Lawrence Weiners Textskulptur einst am Flakturm.

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Die neue Aufschrift am Flakturm im Esterházypark im Wiener Bezirk Mariahilf.

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Lawrence Weiners Textskulpturen gewinnen durch ihren Kontext immer neue Bedeutungen. Neueste sind derzeit in der Wiener Galerie Winter zu sehen.

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Seit Anfang Mai prangt ein neuer Schriftzug auf dem Dachgeschoß des Flakturms im Wiener Esterházypark. Das Haus des Meeres hat als Eigentümer des Baus Lawrence Weiners Textkunstwerk Smashed to pieces (in the still of the night) übermalen lassen und durch seinen eigenen Namen ersetzt. Der Schritt wurde aufgrund von Ausbauplänen nötig, die Weiners Werk beeinträchtigt hätten. Proteste dagegen haben nichts genutzt. Der Künstler verlangte letztlich die Demontage.

Jetzt könnte der US-Konzeptkünstler seine Wortskulptur neu in Wien errichten, wie mehrere Medien vemeldeten. Sammlerin Franziska Hausmaninger hat die Arbeit erworben und nach einigen wieder verworfenen Standortideen einen gefunden, der vielversprechend scheint. Sie verhandelt mit der Universität für angewandte Kunst über die Anbringung der Schrift am Schwanzertrakt.

Realistische Begeisterung

Das Zustandekommen sei "realistisch", sagt Hausmaninger. Als sie Rektor Gerald Bast das Werk angeboten habe, sei er "hellauf begeistert" gewesen, nun müsse noch die Bundesimmobiliengesellschaft als Eigentümer des Baus zustimmen. Die Angewandte bestätigt diese Begeisterung, verweist auf ernsthaftes Interesse und Gespräche. Doch müsse man auch "noch einiges abklären".

Ohne einen Käufer wäre das Werk aus der Stadt verschwunden, sagt Hausmaninger. Sie habe die Arbeit nicht fürs Depot gekauft, sondern um sie für Wien zu retten und sie öffentlich zu zeigen – "speziell wegen ihres Bezugs zur Reichspogromnacht".

Mahnmal gegen Faschismus

Diese Lesart, die Weiners Werk für viele so bedeutend macht, war vom Künstler ursprünglich nicht intendiert. Die Idee zu den Worten Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht) war Weiner gekommen, als er nachts Flaschen zerbrechen hörte. 1991 wurde die Schrift im Zuge der Festwochen am Flakturm angebracht. Erst durch dessen militärische Funktion im Nationalsozialismus wurden die Worte später in Bezug zum Faschismus gesetzt.

Wien gewann seinen Weiner lieb. Das als temporär gedachte Werk überdauerte die Festwochen, und Weiner überließ es der Stadt als Dauerleihgabe. Der Schriftzug wurde die meistpublizierte Arbeit des Konzeptkünstlers im öffentlichen Raum.

Schon lange war Weiner mit den Veränderungen des Flakturms unglücklich, doch ihm lag an der Arbeit an diesem Ort. Bis 2017 Umbaupläne bekannt wurden. 2015 hatte das Haus des Meeres der Stadt den Turm abgekauft, eine Vertragsklausel zum Werkerhalt wurde dabei fallen gelassen.

Neue vertikale Anordnung

Noch bevor ihr das Werk gehörte, kämpfte Hausmaninger schon für dessen Verbleib. Daher war es für die Weiner in Wien vertretende Galerie Winter logisch, Hausmaninger vor etwa eineinhalb Jahren das Werk zu verkaufen – "weil wir wussten, dass sie die beste Lösung finden wird".

Bis zu 300.000 Euro kosten Weiners Textskulpturen in der bei Winter gerade eröffneten Schau Just in time. Die Arbeit vom Flakturm sei "nicht exorbitant teurer" gewesen, erfährt man. Im Kaufpreis enthalten sei die Umarbeitung der bisher horizontalen Schrift in eine vertikale, so die Galerie. Ansonsten würde sie nicht auf die vorgesehene Wand passen.

Noch aber steht die Einigung mit der Angewandten nicht. (Michael Wurmitzer, 24.5.2019)