Die Fieberkurve der Fans, sie steigt im Hinblick auf die große Jubiläumspremiere am Wochenende stetig an. Mit zur kollektiven Erhitzung trägt sicherlich auch bei, dass das First Couple der Opernwelt gerade im Haus am Ring gastiert: Königin Anna und ihr Prinzgemahl, Yusif Eyvazov.

In Umberto Giordanos Revolutionsoper "Andrea Chénier" hatte der gebürtige Aserbaidschaner mit der Titelpartie den stressigeren Job der beiden. Eyvazov fand am Montagabend auch erst im letzten Bild zu Geschlossenheit und Glanz in seinem Timbre; in Kombination mit seiner heldischen Durchschlagskraft stellten sich dann fesselnde Momente ein. Zu Beginn produzierte der 42-Jährige noch Tonmaterial, welches an Bretter erinnerte: gleichförmig, geradlinig, belastbar und kompakt.

Für Netrebko schien die Partie der Maddalena nicht gänzlich ideal: Für das grazile, kecke Adeligentöchterchen ist ihr Sopran schon etwas zu satt und füllig. Im dritten Bild gelang ihr eine vokale Himmelfahrt von der schwärzesten Verzweiflung zum hellsten Liebesglück: große Oper. Engagiert, von beamtenhafter Verlässlichkeit, aber doch zu gleichförmig: Luca Salsi als Gérard.

Und so war es wie so oft in den letzten 150 Jahren das Staatsopernorchester, das unter der Leitung von Marco Armiliato das Außergewöhnliche beisteuerte: knallharte Brutalität, wieselflinke Virtuosität und seidenweiche Poesie, sowie ein Spektrum an Klangfarben und emotionalen Schattierungen. Jubel. (sten, 21.5.2019)