bedacht werden, dass man Kurvengeschwindigkeiten nicht durch Neigung ausgleichen kann.

Der Vorteil liegt bei der Beladung. Das Bakfiets Cargo Trike kann in der größten Ausführung – mit 2,20 Metern Länge und 96 cm Breite – bis zu sechs Kinder oder bis zu 100 Kilogramm Zuladung transportieren. Als Antrieb dient eine Shimano-3-, -7- oder -8-Gang-Nabenschaltung, optional ist eine Version mit Shimano-Steps-E-Motor erhältlich. Standardmäßig sind Rollenbremsen verbaut, aber auch eine Rücktrittbremse ist möglich.

Preis: ab 2095 Euro

mit E-Motor: ab 4119 Euro

Link: www.bakfiets.nl

In Wien bei Heavy Pedals und Stadtradler erhältlich, in Dornbirn bei Vorradeln.

Individueller Österreicher

Bubblebob – das dreirädrige Lastenrad mit Achsschenkellenkung ist mit Ballonreifen für mehr Fahrkomfort sowie serienmäßig mit einem leistungsstarken Bafang-Elektromotor ausgestattet.
Foto: Familybikes / C8C Lastenräder

Bubblebob ist eine heimische Lastenradmarke, die Dreiräder mit Achsschenkellenkung anbietet. Die Geometrie des Rades ist auf Agilität ausgelegt. Dank tiefen Schwerpunktes und Ballonreifen bietet das Bubblebob ein erstaunlich sportliches und zugleich komfortables Fahrgefühl.

Achsschenkellenkung heißt, dass nicht die ganze Kiste geschwenkt wird, sondern nur die beiden Vorderräder auf die Lenkung reagieren. Das erhöht die Stabilität und ermöglicht gefahrlos höhere Kurvengeschwindigkeiten. Die maximale Zuladung beträgt 100 Kilogramm.

Das Bubblebob kommt serienmäßig mit einem Bafang-Elektroantrieb. Es ist 2,05 Meter lang und 1,05 Meter breit bei einem Leergewicht von 48 Kilogramm. Als Antrieb ist eine Shimano-8-Gang-Schaltung verbaut, die hydraulischen Scheibenbremsen kommen von der Firma Tektro.

Preis: ab 2800 Euro

Link: www.c8c.at

Erhältlich bei Familybikes in Pfaffstätten (NÖ), Lemur Bikes in Graz, Destiny Fahrradtechnik in Weiz oder Pedal Piraten in Lustenau.

Der Fahrrad-Lkw

XYZ Cargo Truck – Vier Räder und jede Menge Platz bietet der Lkw unter den Lastenfahrrädern. Die Ladefläche kann mit Europaletten befüllt oder auf Wunsch auch als Campingmobil ausgebaut werden.

Foto: XYZ Cargo

Vierrädrige Lastenräder sind selten, aber zeichnen sich durch enorme Ladekapazität aus. Der norddeutsche Hersteller XYZ-Cargo baut in Modularbauweise auch Vierräder. Der Vorteil: Alle Modelle werden lokal in sogenannten "Micro Factories" zu sozial fairen und ökologisch verträglichen Bedingungen hergestellt. Jedes Rad wird aus eloxierten Aluminiumrohren individuell an die Kundenwünsche angepasst.

Der XYZ Cargo Truck kann bis zu 280 Kilogramm Zuladung stemmen und bietet auf seiner großen Ladefläche Platz für bis zu zwei Europaletten. Auf Kundenwunsch kann sogar ein Campingaufsatz verbaut werden.

Das Vierrad ist variabel und kann sowohl mit Liegeradsitz als auch mit klassischem Sattel gebaut werden. Es bringt leer 75 Kilogramm auf die Waage und misst 2,35 Meter mal 1,20 Meter. Als Antrieb kann zwischen einer Shimano 8-Gang-Kettenschaltung oder einer Alfine-Nabenschaltung gewählt werden. Vorn sind spezielle Lastenradtrommelbremsen verbaut, hinten Rollen- oder Scheibenbremsen von Shimano.

Der XYZ Cargo Truck verfügt über eine Achsschenkellenkung und kommt serienmäßig mit E-Antrieb des dänischen Herstellers Promovec.

Preis: ab 5700 Euro

Link www.xyzcargo.com

(Steffen Arora, 22.5.2019)