Die Ebolakrise im Kongo ist noch länger nicht ausgestanden.

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Wien – Anlässlich der Präsentation des Jahresberichtes 2018 hat Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Mittwoch auf die vielen "vernachlässigten Krisen, abseits der Scheinwerfer", aufmerksam gemacht. Weltweit steige der Bedarf an Nothilfe, wie sie Ärzte ohne Grenzen leiste, stetig – das "macht uns Sorgen", erklärte Geschäftsführerin Laura Leyser vor Journalisten in Wien.

Man wolle "Bewusstsein schaffen", dass es "weit mehr Krisen" gebe, als jene, über die medial berichtet werde, betonte Margaretha Maleh, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Österreich. Vor allem der erst 2011 unabhängig gewordene Südsudan, der Jemen, in dem seit 2014 ein Bürgerkrieg tobt, die Demokratische Republik Kongo, in der momentan eine Ebola-Krise herrscht, oder die Krise rund um die Tschadsee-Region gehörten zu den "vergessenen" und "vernachlässigten" Krisen. Das Leid der Hunderttausenden, die dort auf Hilfe angewiesen sind, sei "oft ungehört und unsichtbar", so Maleh.

Unsichere Schwangerschaftsabbrüche

Besonders schlimm sei, wenn sich "Krisen in Krisen" entwickeln. So kommt es in vielen Konfliktregionen, insbesondere aber im krisengebeutelten Kongo, zum Beispiel zu vermehrter sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen. Die Folgen unsicherer Schwangerschaftsabbrüche seien eine weitere "vernachlässigte Krise, die unsere Teams weltweit sehr beschäftigt", sagte Leyser. Jährlich sterben mehr als 22.800 Frauen und Mädchen daran, es ist einer der fünf Hauptgründe für Müttersterblichkeit weltweit. Zudem leiden Zehntausende an den Folgen der oft mit grausamen Methoden durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen.

Neben den klar ersichtlichen körperlichen Auswirkungen von Konflikten und Krisen auf die lokale Bevölkerung erinnerte der Tiroler Psychologe Raimund Alber auch daran, die psychischen Folgen nicht zu vergessen. Alber, der sechs Monate im Norden des Südsudans arbeitete, berichtete von der "extremen Belastungen" der Menschen über einen langen Zeitraum, durch die seiner Ansicht nach aus akuten oft chronische Krisen werden.

23 Millionen Euro Spenden

Ärzte ohne Grenzen finanziert sich nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus privaten Spenden und kann deshalb unabhängig und rasch agieren. Die aktuellen innenpolitischen Entwicklungen hätten deshalb keine Auswirkungen auf die Arbeit, antwortete Leyser auf eine entsprechende Frage. 2018 erhielt die Organisation mehr als 23 Millionen Euro an Spenden. Insgesamt leisteten über das Wiener Büro im vergangenen Jahr 162 Einsatzkräfte Nothilfe in 43 Ländern. Heuer feiert Ärzte ohne Grenzen Österreich sein 25-jähriges Bestehen. Der Arzt Clemens Vlasich gründete im Juni 1994 die Österreich-Sektion der international tätigen Nothilfeorganisation, für die mittlerweile alleine in Wien rund 80 Personen arbeiten. (APA, 22.5.2019)