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Wann die Boeing 737 Max wieder flügge wird, ist derzeit noch offen. Der US-Hersteller muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten, zumal wirtschaftlich einiges auf dem Spiel steht.

Foto: Reuters / Matt Mills McKnight

London – Es werden wohl noch viele Wolken über den Himmel streifen, bis Flugzeuge des Unglücksmodells Boeing 737 Max wieder starten dürfen. Zumindest in Europa, denn die Flugsicherheitsbehörde Easa hat nun drei Forderungen an den US-Flugzeughersteller übermittelt, bevor sie ihr Flugverbot für Maschinen dieses Typs aufheben will.

Einem Bericht der Financial Times zufolge müssen dazu alle Designänderungen an der Boeing 737 Max von der Easa gebilligt werden, eine zusätzliche unabhängige Prüfung der Behörde abgeschlossen sein und das Flugpersonal hinlänglich geschult werden. Diese Forderungen erhöhen den Druck auf die US-Luftfahrtbehörde FAA im Vorfeld des am Donnerstag in Texas stattfindenden Treffens mit anderen Regulatoren, um über die von Boeing beantragte Wiederzulassung der 737 Max zu beraten. Im März wurde über Maschinen dieses Typs nach zwei Abstürzen binnen weniger Monate ein Flugverbot verhängt.

Abkehr von Usancen

Mit ihrer Forderungen verstößt die Easa freilich gegen eine gelebte Praxis in der Branche. Bisher war es üblich, dass eine große Luftfahrtbehörde eine Zulassung ausspricht und die anderen dem folgen – ein System, das die Amerikaner beibehalten wollen. Eigene Zulassungen von jeder Behörde würden die Kosten für Flugzeuge und damit auch für Tickets erhöhen, argumentiert die FAA. Zudem kündigte sie an, dass sie die Boeing 737 Max auch ohne Zustimmung der anderen Aufseher wieder starten lassen würde.

Doch auch seine Kunden muss Boeing erst von der Sicherheit des Flugzeugs überzeugen. Ethiopian Airlines, die eine der abgestürzten Maschinen betrieb, kündigte an, die letzte Fluglinie zu sein, welche die Boeing 737 Max wieder fliegen wird. Auch der Mitbewerb ziert sich und verweist darauf, dass US-Airlines die meiste Erfahrung mit dem Flugzeugtyp haben. Diesen wird zwar Interesse nachgesagt, die 737 Max im Sommer fliegen zu wollen – dagegen regt sich aber Widerstand in den Pilotengewerkschaften, die zunächst auf eine komplette Untersuchung pochen.

Mangelndes Vertrauen

Aber auch den Passagieren mangelt es an Vertrauen. Laut einer Umfrage der Atmosphere Research Group wollen 48 Prozent der Economy-Kunden erst ein Video sehen, in dem auch für Laien verständlich erklärt wird, warum die 737 Max nun sicherer sein soll. Und selbst dann würde sich die überwiegende Mehrheit im ersten halben Jahr nach der Wiederzulassung an Bord unwohl fühlen.

Boeing steht unter enormem Druck, das einstige Erfolgsmodell rasch wieder in die Luft zu bekommen. Einerseits weil immer mehr Fluglinien Schadenersatz von Boeing fordern. Zudem besteht die Sorge, dass China die Gelegenheit ergreifen könnte, um die 737 Max möglichst lange aus ihrem Luftraum zu verbannen. Denn bis spätestens 2021 soll der chinesische Kurz-und Mittelstreckenjet Comac C919 ausgeliefert werden – mit großen Ambitionen: Bis 2025 soll der Konkurrent für die 737 und den Airbus A320 einen Weltmarktanteil von bis zu 20 Prozent erreichen. (aha, 22.5.2019)