Hugo Portisch präsentiert die ORF-Dokumentation "Die Geburt Europas" am Freitag und Samstag auf ORF 3.

Foto: ORF / Thomas Ramstorfer

Zum Feiern ist derzeit im österreichischen Parlament den wenigsten zumute. Mittwochabend ergab sich dann doch die Gelegenheit. Wo kommenden Montag über das Misstrauen gegenüber Sebastian Kurz abgestimmt wird, präsentierte der ORF die vierteilige Dokumentation "Die Geburt Europas" mit Hugo Portisch, zu sehen am Freitag und Samstag in Doppelfolgen auf ORF 3.

Um die aktuelle Lage kam aber auch der ORF-Chefkommentator nicht herum, wenngleich ihn die Geschichte lehrt, alles etwas entspannter zu sehen: "Die Ereignisse sind für ein Europa, wie wir es bisher gewohnt waren, außergewöhnlich. Gemessen an der Geschichte in den letzten hundert Jahren ist es gar nicht außergewöhnlich, was gerade passiert. Letztlich wurden alle Demokratien noch vor dem Zweiten Weltkrieg ruiniert – und im Zweiten Weltkrieg erst recht. Für ein europäisches Geschichtsgedächtnis ist das eine kleine Krise", sagte Portisch. Die Krise sei für uns ungewöhnlich, aber "wir werden auch in Österreich sehen, dass wir sie bewältigen können".

Die FPÖ zähmen

Das Erstarken der Rechtspopulisten in Europa beobachtet Portisch mit Sorge, "leider auch in Österreich", Bundeskanzler Kurz habe versucht, "die FPÖ zu zähmen, das ist ihm teilweise gelungen, aber am Ende doch nicht".

Die Dokumentation erzählt die Geschichte Europas ab dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und an den zentralen Stationen: vom Zerfall der Großreiche über den Zweiten Weltkrieg, über die Anfänge der Europäischen Union, die Wirrnisse des Kalten Krieges bis zum Fall des Eisernen Vorhangs und den aktuellen Konflikten – wie dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

Wie in den bisherigen Portisch-Dokus wechseln Archivbilder und -filme mit den Kommentaren des 92-Jährigen. Die Texte spricht Cornelius Obonya, Historiker Oliver Rathkolb beriet.

"Ganz Europa musste aus der Vergangenheit lernen", sagte Portisch. "Einige haben viel gelernt, andere ein bissl weniger. Aber im Großen und Ganzen sind die Europäer auf gutem Weg." (Doris Priesching, 23.5.2019)