Die Komoren vor der Ostküste Afrikas. Östlich der Insel Mayotte (rechts unten) rumorte es seit Mitte letzten Jahres.
Foto: wikimedia / gemeinfrei

Paris/Wien – Die Komoren sind ein Archipel zwischen der Ostküste Afrikas und Madagaskar. Auf Mayotte, der östlichsten der Inseln, wurden die rund 250.000 Einwohner seit Mitte 2018 durch eine wiederkehrende Serie kleiner Erdbeben zunehmend irritiert.

Zudem berichten lokale Fischer der Insel von einem Fischsterben in der Meeresregion rund um die Insel. Seismografische Aufzeichnungen sorgten für weitere Rätsel: Sie vermeldeten extrem tiefe Wellensequenzen, die sich regelmäßig wiederholten.

Die Insel Mayotte und östlich davon die registrierten Beben nach verschiedener Stärke
Foto: Anne Lemoine et al. 2019

Also schickte Frankreich, zu dem Mayotte politisch gehört, im Februar ein Forschungsschiff in die Gegend, wo man bereits einige Seismografen direkt auf dem rund 3.500 Meter tiefen Meeresgrund versenkt hatte. Konkret geht es um eine Gegend östlich von Mayotte, wo die Beben herkamen. Zudem vermaß man den Meeresboden der Region neu.

Fünf Kubikkilometer Lava

Dabei zeigte sich Überraschendes, wie Marc Chaussidon, der Leiter der Expedition, berichtete: Wo noch vor einem halben Jahr der Meeresboden sanft zur Tiefsee hin abfiel, erhebt sich nun ein 800 Meter hoher unterseeischer Vulkan. In nur sechs Monaten dürften sich nicht weniger als fünf Kubikkilometer Magma ergossen haben.

Diese Menge reicht aus, um ganz Vorarlberg zwei Meter hoch mit Magma zu bedecken oder – für unsere treuen Leserinnen und Leser – zwei Millionen olympische Schwimmbecken damit zu füllen. Diese größten je gemessenen unterseeischen Eruptionen bzw. Eruptionsmengen dürften auch für die Erschütterungen im Jahr 2018 gesorgt haben.

Sonogramm des neu entstandenen unterseeischen Vulkans (rote Linie), der rund 800 Meter hoch ist.
Illustration: MAYOBS team (CNRS/IPGP-Université de Paris/Ifremer/BRGM)

Die seismischen Daten weisen zudem auf die Existenz einer Magmakammer in 20 bis 50 Kilometer Tiefe hin, die sich langsam leert. Das wiederum dürfte auch erklären, warum die Insel zuletzt jährlich um 13 Zentimeter absank und um 10 Zentimeter nach Osten driftet. Rätselhaft bleibt der geologische Ursprung des geschmolzene Gesteins. Womöglich sitzen die Komoren gar auf einem ähnlichen vulkanischen Hotspot wie Hawaii.

Anhaltende Angst auf Mayotte

Die Bevölkerung auf Mayotte sorgt sich unterdessen eher mehr als weniger über die anhaltenden Beben, da diese der Insel immer näher rücken. Mike Cassidy, ein Vulkanologe der Uni Oxford, schließt zwar aus, dass es dadurch zu einem Tsunami kommen könnte, wie man auf Mayotte befürchtet. Denn die vulkanischen Aktivitäten längen dafür zu tief.

Seine eigene Befürchtung ist freilich eher noch schlimmer: Die sich westwärts bewegenden Beben könnten einen unterseeischen Erdrutsch von einer Flanke der Insel auslösen, wie er gegenüber "Science News" sagte: "Dieses Szenario würde ganz sicher einen Tsunami auslösen." (tasch, 24.5.2019)