Rumänische Fans beim Public Viewing in Wien.

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Wien – Es ist nicht mehr die Bundeshauptstadt, die Österreichs Bevölkerungswachstum antreibt. Und dieses Wachstum verlangsamt sich. Das sind zwei der Kernaussagen, die sich aus der am Dienstag von der Statistik Austria veröffentlichten Bevölkerungsentwicklung für 2018 ableiten lassen.

Wien wuchs im Vorjahr um 8.715 Einwohner auf 1.897.491 Einwohner. War Wien zwischen 2009 und 2017 durchgehend das Bundesland mit der unangefochten höchsten Bevölkerungszunahme, so lag das letztjährige Wachstum von 0,46 Prozent nur mehr knapp über dem Österreich-Schnitt von 0,41 Prozent. 2018 waren es vielmehr Vorarlberg (0,65 Prozent) und Oberösterreich (0,58 Prozent), die überdurchschnittlich zum bundesweiten Bevölkerungsstand per 1. Jänner 2019 von 8.858.775 Einwohnern beitrugen.

Die 0,41 Prozent markieren einen auf lange Sicht recht mittelmäßigen jährlichen Zuwachs. Anfang der 1990er-Jahre war er durch die Fluchtbewegungen aus dem zerfallenden Jugoslawien über mehrere Jahre größer, auch Mitte der 2000er-Jahre und rund um die Flüchtlingskrise 2015 sah das Land Spitzen. Jeweils dazwischen gab es Phasen der Entspannung mit geringerem Bevölkerungswachstum.

Dass sich die Bevölkerungsveränderung nicht mehr so rasant verhält wie noch vor wenigen Jahren, liegt vor allem an der zurückgehenden Zuwanderung. Trotzdem ist die Immigration noch immer der Hauptfaktor – das liegt schlicht daran, dass die "natürliche Bevölkerungsbewegung", also der Saldo aus Geburten und Todesfällen, wie schon seit Jahren so gering ausfällt, dass sie kaum Veränderung bringt. 85.535 Neugeborene wurden 2018 den österreichischen Standesämtern gemeldet, im selben Zeitraum starben 83.975 Personen.

Die Geburtenbilanz war also mit plus 1.560 positiv, verliert sich aber im Vergleich mit der Wanderungsbilanz: Bei 146.856 Zuzügen aus dem Ausland und 111.555 Wegzügen ins Ausland ergibt sich für das Vorjahr ein Wanderungssaldo von plus 35.301 Personen; berücksichtigt man nur ausländische Staatsangehörige, so verschiebt sich diese Zahl auf 40.017.

Die meisten Zuwanderer, und das setzt einen mehrjährigen Trend fort, stammen aus der EU. 32.002 oder vier Fünftel der 40.017 Personen waren Staatsangehörige von Unionsmitgliedern, nur 8.015 solche von Drittstaaten. Am stärksten bauten die Rumänen ihren Bevölkerungsstand in Österreich aus: 19.162 Zuwanderer aus dem Donaustaat kamen 2018 nach Österreich, während 10.514 zurückgingen. Das ergibt ein Plus von 8.648 Personen. Schon abgeschlagen folgen dahinter die Deutschen (plus 6.052) und die Ungarn (plus 4.614).

Den größten negativen Wanderungssaldo gab es bei Afghanen. Die verschärfte Asylpraxis hat die Größe ihrer Community um 1273 Personen auf 44.420 Mitglieder verringert.

Mit 1. Jänner 2019 stieg der Ausländeranteil in Österreich um 0,4 Prozentpunkte auf 16,2 Prozent. Das ist der geringste jährliche Zuwachs seit 2011. Von den nunmehr 1.438.923 hier lebenden Ausländern bilden die 192.426 Deutschen die größte Gruppe – vor den Serben mit 121.348 und den Rumänen mit 112.684 Personen. (Michael Matzenberger, 21.5.2019)