Die Kontrollen bei der Einreise nach Deutschland über den Autobahngrenzübergang Walserberg produzieren Stau und viel Ausweichverkehr.

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Salzburg – Es wird wieder ein Stausommer am Grenzübergang Salzburg-Walserberg. Die seit Monaten von der Salzburger Landesregierung angekündigte dritte Kontrollspur bei der Einreise nach Deutschland wird vorerst nicht eingerichtet. Die Grenzkontrollen selbst wurden von der deutschen Regierung vorerst bis November dieses Jahres verlängert.

Diesen Februar waren Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (beide ÖVP) wegen der Checkpoints einige Meter hinter der Staatsgrenze sogar bei Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin. Sie verkündeten in der Folge die Einigung auf "ein verbessertes Grenzmanagement". Damit sollten die durch die Kontrollen ausgelösten Megastaus der Vergangenheit angehören.

17 Kilometer Stau

2018 reichte die längste Kolonne im Urlauberreiseverkehr auf der Tauernautobahn bis nach Hallein zurück. Das sind stolze 17 Kilometer und ein Zeitverlust von zweieinhalb Stunden.

Die Salzburger machten freilich die Rechnung ohne die Deutschen. Die dritte Spur bei den Grenzkontrollen auf dem Walserberg werde kommen, eine Umsetzung noch vor dem Sommer gilt allerdings nicht mehr als realistisch, musste Schnöll Anfang der Woche einräumen.

Der Grund: Den deutschen Nachbarn ist der Stau auf österreichischem Gebiet eher egal, sie haben sich bei der Ausschreibung für die erforderlichen Baumaßnahmen einfach Zeit gelassen. Die Asphaltierung der zusätzlichen Spur koste zwei Millionen Euro, daher sei eine EU-weite Ausschreibung notwendig, heißt es vonseiten des deutschen Verkehrsministeriums.

In Salzburg ist man richtig sauer auf die Deutschen. Das nicht zuletzt, weil der Druck aus den Anrainergemeinden steigt. Die von den Navis angezeigten Ausweichrouten führen durch dichtbesiedeltes Gebiet. Leidtragende sind die Gemeinden Wals-Siezenheim und Grödig mit gemeinsam rund 20.000 Einwohnern.

Schnöll möchte nun eine neue "Hauptausweichroute" festlegen lassen und die Routen durch die betroffenen Siedlungen per Verordnung sperren lassen.

"Retourkutsche"

Der neue Weg führt von der Tauernautobahn über die Abfahrt Salzburg-Süd weiter Richtung Grödig und über die B 160 ins bayerische Marktschellenberg und von dort weiter nach Berchtesgaden. Ab Berchtesgaden gibt es zwei Möglichkeiten, über Bad Reichenhall (plus 30 Minuten) oder über Inzell (plus 40 Minuten) auf die deutsche A8 zu gelangen.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Damit wird die Hauptlast des Umgehungsverkehrs auf deutsches Gebiet geleitet. Salzburger Lokalmedien sprechen ganz offen von einer "Revanche" und einer "Retourkutsche".

EU-Wahlkampf

Die Neos haben das Thema auch im EU-Wahlkampf aufgegriffen. Sie weisen auf Plakaten an den staugefährdeten Grenzübergängen auf die Doppelbödigkeit der österreichischen Position hin. Denn die österreichische Regierung hat ihrerseits die Kontrollen an den Grenzen zu Ungarn und Slowenien bis November 2019 verlängert. (Thomas Neuhold, 22.5.2019)