Nahles und Schulz bei einer Wahlveranstaltung in Wiesbaden im Vorjahr.

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Angesichts katastrophaler Umfrageergebnisse ist in der deutschen Sozialdemokratie eine Führungsdebatte ausgebrochen. Der "Spiegel" meldet unter Berufung auf Parteikreise, dass Fraktionschefin Andrea Nahles ihrem Amtsvorgänger Martin Schulz bei einem Vieraugengespräch vor einer Woche vorgeworfen habe, an ihrem Sessel zu sägen.

Schulz bestritt laut "Spiegel" zwar akute Putschpläne, nicht aber seine grundsätzlichen Überlegungen. Er habe im Gespräch mit Nahles ein Szenario entworfen, heißt es, wonach sie wieder das Arbeitsministerium übernehmen könnte, um öffentlich mit einem klaren Thema punkten zu können, während er die Parteiführung übernehmen könnte.

Schulz lotet Chancen aus

Der 2017 mit dem bis dahin schlechtesten Wahlergebnis der Nachkriegsgeschichte von 20,5 Prozent gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat soll mehrere Abgeordnete getroffen haben, um seine Chancen auszuloten. Dabei habe er betont, er wolle nicht gegen Nahles antreten, sondern sich nur dann um das Amt des Fraktionsvorsitzenden bewerben, wenn diese ihr Amt abgeben sollte.

In den aktuellen Umfragen kommen CDU/CSU auf 28 bis 30 Prozent (2014: 35,4), die SPD würde auf 15 bis 17 Prozent zurückfallen (2014: 27,3). Zweitstärkste Kraft wären derzeit die Grünen mit 18 Prozent (2014: 10,7).

Deutlich verbessern würde sich auch die rechtspopulistische AfD mit zwölf Prozent. Bei der Europawahl 2014 war die erst ein Jahr zuvor gegründete Partei mit 7,1 Prozent erstmals überhaupt in ein Parlament eingezogen. FDP und Linke weisen in den Umfragen nur einstellige Werte zwischen fünf und acht Prozent auf. (red, 24.5.2019)