Ex-Leichtathletik-Präsident Lamine Diack hat Erklärungsbedarf.

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Paris/Doha – Die Korruptionsermittlungen rund um die Vergabe der Leichtathletik-WM 2019 an Doha (Katar) haben Medienberichten zufolge zu ersten Anklagen geführt. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP und der Tageszeitung Le Monde haben französischen Behörden Anklage gegen Lamine Diack, ehemaliger Präsident des Weltverbandes IAAF, und Yousef Al-Obaidly, Geschäftsführer des katarischen Medienkonzerns beIN, erhoben.

AFP berichtete unter Bezug auf eine mit dem Fall vertraute Justizquelle, dass Diack wegen "passiver Korruption" und Al-Obaidly wegen "aktiver Korruption" angeklagt sei. Im Kern geht es offenbar um zwei Zahlungen in der Gesamthöhe von 3,5 Millionen US-Dollar (3,1 Millionen Euro) aus dem Jahr 2011, die an die Sportvermarktungsfirma von Papa Massata Diack, Sohn von Lamine Diack, gegangen sein sollen. Damals bewarb sich Doha um die Leichtathletik-WM 2017, die letztlich an London vergeben wurde. 2014 erhielt die Hauptstadt Katars aber den Zuschlag für 2019 (27. September bis 6. Oktober).

Schon seit Jahren gibt es Korruptionsgerüchte um die Vergabe. Die IAAF hatte unter anderem drei kenianische Topfunktionäre suspendiert, weil diese vom katarischen Verband im Zeitraum von 2014 bis 2015 Fahrzeuge als Geschenk erhalten haben sollen.

Erst am Montag war bekanntgeworden, dass Diack auch im Zuge des Doping- und Korruptionsskandals angeklagt werden soll. Zudem soll seinem Sohn Papa Massata sowie vier weiteren Personen wegen "aktiver Korruption" und "Geldwäsche" der Prozess gemacht werden. Der 85-jährige Diack, der den Weltverband von 1999 bis 2015 führte, steht derzeit in Frankreich unter Hausarrest.

Dem Senegalesen wird zudem vorgeworfen, als IAAF-Boss Bestechungsgelder für vertuschte positive Dopingtests erpresst zu haben. Zudem soll er mit seinem Sohn Einfluss auf die Stimmabgabe afrikanischer Länder bei der Wahl von Rio und Tokio als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2016 bzw. 2020 genommen haben. Papa Massata Diack, Exmarketingberater der IAAF, steht seit Dezember 2015 auf der Fahndungsliste von Interpol und soll sich in Dakar aufhalten. Die senegalesische Regierung weigert sich aber, ihn an Frankreich auszuliefern. (sid, red, 22.5.2019)