Dübendorf – Im Mai 2018 veröffentlichten Wissenschafter bedenkliche Ergebnisse: Sie belegten, dass es nach wie vor aktive illegale Quellen gibt, die in großer Menge Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) ausstoßen, insbesondere Trichlorfluormethan (FCKW-11). Auf die Spur der Umweltverbrechen waren sie gekommen, weil die FCKW-Konzentration in der Erdatmosphäre seit einigen Jahren viel langsamer sinkt, als sie eigentlich sollte.

Ausdehnung des Ozonlochs über der Antarktis im September 2017 (blau).
Foto: NASA Ozone Watch/Katy Mersmann

Jetzt bestätigen Untersuchungen eines internationalen Forscherteams den Anfangsverdacht, dass diese Emissionen aus dem Osten Chinas stammen. Wie die Wissenschafter im Fachblatt "Nature" berichten, ist der Ausstoß von FCKW-11 im Osten Chinas seit 2013 um rund 7.000 Tonnen jährlich angestiegen.

Anstieg ab 2012

Der Einsatz von FCKWs ist mit gutem Grund verboten. Diese Verbindungen, die einst als Treibgase, Lösungs- und Kältemittel verwendet wurden, zerstören die Ozonschicht. Dank des Montreal-Protokolls zum Schutz der stratosphärischen Ozonschicht von 2010 sind die Emissionen der ozonschädigenden Verbindungen stark zurückgegangen. Dass der Ausstoß eines der wichtigsten Ozonkiller, FCKW-11, offenbar seit mehreren Jahren dennoch wieder zunimmt, sorgte im Vorjahr für großes Aufsehen.

Simulation der FCKW-Ausbreitung über Ostasien.
Illustration: University of Bristol

Die ersten Hinweise auf die Emissionsquellen kamen von zwei Messstationen in Ostasien, der Gosan-Messstation auf der südkoreanischen Insel Jeju und einer japanischen Messstation auf der Insel Hateruma bei Taiwan. "Derartige Messungen zeigen immer dann Spitzenwerte in der Luftverschmutzung, wenn die Luftmassen aus Industriegebieten stammen", erklärte Sunyoung Park von der Kyungpook National University in Südkorea. "Für FCKW-11 stellten wir fest, dass diese Spitzen nach 2012 deutlich höher waren als vorher."

Die Beobachtungsdaten der beiden Messstationen Gosan und Hateruma (mit roten Kreuzen markiert) zeigen FCKW-11-Emissionen in Ostasien für die Jahre 2008–2011 und 2014–2017.
Grafik: Empa

Schaumstoffproduktion im Verdacht

Ein internationales Forschungskonsortium aus 13 Institutionen führte daraufhin anhand der Messdaten komplexe Computerberechnungen durch, um die Quelle genauer lokalisieren zu können. Dabei konnten die Emissionen eindeutig auf den Osten Chinas zurückgeführt werden.

Möglicherweise setzen aber auch andere Länder oder andere Regionen in China zusätzliche FCKW-Emissionen frei, so die Wissenschafter. Weite Teile der Welt seien durch die bestehenden Überwachungsnetzwerke noch nicht ausreichend abgedeckt, erklärte Park. Die Nutzung chinesischer Messwerte sei zudem eingeschränkt.

Die Gosan-Messstation auf Jeju im Süden der Koreanischen Halbinsel.
Foto: Kyungpook National University

Ein Ausbau der Messnetzwerke insbesondere um industrialisierte Regionen herum wäre laut Studien-Koautor Stefan Reimann von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) wünschenswert. "Ein solches Netzwerk wird nicht nur für die Erkennung verbotener Ozon-abbauender Gase wie FCKW enorm wertvoll sein, sondern auch für die Überprüfung der offiziell gemeldeten nationalen Treibhausgasemissionen", sagte der Forscher.

Welche Industriezweige aktuell FCKW-11 freisetzen, lasse sich aus der aktuellen Studie nicht ableiten, so die Autoren. Die Herkunft aus dem Osten Chinas sei aber nun klar bewiesen. Im Vorjahr hatte eine NGO darauf hingewiesen, dass chinesische Schaumstoffhersteller nach wie vor FCKWs einsetzen würden. Die chinesischen Behörden haben inzwischen einige illegale Produktionsanlagen identifiziert und geschlossen. (red, APA, 23.5.2019)